Du bist gut und keiner weiß es? Das ist das entscheidende Problem. Denn gut sein allein reicht nicht, besser sein auch nicht. Es bringt rein gar nichts, wenn es andere nicht wissen. – Denn Sichtbarkeit schlägt Kompetenz. Immer! – In dem Moment, in dem es einen Kompetenten und einen Bekannten gibt, wird in der Regel der Bekannte vorgezogen. Manchmal ist es noch schlimmer: Prominenz schlägt Kompetenz. Das liegt an der – phasenweise doch beschränkten – Arbeitsweise unseres Gehirns. Das zieht nämlich folgenden Schluss: Bekanntheitsgrad hebt Nutzenvermutung. Der Umkehrschluss lautet folglich: Unbekannt = kein Nutzen, also vergessen wir das mal ganz schnell. Und selbst wenn der Nutzen da ist, er ist – wenn nicht bekannt – nicht sichtbar. – Deshalb ist mein Credo, für die Sichtbarkeit zu Sorgen. Und zugegeben, ich bin mittlerweile ziemlich streitbar geworden, aber zum einen habe ich einfach die Nase voll von inkompetenten Dampfplauderern, die nichts können und dennoch erfolgreich sind, und bin gleichzeitig traurig über die Kompetenzträger, deren Wände voller Diplome hängen, aber die kaum ihre Miete zahlen können.
Beispiele gibt nicht nur die Medienwelt. Einer hiervon ist der Philosoph Richard David Precht. Der lebte von Arbeitslosengeld, fasste dann die wichtigsten philosophischen Gedanken in dem Buch „Wer bin ich und wenn ja, wie viele“ verständlich zusammen, promotete das Buch im Fernsehen und erlangt damit große Bekanntheit. Er geht mittlerweile in Talkshows ein und aus und verlangt Tagessätze im fünfstelligen Bereich.
Den gesamten Artikel von Hermann Scherer zum Thema: „Warum unsichtbare Menschen vergessen werden“, finden Sie in der aktuellen Ausgabe vom ERFOLG Magazin 02/2020 -> LINK
Bildquelle: Paul Kuchel