Sophia Tran: »Ich sehe mich nicht als klassische Influencerin«

Sophia Tran: »Ich sehe mich nicht als klassische Influencerin«

Sophia Tran gründete ihr erstes Unternehmen 2012 – das Online-Magazin »Smokey Cats« Später macht sie sich selbstständig und unterstützt nun digitale Start-ups als Gründerin und CEO von »Spotlight! Ventures«. Auf ihrem Instagram-Account (@sophia_tran) berichtet sie ihren rund 60.300 Followern von ihrer Arbeit als Konferenz-Moderatorin, Investorin und CEO und ihren damit verbundenen Reisen. Uns hat sie im Interview verraten, warum sie sich nicht als klassische Influencerin sieht und wie Influencer junge Unternehmen unterstützen können.

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?

Meine Entscheidung, den Weg eines »Influencers« zu verfolgen, wurde nicht von Anfang an bewusst getroffen. Vielmehr entwickelte sich meine Rolle als »Tech-Influencerin« organisch im Laufe meiner beruflichen Reise. Hauptberuflich führe ich das Unternehmen »Spotlight! Ventures«. Dort unterstütze ich junge digitale Start-ups aus der ganzen Welt auf ihrem Weg zum Erfolg und bin umgeben von einem Team aus Expertinnen und Experten, die diese Unternehmen beraten und mit Investoren vernetzen.

Die Motivation, in die Welt der sozialen Netzwerke und Technologie einzutauchen, wurzelt in meiner langjährigen Begeisterung für diese Themen. Schon früh erkannte ich das Potenzial von sozialen Medien und Digitalisierung, um Wissen zu teilen, Verbindungen herzustellen und die Zukunft mitzugestalten. Dies führte dazu, dass ich mich aktiv in verschiedenen sozialen Netzwerken engagierte und meine Gedanken und Erfahrungen teilte.

Zusätzlich dazu habe ich die Möglichkeit, auf internationalen Bühnen zu sprechen und im Fernsehen vor der Kamera zu stehen, was meine Sichtbarkeit in der Tech- und Unternehmenswelt erhöhte. Aufgrund dieser Aktivitäten und meiner Affinität zu Technologie begannen mich Menschen als »Tech-Influencerin« zu bezeichnen.

Während ich mittlerweile gelegentlich auch bezahlten Kampagnen umsetze, sehe ich mich nicht als klassische Influencerin im herkömmlichen Sinne. Stattdessen betrachte ich mich eher als Vorbild und Role Model, insbesondere für junge Frauen, die in der Tech-Branche Fuß fassen möchten. Meine Motivation besteht darin, Wissen zu teilen, Menschen zu inspirieren und eine positive Veränderung in der Welt der Technologie und Start-ups herbeizuführen.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?

Authentizität ist entscheidend: Eines der wichtigsten Dinge, die ich gelernt habe, ist die Bedeutung von Authentizität. Es ist verlockend, sich in den sozialen Medien in ein perfektes Bild zu inszenieren, aber die Zuschauer schätzen Ehrlichkeit und Authentizität viel mehr. Authentizität baut Vertrauen auf und schafft eine tiefere Verbindung zu deinem Publikum.

Zeitmanagement: Die Welt der sozialen Medien kann sehr zeitaufwendig sein. Ich weiß nicht, wie viele Nächte ich um die Ohren geschlagen habe, um spät in der Nacht noch vom Tag davor zu berichten. Manchmal ist das aber leider nicht möglich, wenn man lange auf einer Konferenz ist und trotzdem aktuell berichten möchte. Es ist trotzdem wichtig, ein effizientes Zeitmanagement zu entwickeln, um die Balance zwischen Online-Präsenz und persönlichem Leben zu finden. Die Planung von Inhalten im Voraus und die Festlegung von Prioritäten sind aus meiner Sicht entscheidend.

Kritik und Resilienz: In der Öffentlichkeit zu stehen, bedeutet auch, mit Kritik umgehen zu müssen. Es ist unvermeidlich, dass nicht jeder deine Botschaft positiv aufnimmt. Hinzu kommen persönliche Beleidigungen oder anzügliche Inhalte, die man nicht akzeptieren muss, aber sehr wohl gewaffnet ist, dass diese vorkommen können.

Netzwerken: Die Kraft des Netzwerkens sollte nicht unterschätzt werden. Die Zusammenarbeit mit anderen Influencern und Experten kann wertvolle Chancen eröffnen und das Wachstum beschleunigen.

Kontinuierliche Weiterbildung: Die Welt der sozialen Medien und des Online-Marketings verändert sich ständig. Immer auf dem neuesten Stand zu bleiben und neue Fähigkeiten zu erlernen, ist entscheidend für langfristigen Erfolg. Ich bin froh, dass mir Technik einfach unfassbar viel Spaß macht, auch wenn man sich manchmal schon doch reinfuchsen muss.

Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?

Kommunikationsfähigkeiten: Gute Kommunikationsfähigkeiten sind unerlässlich. Das bedeutet nicht nur, klare und ansprechende Botschaften in Text und Video zu vermitteln, sondern auch aktiv zuzuhören und auf Kommentare und Rückmeldungen von Followern zu reagieren.

