Theo Carow: »Werde nicht Influencer, nur um Influencer zu sein!«

Theo Carow: »Werde nicht Influencer, nur um Influencer zu sein!«

Theo Carow begeistert mit seinen Kurzfilmen auf TikTok knapp 4,3 Millionen Abonnenten. Dabei reichen seine Themen von emotionalen Alltagssituationen bis hin zur Popkultur. Auch auf YouTube folgen ihm dabei rund 173.000 Menschen und auf Instagram sind es rund 515.000 (@theocarow), die er regelmäßig mit Posts aus seinem Leben versorgt. Uns hat Theo im Interview verraten, wie er Social Media für sich entdeckt hat und warum man nicht einfach nur andere Influencer kopieren sollte.

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?

Ich wollte – ausgelöst durch meine Eltern, die in dieser Branche arbeiten – schon immer und unbedingt zum Film oder Fernsehen. Ich habe dann nach meinem Abitur geschauspielert, Regie-Praktika gemacht und als Set Runner und Ausstattungsassistent an allen möglichen Filmsets gearbeitet. Als ich dachte, dass meine Zeit reif wäre, habe ich mich sowohl an Regie- als auch an Schauspiel-Universitäten beworben, wurde aber bei allen aus den verschiedensten Gründen abgelehnt. Unteranderem hieß es: »Du bist zu jung und hast einfach noch nichts zu erzählen.«

Also habe ich überlegt, wie ich auch Filme machen kann, ohne von einer Handvoll Menschen abhängig zu sein, die mich entweder für talentiert oder untalentiert halten. Social Media ist da im Gegensatz ja eine Demokratie: Die Leute konsumieren das, was sie wollen, und schauen wiederholt die Dinge, die sie begeistern oder unterhalten. Also habe ich angefangen, meine »Filme« auf Social Media hochzuladen, und hatte das große Glück, damit Erfolg zu haben. Als großes Ziel habe ich nichtsdestotrotz, richtige (Spiel-)Filme zu machen. Da entwickle ich mich aber immer mehr hin – und bin weiterhin super motiviert, daran zu arbeiten.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencer gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?

Lade das hoch, was du willst – das, was DICH interessiert! Am Ende bist du extrem unglücklich, wenn du andere Influencer und Videos nachmachst, nur, um Erfolg zu haben. Auf YouTube gibt es hunderte tausende Menschen die Mr. Beast nachmachen. Halb Deutschland kopiert irgendwelche »Erfolgs-Formate« aus Amerika. Ich finde es jedes Mal unfassbar unangenehm und peinlich, wenn ich sehe, wie deutsche Influencer irgendeinen Trend aus Amerika kopieren – ohne Credits zu geben. Urheberrechtlich ist das einfach nicht okay, aber da das Internet eine riesige Grauzone ist, ist das nun mal so. Außerdem denke ich, man macht sich selbst unglücklich, wenn man nur eine Kopie von etwas ist. Also werde nur Influencer, wenn du weißt, was du machen willst! Wenn du ein Original sein willst, wenn du eine Geschichte erzählen willst, wenn du Leute unterhalten oder informieren willst oder whatever. Aber NUR, wenn du es auf deine eigene Art machst. Werde nicht Influencer, nur um Influencer zu sein!

Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?

Man muss Menschen begeistern können. Auf welche Art auch immer.

Inwiefern beeinflussen Influencer die Unterhaltungsbranche?

Oh, ich glaube mittlerweile ist das echt unfassbar viel – und zwar nicht nur, weil twenty4tim jetzt beim Dschungelcamp ist. Im Gegenteil: Der Versuch, Influencer in die alten Medienwelt, also ins herkömmliche Fernsehen, zu ziehen, ist zwar super cool und wichtig, aber ich denke, es ist eher ein Zeichen dafür, wie weit vorne Content Creator im Thema Einfluss und vor allem bei den Aufrufzahlen liegen. Der Großteil der Jugendlichen konsumiert ihre Unterhaltung auf den Sozialen Medien – ob das Kurzvideo-Creator wie ich sind oder auch Streamer oder YouTuber, die beispielsweise mit »7 vs. Wild« Formate ins Leben rufen, die sehr viele der alten Unterhaltungs-Shows mit ihren Aufruf-Zahlen in den Schatten stellen.

Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?

Sowohl als auch! Ich habe ganz viele Regisseure, Schauspieler, Drehbuchautoren, Kameramänner, etc. als Vorbilder. Die Menschen die in meinem Leben sind – Freunde und Familie – dienen mir auch immer als Vorbilder. Ich kann von so vielen Menschen etwas lernen und ich glaube, sobald man das zulässt, hat man ein viel leichteres Leben. Trotzdem gibt es natürlich Influencer, die in ähnlichen Bereichen arbeiten wie ich, die ich als Vorbild habe. Meistens wenn es ums Thema Storytelling oder Kinematographie geht.

Ich gehe mal so und mal so mit Kritik um. Mir sind im Dezember circa 20.000 Leute entfolgt, weil ich auf einem Bild meinen besten Freund auf den Mund geküsst habe. Mit den tausenden homophoben Nachrichten kann ich umgehen – das trifft mich nicht. Meine Anschauung wird dadurch nicht geändert. Anders ist es mit der Kritik, die möglicherweise etwas anspricht, mit dem ich selber unsicher bin. Ist die Kameraeinstellung gut? Macht der Dialog so wirklich Sinn? Ist das vielleicht einfach überhaupt nicht lustig? Und natürlich gibt es auch ganz wertvolle Kritik, die »lieb« an mich herangetragen wird. Mit der kann ich gut umgehen und die nehme ich mir auch sehr zu Herzen.

 

Bild: Theo Carow