Auszug aus der neuen Biografie von Milliardär Richard Branson
Während dieser Verhandlungen mit dem Slot-Ausschuss von Heathrow erfuhr ich von Jordan Harris und Jeff Ayeroff, die unser amerikanisches Musiklabel leiteten, dass Janet Jackson gerne einen Vertrag mit Virgin Music unterzeichnen wolle. Für Virgin Music war dies ein ebenso großer Durchbruch wie der erfolgreiche Kampf um den Zugang nach Heathrow für Virgin Atlantic. Janet Jackson war eine der größten Sängerinnen der Welt, und ich erkannte, dass sie alles daran setzen würde, diese Spitzenposition zu behaupten. Sie wollte noch erfolgreicher werden als ihr Bruder Michael. Neben Talent ist einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren in der Karriere eines Sängers seine geistige Stärke. Und davon hatte Janet reichlich. Sie hatte ihren Erfolg über eine Reihe von Alben aufgebaut. Für einen Künstler ist der langsame Weg zum Erfolg in vielerlei Hinsicht besser, weil er dann lernen kann, mit diesem Ruhm zu leben. Zudem gewinnt er auf diese Art eine breitere, treuere Fangemeinde. Als Janet mich auf Necker Island besuchte, sah ich die Zeichen ihrer Entschlossenheit. So hielt sie sich konsequent im Schatten auf, um ihren Teint nicht zu verderben. Der Sonne kann man auf den Jungfraueninseln praktisch nicht entgehen, aber Janet tat alles, was sie konnte. Sie hatte zwar genauso viel Spaß wie alle anderen auch, doch gelang es ihr, direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden – auch wenn es etwas deplatziert wirkte, wenn sie in eine Art Leichentuch gewickelt am Strand saß. Obwohl Janet mir erklärt hatte, dass sie gerne von Virgin unter Vertrag genommen würde, mussten wir dennoch in einer Art Auktion mit dem höchsten Angebot gleichziehen, bevor ihre Vorliebe für uns den Ausschlag gab. Das würde sehr viel mehr kosten, als wir aus dem Ärmel schütteln konnten, aber ich wusste instinktiv, dass wir gewinnen mussten: Ein Vertrag mit Janet Jackson würde Virgins Position als attraktivste Plattenfirma der Welt bestätigen. Und ich dachte nicht im Traum daran, mir dabei von der Vorsicht unserer Banker einen Strich durch die Rechnung machen zu lassen. Meine ganze geschäftliche Laufbahn hindurch habe ich stets versucht, die Kosten im Griff zu behalten und das Verlustrisiko möglichst zu minimieren. Die Virgin-Gruppe konnte nur überleben, weil wir immer sparsam mit unseren liquiden Mitteln umgingen. Ich wusste aber auch, dass man diese Regeln bisweilen brechen und sein Geld mit vollen Händen ausgeben muss. Die Chance, Janet Jackson unter Vertrag zu nehmen, war ein solcher Fall – wir durften sie uns keinesfalls entgehen lassen. Nachdem ich mit Simon und Ken darüber gesprochen hatte, beschloss ich, Janet das höchste Angebot zu unterbreiten, das jemals für einen Sänger gemacht wurde. Ferner wollte ich alle Regeln der Musikbranche brechen und ihr einen Vertrag für ein einziges Album anbieten. Dafür gab es praktisch keine Präzedenzfälle. Ich wollte die Konkurrenz beiseite fegen. Ich war überzeugt, dass Janet ihre Plattenfirma bestimmt nicht mehr wechseln wollte, wenn sie einmal mit Virgin gearbeitet hatte. Ein Vertrag mit Janet Jackson würde nicht nur die Position von Virgin Music als bestes Plattenlabel der Welt zementieren, sondern auch das richtige Signal an alle in der City und bei der CAA senden, die unter Umständen den von British Airways in die Welt gesetzten Gerüchten über Liquiditätsprobleme bei der Virgin-Gruppe Glauben schenken könnten. Der einzige Haken an der Sache war, dass wir tatsächlich mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen hatten. Ich wusste, dass uns die Lloyds Bank nicht helfen würde, wenn ich für den Vertrag mit Janet um eine Aufstockung unseres Kontokorrentkredits bat. Daher suchten Trevor und ich nach Mitteln und Wegen, unsere Aktiva so zu jonglieren, dass wir weitere Kreditzusagen für die Anzahlung aushandeln konnten. Nach mehreren eiligst vereinbarten Treffen mit verschiedenen Banken sagte die Bank of Nova Scotia Trevor schließlich die Finanzierung des Vertrages mit Janet Jackson zu. Wir boten Janet Jackson 15 Millionen Dollar, von denen 5 Millionen Dollar bei Vertragsunterzeichnung fällig wurden. Die Angebote stiegen jedoch bald, und wir mussten für ein einziges Album auf 20 Millionen Dollar und schließlich auf 25 Millionen Dollar gehen. Das war erheblich mehr, als jemals für ein Album ausgegeben worden war. Die Bank wiesen wir darauf hin, dass Janet die führende Sängerin der Welt sei und mehr Singles aus ihrem letzten Album in den Top 5 gelandet seien als bei allen anderen Künstlern, einschließlich ihres Bruders Michael. Die Bank of Nova Scotia versprach, ihre Zusage auf 25 Millionen zu erweitern. Janet hielt Wort: Als sich die Angebote auf 25 Millionen Dollar einpendelten, wählte sie….
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Bild: Jean Nelson/depositphotos.com