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Thomas Gottschalk: Alle naselang launige Kommentare

Thomas Gottschalk zählt zu den prägendsten Entertainern des deutschen Fernsehens. Seine Karriere, die über vier Jahrzehnte spannt, ist geprägt von Rekorden, Publikumsliebe und einem unverwechselbaren Moderationsstil. Am 18. Mai wird der Showmaster 75 Jahre alt – ein passender Anlass, um auf seine größten Erfolge zurückzublicken. Ein weiterer Anlass: Der Entertainer verabschiedet sich vom Samstagabend.

Gottschalks Medienlaufbahn begann in den 1970er-Jahren beim Bayerischen Rundfunk, wo er als Radiomoderator erste Erfahrungen sammelte. Sein charmanter, lockerer Stil ebnete ihm den Weg ins Fernsehen. Er sprach aus, was er dachte und kam damit gut an. 1987 übernahm er die Moderation der ZDF-Samstagabendshow »Wetten, dass..?« – eine Entscheidung, die ihn zur nationalen Ikone machte. Insgesamt moderierte er 154 Ausgaben der Show und prägte sie mit seinem Humor und seiner spontanen Interaktion mit Gästen und Publikum.

Gottschalks Zeit bei »Wetten, dass..?« war von Zuschauerzahlen geprägt, die die bisherigen Standards gesprengt haben. Seine letzte Sendung im November 2023 sahen 12,1 Millionen Menschen – ein Marktanteil von 45 Prozent. Zum Vergleich: Moderne Samstagabendshows erreichen heute oft nur noch ein Viertel dieser Zuschauerzahl. Die Show galt als »TV-Lagerfeuer«, ein Format, das trotz der Konkurrenz durch Streamingdienste Millionen live vor den Bildschirm brachte. Gottschalk moderierte zudem erfolgreiche Formate wie »Na sowas!« und die RTL-Show »Denn sie wissen nicht, was passiert«, die er gemeinsam mit Barbara Schöneberger und Günther Jauch gestaltete. Sein Rücktritt markiert das Ende einer Ära, wie Medien unisono betonen.

Gottschalk blieb stets polarisierend – ob durch sein Buch »Ungefiltert«, in dem er private Fehler eingestand, oder durch pointierte Kommentare zur Gen Z, die heute anders gewertet werden, als seine launigen Kommentare in früheren Zeiten. Doch gerade seine Fähigkeit zur Selbstironie und späteren Reflexion machen ihn auch jenseits der großen Bühnen zum Entertainer.

Thomas Gottschalk verabschiedet sich als einer der letzten großen Showmaster des klassischen Fernsehens. Seine Karriere spiegelt den Wandel der Medienlandschaft – von den »großen Zeiten« des linearen TV bis zum heutigen Streaming-Zeitalter, das er selbst mit Augenzwinkern im »Focus« kommentiert: »Ich schaue heute öfter Netflix«. Dass die Zuschauerzahlen des linearen Fernsehens zurückgehen, gehört zum Wandel der Zeit. Dass die Familie nicht mehr am Samstagabend zusammenkommt, um eine große Show zu sehen, ebenso. So gesehen hat Thomas Gottschalk einen guten Zeitpunkt gewählt, sich zu verabschieden. Und für seine Kommentare gibt es auch heute noch genügend Plattformen.

MK

Bild: IMAGO / Horst Galuschka