Sven Klünder: »Hinter Erfolg und Reichweite steckt harte Arbeit«

Sven Klünder: »Hinter Erfolg und Reichweite steckt harte Arbeit«

Sven Klünder gibt auf Instagram, TikTok und YouTube unter dem Namen »InvestIngenieur« Tipps zum Thema Aktien. Den Startschuss für seine Karriere als Influencer gab es aber schon 2014. Damals ergab sich für ihn die Chance, Mitarbeiter-Aktien seines derzeitigen Arbeitgebers zu kaufen. Heute reicht er sein Wissen an seine circa 74.700 Instagram-Follower weiter (@investingenieur). Uns hat Sven im Interview verraten, warum er andere Influencer und auch sich selbst nicht als Vorbilder sieht und warum es wichtig ist, eine persönliche Verbindung mit seinen Followern aufzubauen.

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?

Meine Motivation, mit Instagram zu starten war zu Beginn, mich über das Thema Aktien auszutauschen und mich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Dass mein Account so schnell wachsen würde, war am Anfang überhaupt nicht abzusehen. Insofern entstand die Idee, mein Hobby auch zum Beruf zu machen, erst spät. Heute bin ich sehr glücklich über diese Entscheidung und dankbar für die Freiheit, meine Leidenschaft zum Beruf gemacht zu haben.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencer gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?

Gerade in der Anfangsphase habe ich mir den Aufbau meines Kanals deutlich einfacher vorgestellt. Was viele, gerade neue Accounts, immer vergessen: Hinter Erfolg und Reichweite steckt harte Arbeit. Ich würde grundsätzlich nicht mit der Intention starten, Geld als Influencer zu verdienen, sondern versuchen authentisch zu bleiben und Spaß am Thema zu haben. Follower haben ein sehr gutes Gespür dafür, was deine Intentionen sind.

Dann ist das Thema Kontinuität sehr wichtig. Je nach Plattform ist Content sehr kurzlebig und es muss regelmäßig Nachschub kommen. Das Problem: Gleichzeitig müssen die Beiträge Mehrwert für potenzielle Follower bringen, sonst stagniert der Account. Gerade an der Mischung aus Kontinuität und Mehrwert scheitern viele und geben dann nach einigen Monaten auf.

Und dann kommt der Aspekt Social Media dazu. Die soziale Komponente besteht darin, sich mit anderen zu vernetzen, um gemeinsam zu wachsen. Gleichzeitig aber auch darin, für die Follower da zu sein. Hier schließt sich der Kreis zum Thema »Harte Arbeit«: Ich beantworte täglich über 100 DMs. »Unsichtbare« Arbeit zwar, aber mir macht es Spaß und Follower danken es mir mit Treue und Support.

Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?

Zuerst natürlich Kreativität, um regelmäßig neue Ideen und neue Formate zu entwickeln, aber auch, um das Bestehende zu hinterfragen und regelmäßig zu verbessern.

Dann ist es super hilfreich, wenn man eher extrovertiert ist und auf Menschen zugehen kann. Und sich im besten Fall auch traut, Gesicht zu zeigen. Menschen vertrauen Menschen und gehen eher mit dir als Influencer durch dick und dünn, wenn sie dich auch etwas persönlich kennen.

Zu guter Letzt gilt es auch kritikfähig zu sein und nicht alles persönlich zu nehmen. Gerade im Internet im Schutz der vermeintlichen Anonymität zeigen einige Menschen ihre schlechtesten Seiten. Damit gilt es, einen Umgang zu finden.

Inwiefern beeinflussen Influencer die Finanz-Branche?

In den letzten Jahren hat sich viel in der Finanz-Branche getan. Bei meinen ersten Aktien habe ich noch komplizierte Transaktionen via Anruf getätigt. Inzwischen ist das Angebot deutlich niedrigschwelliger via Smartphone geworden. Influencer liefern an dieser Stelle ähnlich niedrigschwellige Informationen, abseits von teils sperriger Fachliteratur, Börsenbriefen, etc.

Für meinen Teil möchte ich meinen Follower eine langfristige, nachhaltige und an die individuelle Situation angepasste Investitionsstrategie nahelegen. Ich teile dabei natürlich meine Ideen und Ansichten, wünsche mir aber, dass meine Follower meinen Content nur als Anregung sehen bzw. maximal als einen kleinen Teil einer möglichen Investitionsentscheidung. Dabei freue ich mich auch immer über den kritischen Austausch, da es mich und meine Fähigkeiten als Investor weiterbringt.

Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?

Ich persönlich sehe mich nicht als Vorbild, auch wenn ich das oft von Followern zurückgemeldet bekomme. Ich bin ein normaler Mensch, ein Privatanleger, der ein wenig aus seinem Alltag berichtet. So, wie ich mich auf Instagram zeige, bin ich auch im Privaten.

Influencer selber sehe ich weniger als Vorbild, da ich durch meinen Blick hinter die Kulissen weiß, dass es oftmals mehr Schein als Sein ist. Inspiration nehme ich mir gerne an der einen oder anderen Stelle mit, Idole und Vorbilder habe ich aber eher im privaten Umfeld gefunden.

Bei Kritik ist es immer die Frage, wie sie geäußert wird. Im Internet findet das selten sachlich statt, oft wird mit zweierlei Maß gemessen oder es entstehen persönliche Angriffe auf Personen. Ich, für meinen Teil, versuche dabei immer die Sachebene zu analysieren und zu verstehen und leite daraus dann ggf. Veränderungen für meine weitere Arbeit ab.

 

Bild: Margarete Klünder – Blacklime Design