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Stillstand ist der sichere Tod!

„Wer heute stehen bleibt, der lebt genauso riskant, als würde er nachts unbeleuchtet auf der Autobahn parken: es ist nur eine Frage der Zeit, bis man von hinten überrollt wird“ sagt Zukunftsexperte Stephan Jung.

 

Weltbekannte Marken wie KODAK oder BLOCKBUSTER VIDEO haben mit NECKERMANN und SCHLECKER eines gemeinsam: sie parkten gemütlich und unbeleuchtet auf der Autobahn und haben die grellen Scheinwerfer im Rückspiegel, also die längst spürbaren Veränderungen in der Welt, viel zu lange ignoriert. Als sie dann überrollt wurden, empfanden sie das als ungerecht, glaubten sie sich doch in einer sicheren Position. Die Chefs von BLOCKBUSTER empfingen immerhin die Gründer von NETFLIX, ignorierten diese neue Technologie und die Kundenwünsche aber letztlich. Der Rest der Geschichte ist bekannt: sie haben ihre 9.000 Filialen schließen müssen.

 

Schauen wir in verschiedene Lebensbereiche: wie sieht heute ein Arbeitsplatz aus? Waren es vor 20 Jahren noch gegenüberstehende Schreibtische in einem Zweiachser Büro mit 2,70 Meter Fensterraster und Gummibaum, so ist der Arbeitsplatz heute oftmals genau dort, wo der Laptop ist – in der Bahn, in der Hotellobby oder bei Starbucks. Die Büros von Morgen sehen aus wie Designerspielplätze für Erwachsene: nichts erinnert an Arbeit, vieles erinnert an Wohlfühlen, Lounge und Meetingpoints.

 

Die Anforderungen der jungen Generation an ihren Arbeitgeber verändern sich dabei: IMPACT steht auf Platz 1 der Wunschliste, also die sofortige Möglichkeit, etwas zu bewegen. Ich betone nochmal das Wort „sofort“: das ist nicht später, nach der Probezeit oder wenn der Senior in Pension geht. Der Arbeitnehmer von heute packt seinen Rucksack auf das Bike und weg ist er, wenn es ihm langweilig wird. Es empfiehlt sich also zu der ohnehin extrem wichtigen Customer Centricity die Employee Centricity zu ergänzen.

 

Was passiert mit unserem Zuhause? Für die 60 qm Zweizimmerwohnung mit enger Küche und innenliegendem Bad interessiert sich kaum mehr jemand. Der Wohn- und Kochbereich wird immer mehr zum kommunikativem Meeting Point, Bad und Schlafzimmer zu einer Wellness Oase. Siri und Alexa helfen uns zunehmend bei der Steuerung der Wohnungstechnik und erledigen mehr und mehr Standardaufgaben wie Einkaufen oder Bestellungen.

 

Verlassen wir das Zuhause, dann werden wir immer seltener in unser eigenes Auto steigen, denn wir wollen einfach nur die Lösung einer Mobilitätsanforderung. Großstadtbewohner haben zu über 60 % kurze Strecken unter 5 km zu bewältigen. Das wird immer öfter mit dem E-Bike erledigt oder mit neuen Anbietern wie z. B. Seilbahnen oder dem gerade in China getesteten Brückenbus, der den Verkehr auf eine zweite Ebene anhebt.

 

Künstliche Intelligenz könnte sich zu Fluch und Segen entwickeln: Human Robotics werden uns immer mehr Standardaufgaben abnehmen. Sie lernen zügig hinzu und ich bin überzeugt, dass in 15 Jahren jeder Schüler und Student von einem persönlichen Avatar unterrichtet werden wird, was die Schul- und Studienzeiten deutlich verkürzen wird.  Gleichzeitig warnt u. a. der Physiker Steven Hawking, dass sie die Menschheit irgendwann als zu dumm einschätzen und uns von der Erde vertreiben könnten. Auch hier wird es sich also lohnen, nicht Stillzustehen sondern das lebenslange Lernen als etwas selbstverständliches und lebensnotwendiges zu begreifen. Und: Behalten Sie die Scheinwerfer im Rückspiegel immer im Blick…

 

Stephan Jung ist Unternehmer, Innovationsexperte, Dozent und Autor. Er gilt als DER Vordenker, wenn es um Zukunftstrends geht und verrät, wie wir Morgen leben. Er ist Mitglied des Expertengremiums im internationalen Wirtschaftsrat in Berlin sowie des Brain Reserve Pool von Faith Popcorn in New York. Politik und Medien schätzen Ihn als kompetenten Gesprächspartner und Visionär. Sein Erfahrungsschatz basiert auf systematischen Marktbeobachtungen der weltweiten Hotspots. Er hat zielsicher die Entwicklungen von Red Bull, Facebook, Google sowie den Niedergang bekannter Handelsformate vorausgesagt. Zu seinen Kunden zählen sowohl namhafte internationale Konzerne als auch mittelständische Unternehmen.

 

Bilder: lzf/depositphotos, Stephan Jung