Selbstwahrnehmung statt Selbstoptimierung!

To-do-Listen, Deadlines und Zoom-Meetings: Lange galt dieser alltägliche Hustle als Garant für den Erfolg. Doch immer mehr Menschen spüren: Coaching-Ansätze, die auf Kontrolle und Optimierung setzen, verlieren an Strahlkraft. Was aber, wenn Erfolg nicht aus Leistung oder Status erwächst – sondern aus innerer Kohärenz? Davon ist Rosa Koppelmann überzeugt. Wie sie diesen spirituellen Ansatz in ein alltagstaugliches Coaching übersetzt, hat sie uns im Interview verraten.

Frau Koppelmann, viele Menschen streben nach Erfolg. Doch welche Bedeutung hat dieser Begriff eigentlich für Sie persönlich?

Erfolg ist für mich ein Zustand der inneren Kohärenz. Am Ende fühlt sich das Leben immer dann »vollständig« und »stimmig« an, wenn wir in Kohärenz sind. In Kohärenz zu sein, bedeutet, dass wir im radikalen Einklang mit unserer tiefsten Wahrheit leben. Diese Wahrheit ist nichts Starres – sie verändert sich, weil wir uns verändern. So war Erfolg für mich vor drei Jahren noch: »Endlich die Freiheit haben, mit meinen Kindern um die Welt zu reisen«, weil das Leben an einem festen Ort damals Dissonanz – also das Gegenteil von Kohärenz – in mir ausgelöst hat. Heute, wo ich längst mit meinen vier Kindern um die Welt reise, ist Erfolg für mich jeder einzelne Moment, den ich bewusst in Kohärenz wahrnehme. Und das Schöne ist: Ich kann jederzeit in einen Zustand innerer Kohärenz finden. Für mich bedeutet Erfolg also nicht, etwas zu erreichen – sondern in der Tiefe mit mir selbst verbunden zu sein. Wenn dein ganzes System, Körper, Geist, Energie, im Einklang schwingt, folgt der Erfolg dir, nicht umgekehrt!

Auf Ihrer Website sprechen Sie vom »Rosa Way of Life«. Was genau steckt hinter dieser Lebensphilosophie?

Mein ganzes Leben basiert auf non-dualem Denken, gelebter Intuition und energetischer Klarheit. Auf Basis des Grundwissens rund um Quantenphysik und Neurobiologie habe ich erkannt, dass Anstrengung und Kampf ausschließlich zu mehr Anstrengung und Kampf führen kann. Während Kohärenz ausschließlich zu mehr Kohärenz führen kann. Dieses Wissen ist nicht neu, nur wurde es bisher hauptsächlich in sehr spirituellen oder religiösen Kontexten gelebt. Ich bringe mit dem »Rosa Way of Life« eine bodenständige, pragmatische Anwendung dieses Jahrtausende alten Wissens zu den Menschen. Ganz praktisch bedeutet das: Statt ständig zu tun, zu kämpfen oder zu optimieren, lade ich Frauen ein, wieder zu sein. Dieses Sein ist dabei keineswegs passiv – im Gegenteil. Die Handlung entspringt aus intuitiver Klarheit, nicht aus dem verzweifelten Versuch, Kontrolle zu behalten. Statt Leistung zählt Präsenz. Statt Selbstoptimierung: Selbstwahrnehmung! Es ist der Weg zurück zur eigenen Wahrheit – die nie im Außen liegt, sondern immer in uns selbst pulsiert.

Ihre Mutter ist Hypnosetherapeutin, Ihr Vater Schamane. Trotzdem hatten Sie das Gefühl, dass Ihnen etwas fehlt. Können Sie heute sagen, was es war? Wie ist es Ihnen gelungen, die Leere zu füllen – gab es einen Wendepunkt?