Kreativität: Die Fähigkeit, kreative Inhalte zu erstellen und Ideen zu generieren, die aus der Masse hervorstechen, ist entscheidend. Kreativität hilft dabei, Aufmerksamkeit zu erregen und ein einzigartiges Markenimage aufzubauen. Manchmal bin ich selber aber auch zu faul, was sich natürlich in den Aufrufen widerspiegelt.

Empathie: Empathie ist wichtig, um die Bedürfnisse und Interessen deines Publikums zu verstehen. Ein Influencer sollte in der Lage sein, sich in die Lage seiner Follower zu versetzen und relevante und ansprechende Inhalte zu liefern.

Konsistenz: Kontinuierliche Aktivität und Konsistenz sind Schlüssel. Das bedeutet, regelmäßig qualitativ hochwertige Inhalte zu veröffentlichen und eine klare Marken-, beziehungsweise Personal-Branding-Botschaft aufrechtzuerhalten.

Geduld und Ausdauer: Der Aufbau einer treuen Followerschaft und der Erfolg als Influencer erfordern Zeit und Ausdauer. Es kann eine Weile dauern, bis man Sichtbarkeit und Reichweite aufbaut, daher ist Geduld unerlässlich. Geduld habe ich leider am wenigsten, aber zum Glück bin ich auch nicht hauptberuflich Influencerin.

Technische Kenntnisse: Je nach Plattform und Nische können technische Fähigkeiten von Vorteil sein. Dies kann das Bearbeiten von Videos, die Fotografie oder die Verwendung von Analysetools umfassen.

Business-Verständnis: Influencer sind oft auch Unternehmer und sollten daher grundlegende Geschäftskenntnisse haben. Dies beinhaltet das Verständnis für Verträge, rechtliche Aspekte und die Verwaltung von Einnahmen und Ausgaben.

Anpassungsfähigkeit: Die Welt der sozialen Medien und des Online-Marketings ist ständigen Veränderungen unterworfen. Ein Influencer sollte bereit sein, sich an neue Trends und Technologien anzupassen.

Inwiefern beeinflussen Influencer die Unternehmertumsbranche?

Meiner Meinung nach beeinflussen Influencer die Unternehmertumsbranche auf vielfältige Weise. Ihre Bedeutung erstreckt sich über verschiedene Aspekte des Unternehmertums:

Ich sehe, dass Influencer im Bereich Marketing und Werbung eine entscheidende Rolle spielen. Unternehmen nutzen ihre Reichweite und Glaubwürdigkeit, um Produkte zu bewerben, was traditionelle Werbemodelle verändert hat. Darüber hinaus können Influencer einen wertvollen Beitrag zur Produktentwicklung leisten. Durch ihre Erfahrungen und die direkte Interaktion mit ihrem Publikum können sie wertvolles Feedback zu Produkten und Dienstleistungen geben. Dieses Feedback kann Unternehmen dabei helfen, Produkte zu verbessern und besser auf die Bedürfnisse der Verbraucher zuzuschneiden. Weiterhin fungieren Influencer oft als Markenbotschafter und tragen dazu bei, das Marken-Image zu stärken. Die Persönlichkeit und das Image eines Influencers können nahtlos mit den Werten einer Marke in Einklang stehen, was eine tiefere Bindung zwischen der Marke und den Verbrauchern schafft.

In der Zielgruppenansprache sind wir ein effektives Werkzeug, da wir oft spezifische Zielgruppen ansprechen. In der Welt der Start-ups sind Influencer äußerst hilfreich bei der Förderung von Start-up-Unternehmen. Sie können dazu beitragen, Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit für aufstrebende Unternehmen zu generieren, was besonders in den frühen Phasen der Unternehmensgründung von entscheidender Bedeutung ist.

Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?

Auf jeden Fall lasse ich mich auch von anderen Influencern beeinflussen, da ich fest davon überzeugt bin, dass man andere Menschen nur inspirieren kann, wenn man sich selbst inspirieren lässt. Ich bin davon überzeugt, dass wir ständig lernen und wachsen müssen, um unser eigenes Potenzial zu entfalten. Abgesehen von anderen Influencern habe ich persönliche Idole und Vorbilder in verschiedenen Lebensbereichen gefunden. Ein herausragendes Beispiel ist Michelle Obama, die ich zuletzt live auf der Bühne gesehen habe. Für mich ist sie ein absolutes Vorbild. Ihre Authentizität, ihre Leidenschaft für Bildung und soziale Gerechtigkeit, und ihre Fähigkeit, Menschen zu inspirieren, sind bewundernswert.

Was die Kritik betrifft, so betrachte ich sie als eine Gelegenheit zur persönlichen Weiterentwicklung. Kritik, wenn sie konstruktiv ist, kann helfen, Schwächen zu erkennen und sich zu verbessern. Natürlich ist es nicht immer einfach, Kritik zu akzeptieren, insbesondere in der öffentlichen Arena. Aber ich versuche, sie nicht persönlich zu nehmen und stattdessen daraus zu lernen, um meine Arbeit und mein Engagement für meine Community zu verbessern.

Insgesamt betrachte ich die Beeinflussung durch andere und den Umgang mit Kritik als wichtige Aspekte meines eigenen Wachstums und meiner Entwicklung als Influencer und als Individuum, weshalb ich mittlerweile auch akzeptiert habe, als Tech-Influencerin bezeichnet zu werden.

 

Bild: Simon Hecht