2023-10-05-schornsteinfeger

Vom Schornsteinfeger zum Investmentbanker: Die Erkenntnisse meiner Reise

Ich habe die letzten Jahre damit verbracht, Multi-Millionäre zu beraten, wie sie ihr Geld am Kapitalmarkt am besten investieren können. Dabei hatte ich die Möglichkeit, unglaublich interessante Persönlichkeiten kennenzulernen und hinter Türen zu blicken, die den meisten Menschen verschlossen bleiben. Zwei Dinge hatten diese Menschen alle gemeinsam: Erstens waren es Unternehmer, und zweitens hatten sie sich Ziele gesetzt, die zunächst unerreichbar schienen. Was uns gleich zur Frage führt: Wie bin ich eigentlich hierhergekommen? 

Weder wurde ich in diese Welt hineingeboren, noch hatte ich reiche Eltern oder ein besonders beeindruckendes Netzwerk. Ich bin in einfachen Verhältnissen in einer Arbeiterfamilie in Wien aufgewachsen und ohne Vater in einem Plattenbau groß geworden. Mit der Schule war ich von Anfang an auf Kriegsfuß und habe sie schließlich abgebrochen. Eine Lehre als Schornsteinfeger, eine Meisterprüfung, ein Studium für Finance und Management, zwei Auslandsaufenthalte in den USA und China, ein Harvard Business School Seminar, eine Spendenkampagne für die Kinderkrebshilfe, ein Seminar für Persönlichkeitsentwicklung, ein Ironman 70.3 Rennen und eine James Bond-Einlage von Frankfurt nach Wien später, schaffte ich schließlich den Einstieg in die berüchtigte Welt des Investmentbankings. Hier sind meine drei größten Erkenntnisse, die ich auf dieser Reise gesammelt habe.

Erstens: Stehe zu deiner Geschichte

Als ich anfangs in die Finanzwelt eintauchte, habe ich meinen Schornsteinfeger-Hintergrund verschwiegen. Ich dachte, wer möchte von einem Schornsteinfeger beraten werden, wenn sehr viel Geld auf dem Spiel steht? Man würde mich nicht ernst nehmen. Ironischerweise war genau das Gegenteil der Fall. Ohne meinen Hintergrund als Handwerker war ich für die Kunden nur eine weitere Nummer, ein weiterer Analyst, der frisch von der Uni kommt. Eines Tages hat ein sehr geschätzter Kollege mich im Termin als Schornsteinfegermeister vorgestellt. Es war beeindruckend. Plötzlich war ich kein junger Uniabsolvent mehr, sondern ein respektierter Handwerksmeister mit jahrelanger Berufserfahrung und ausgeprägter Menschenkenntnis. Sei du selbst und erzähle deine Geschichte. Das macht dich einzigartig, und genau das suchen die Menschen. 

Zweitens: Grenzen sind da, um verschoben zu werden

Was würdest du tun, wenn alles möglich wäre? Mit dieser Frage beende ich jeweils das alte Jahr und starte in das neue. Die erste Voraussetzung, um das Leben deiner Träume zu gestalten, ist, dir Ziele zu setzen. Die zweite ist, dass diese Ziele so groß sein sollten, dass sie zunächst unerreichbar erscheinen. Unerreichbar, aber nicht unmöglich. Wenn du glaubst, dass etwas unmöglich ist, dann wird es das auch sein. Die Frage hilft, Blockaden zu überwinden und den Geist zu befreien. Wenn du weißt, was du willst, wirst du nach Lösungen suchen. Es gibt immer einen Weg, du musst nur den ersten Schritt wagen.

Drittens: Erfolg steht oft auf der anderen Seite einer Absage

In jeder Branche gibt es bestimmte Regeln und Standardprozesse. Wenn du Außergewöhnliches erreichen willst, musst du diese Regeln manchmal brechen. Die meisten Menschen sind es nicht gewohnt, dass jemand die Regeln bricht. Daher erhältst du oft Absagen. Aber die größten Karrieresprünge habe ich immer dann gemacht, wenn ich ein »Nein« nicht akzeptiert habe. Sei kreativ, gehe die Extrameile und lass dich von einem Nein nicht entmutigen. Es könnte den Unterschied zwischen Schornsteinfeger und Investmentbanker bedeuten.

Aktuell arbeite ich gerade an der nächsten verrückten Geschichte. Ich habe meinen sicheren und gut bezahlten Job bei einer renommierten Privatbank hinter mir gelassen, um mein eigenes Unternehmen zu gründen und gemeinsam mit meiner Verlobten auf unbestimmte Zeit die Welt zu bereisen.

Foto: Hannah Ecker & René Ecker

Der Autor:

Kevin Schwarzinger ist gelernter Schornsteinfeger, Investmentbanker und Gründer von ChimneyCapital.

Heute unterstützt er andere dabei, finanziell erfolgreich zu werden.

 

 

 

Beitragsbild: Depositphotos / Charly7777