Was mir fehlte war die Erfahrung der eigenen Ganzheit. Ich hatte das Gefühl, in einem spirituellen Goldfischglas zu schwimmen: Alles um mich herum war besonders, aber ich fühlte mich trotzdem getrennt. Um »besondere Erfahrungen« zu machen, brauchte es komplizierte Rituale, Sitzungen oder Trance-Zustände. Ich konnte einfach nicht glauben, dass das »Besondere« und das »Normale« zwei verschiedene Dinge waren. Der Wendepunkt kam, als ich aufgehört habe, im Außen nach Erfüllung zu suchen – und stattdessen begonnen habe, nichts mehr in mir selbst abzulehnen. Nicht meine Wut, nicht meine Zweifel, nicht meine Angst. Plötzlich erkannte ich die tiefe Erfüllung in mir; ich brauchte weder Räucherwerk noch Trommel um die Einheit von allem, was ist, zu spüren: ich brauchte lediglich die Erlaubnis meine eigenen Gefühle (und somit mein ganzes Sein) voll anzuerkennen. Und damit war ich plötzlich ganz! Meine tiefsten Erfahrungen kamen nicht durch komplizierte Rituale, sondern durch das bewusste Dasein mit meinen eigenen Gefühlen. Meine Methode ist genau daraus entstanden: aus radikaler Erlaubnis. Aus dem Mut, alles zu fühlen – und nichts mehr festzuhalten.

Aus Ihrer persönlichen Philosophie haben Sie eine Coaching-Methode entwickelt. Wie kam es dazu? Mussten Sie Ihre Überzeugungen dabei verallgemeinern oder anderweitig anpassen?

Nein – ich musste sie im Gegenteil radikal ehrlich in eine Form bringen, die keine Kompromisse macht. Mit Mitte 30 war ich frustriert und am Ende meiner Kräfte. Ich war seit zehn Jahren selbstständig, aber machte immer nur gerade so viel Umsatz, wie wir als Familie zum Leben brauchten. Ich war gereizt, überfordert, genervt – von allem und allen! Heute denke ich: Ich hatte keine Wahl. Ich brauchte einen neuen Weg für mich. Also begann ich, die Methode an mir selbst anzuwenden. Nach nur wenigen Wochen sagte mein Mann zu mir: »Rosa, was hast du gemacht, dass du seit einiger Zeit so entspannt bist?« Da war mir klar: Ich muss damit rausgehe! Ich begann, meinen damaligen 1:1-Kundinnen Sessions zu geben, brachte wenig später die erste Meditation auf den Markt, die mit meiner Methode arbeitete – und plötzlich explodierte mein Business – und mit ihm die Ergebnisse meiner Kundinnen. Nur die Sache ist die: Meine Methode ist kein Werkzeugkoffer, sie ist ein Bewusstseinsraum. Sie funktioniert nicht trotzdem, sondern gerade, weil sie keine klassischen Methoden imitiert. Sie basiert auf non-dualem Denken. Ich habe sie nicht entwickelt, um erfolgreich zu coachen. Ich habe sie entwickelt, um Menschen daran zu erinnern, dass sie nie getrennt waren. Es geht mir nicht ums Ziel. Es geht mir um das Bewusstsein, das auf dem Weg entsteht – und das meinen Kundinnen nie wieder genommen werden kann.

Wenn Sie Ihrem früheren Ich, kurz vor dem Start in die Selbstständigkeit, heute einen Ratschlag geben könnten: Welcher wäre das?

Hör auf, dich zu fragen, ob du gut genug bist! Nimm niemals einen Ratschlag als »Wahrheit« an, sondern lebe kompromisslos deine eigene Wahrheit. Denn wenn du deine Wahrheit lebst, bist du in Kohärenz mit dir selbst. Und Kohärenz führt zu einer Leichtigkeit, die du dir gerade noch nicht mal vorstellen kannst. Alles, von dem du jetzt gerade glaubst, dass es unfassbar schwer und anstrengend zu erreichen ist, ist tatsächlich schon da. Nur auf einer anderen Frequenz. Und somit ist es immer deine Frequenz, die entscheidet – nicht dein Lebenslauf! Und wenn du wackelst: Steh trotzdem auf; bleib bei dir! Nicht weil du musst, sondern weil du nicht anders kannst, wenn du dich wieder und wieder daran erinnerst, wer du bist: Ein Teil von allem, was ist.

Unsere Gesprächspartnerin:

Rosa Koppelmann ist Coach, Autorin und Gründerin der Rosa-Koppelmann-Methode.

Mit dieser hat sie sich das Ziel gesetzt, andere dabei zu unterstützen, ein Leben in Kohärenz zu führen.

Beitragsbilder: Raisa Zwart

AS (L)