»Salt Bae« und der Erfolgsfaktor Social Media
Wie macht man Millionen in Zeiten von Social Media? Ganz einfach: den rechten Arm anwinkeln, den Ellbogen nach vorne drücken und dann Salz auf ein Stück Fleisch rieseln lassen. Mit dieser Geste ging der türkische Fleischer und Koch Nusret Gökçe auf Instagram viral. Bald war er vor allem unter dem Spitznamen »Salt Bae« bekannt und mittlerweile hat Gökçe sich ein Vermögen von knapp 45 Millionen US-Dollar aufgebaut. Seinen Anfang nahm der Starkoch allerdings ganz unten.
Vom Tellerwäscher zum Millionär
Nusret Gökçe wuchs in armen Verhältnissen in Erzurum, Türkei, als Sohn eines Minenarbeiters auf. Er musste die Schule mit 16 Jahren abbrechen und eine Lehre zum Fleischer beginnen, in der er 18 Stunden am Tag arbeitete. Von 2007 bis 2010 reiste er dann in Argentinien und den USA umher und arbeitete dort ohne Bezahlung als Koch in Restaurants, um Erfahrung zu sammeln.
Sein erstes eigenes Restaurant »Nusr-Et« konnte er dann mithilfe eines Kredits eines Freundes 2010 in Istanbul eröffnen. 2012 schaffte er es, 49 Prozent seiner Anteile an der Firma an die Doğuş Holding zu verkaufen. Danach wurden weitere Restaurants in Metropolen wie New York, Dubai, Abu Dhabi oder London eröffnet. Allein sein Londoner Restaurant machte in den ersten drei Monaten sieben Millionen Pfund Umsatz.
Das Video, das alles veränderte
Ein Instagram-Video machte ihn dann 2017 plötzlich über Nacht weltweit berühmt. Das Video »Ottoman Steak«, in dem Gökçe mit einer fast schon arroganten Attitüde ein Fleisch zerlegt und salzt, wurde innerhalb von 48 Stunden 2,4 Millionen Mal angesehen. Bei den Kommentaren unter dem Video handelt es sich dabei vor allem um Begeisterungsausrufe zu seinem Aussehen und der Hingabe zu seiner Arbeit. Mittlerweile hat das Video über 20 Millionen Views gesammelt und die Geste wurde in diversen Memes verewigt.
Mit dem dadurch entstandenen Hype kamen auch zahlreiche Prominente wie Rihanna, Leonardo DiCaprio oder Lionel Messi zu ihm ins Luxusrestaurant, um sich von ihm ihr Steak zubereiten zu lassen. Diese sind allerdings nicht wirklich für den Durchschnittsbürger bestimmt: Mehrere hundert US-Dollar kann eines seiner Steaks kosten. Natürlich findet man hier unter anderem auch einen Milchshake für 99 US-Dollar und wer den Luxus auf die Spitze treiben möchte, kann sich sogar ein mit Blattgold verziertes Steak am Tisch vom Star-Koch höchstpersönlich aufschneiden und salzen lassen – für knapp 2.000 US-Dollar.
Ist doch nicht alles Gold, was glänzt?
Auch auf Instagram präsentiert der Gourmet gerne seinen Reichtum und posiert mit Luxusautos, teuren Anzügen und Privatjet. Das kommt allerdings nicht bei jedem gut an und so häuft sich unter seinen Beiträgen immer mehr Kritik. Im Dezember 2022 machte Gökçe außerdem von sich reden, als er nach dem WM-Finale zwischen Frankreich und Argentinien in Katar unerlaubt auf den Platz rannte, um unter anderem Lionel Messi zu einem Selfie zu drängen und mit der WM-Trophäe zu posieren.
Zudem wurde im Juni 2023 sein New Yorker Restaurant geschlossen, es können im Moment aber nur Vermutungen zu den Gründen dafür aufgestellt werden. So gab es vor allem Kritik aufgrund der nicht gerade günstigen Speisekarte im Verhältnis zu dem scheinbar nur durchschnittlichen Geschmack. Auch lagen mehrere Klagen wegen sexueller Belästigung, Diskriminierung und Lohndiebstahl in seinen Restaurants vor.
Der Untergang ist das für Nusret Gökçe aber noch lange nicht – schließlich hat er noch eine weitere Filiale in New York und über 20 andere weltweit. Und auch auf seine Fans kann er sich weiterhin verlassen: Allein auf Instagram hat er über 53 Millionen Follower, die weiterhin hunderttausende Likes geben, sobald ein neues Video vom »Salt Bae« und seinen teuren Steaks hochgeladen wird.
LT
Bild: IMAGO / ABACAPRESS