Herr du Mont, öffentlich haben Sie ja mehrmals gesagt, dass Sie Ihr neues Buch „Stehe ich jetzt unter Denkmalschutz?“ deswegen geschrieben haben, weil man das Älterwerden mit Humor nehmen soll. Ist das tatsächlich nur so zu ertragen?
Ja, wissen Sie, man hat ja gar keine Alternative. Keiner will jung sterben. Wenn man keine andere Wahl hat, als älter zu werden, dann sollte man versuchen, es mit Humor zu nehmen. Es gibt wunderbare Momente und es gibt schlechte Momente. Die hatte ich aber auch mit 18, 20, 30, 40, und 50. Da hatte ich ganz üble Momente. Insofern muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen, dass das Alter, Gesundheit immer vorausgesetzt, mir sehr viel mehr Ruhe geschenkt hat. Ich bin viel gelassener, ich sehe die Dinge ganz anders heutzutage. Das tut schon ganz gut. Ich habe mich früher tierisch aufgeregt.
Wissenschaftler testieren dem Humor ja diese heilende Wirkung. Also müsste man automatisch gesünder älter werden, wenn man dem Humor den Vorzug lässt. Würden Sie mir das unterschreiben?
Ach, was die Wissenschaftler so von sich geben, halte ich für Sensationspresse. Ich glaube, es liegt an den Genen. Meine Mutter ist 94 und geistig völlig fit. Mein Vater ist richtig alt geworden. Der eine hat gute Gene, der andere ist krank, kann vielleicht nicht mehr gehen. Es spielen so viele Veranlagungen mit. Ich habe großes Glück, insofern kann ich mein Rentenalter gut genießen.
Wie wichtig und wie schwierig ist es denn eigentlich, sich im Alltag immer neue Ziele zu setzen, auf die man hinarbeiten und sich freuen kann?
Das ist eine gute Frage, weil sich die Perspektiven immer wieder ändern. Man weiß natürlich, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, sollte man eigentlich nicht mehr anfangen nochmal ein neues Haus zu bauen und wird wohl kaum mehr deutscher Tennismeister. Die Ziele sind schon anders. Aber ist das so wahnsinnig wichtig? Ist es die Triebfeder unseres Lebens, sich Ziele zu setzen, die meistens gar nicht erreicht werden? Ich wollte irgendwann mit meinen Kumpels im Land Rover durch die Sahara fahren. Viele Ziele sind ja eigentlich völlig idiotisch und wenn man dann etwas älter ist, dann sagt man sich, ein Glück, dass ich es nicht gemacht habe.
Viele über 60-Jährige kribbelt es ja in den Fingern und sie beginnen noch etwas Großes. Zum Beispiel Jack Welch, der in dem Alter CEO von GE wurde und das Unternehmen umgekrempelt hat, Richard Branson, der den Weltraum-tourismus salonfähig macht. Hat das vielleicht auch mit Weisheit zu tun, dass man manche Dinge dann einfach doch tun muss?
Ich glaube gerade die Personen, die Sie genannt haben, haben schon in ihren 20ern und 30ern Anlauf genommen. Das sind ja Leute, die nicht plötzlich berühmt und reich wurden und gesagt haben, so, jetzt möchte ich Präsident werden. Trump gibt es ja schon sehr, sehr lange. Nein, ich glaube, wenn Sie an einem gewissen Punkt sind, wollen Sie nicht aufhören. Sie wollen nicht aufgeben. Ich bin im Kopf noch – meine Tochter würde da sagen, nein – aber ich bin im Kopf und körperlich noch völlig dabei. Natürlich will ich nicht stehenbleiben und will noch neue Dinge machen. Unter anderem möchte ich noch mehr und noch andere Sachen schreiben. Insofern halte ich das für völlig normal. Das hat mit dem Alter nichts zu tun. Nur völlig neue Ziele wie, „ich will deutscher Tennismeister werden“, das ist natürlich Unsinn, das wird nicht mehr funktionieren.
Wie sieht es denn mit dem lieben Geld aus? Finden Sie, dass man fürs Alter Vermögen anhäufen muss, um es dann irgendwann zu vererben? Ist das so eine Art Sinnerfüllung? Ihr Lieblingsrapper 50 Cent hat ja alles ausgegeben und scheint auch glücklich zu sein.
Alles ausgegeben hat er mit Sicherheit nicht aber das Finanzamt wird ihn bestimmt erwischen und ich glaube, dass das dicke Ende für ihn noch kommt. Natürlich sollte man vorsorgen, denn gerade im Alter ist Komfort und ein gewisser kleiner Luxus, wie dass man es sich leisten kann, mal essen zu gehen, sehr wichtig. Die wenigsten Leute haben das ja leider. Die Renten sind nicht hoch genug, das reicht zum Existieren aber nicht zum Leben. Man sollte vorsorgen, wenn es irgendwie möglich ist. Meine Mutter hat einen wunderbaren Spruch über ihrem Schreibtisch hängen: „Flieg Business, denn Deine Erben machen es bestimmt.“
Stellt man, wenn man älter wird, die eigenen Interessen mehr voran als früher? Macht man einfach nur noch das, was einem Spaß bringt, weil die Zeit schnell rennt?
Eine sehr gute Frage, Kompliment. Ich würde sagen, das hat nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun, sondern eher mit der Erfahrung. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man sich sagt, ich habe mich mit so vielen Dingen, Menschen und, gerade in meinem Beruf, mit so vielen Festivitäten und Veranstaltungen abgegeben, die ich eigentlich nicht wollte. Da wollte ich gar nicht hingehen und mit den Leuten wollte ich überhaupt nicht den Abend verbringen. Man macht ja so viele Dinge im Leben, die man eigentlich nicht machen möchte. Und da muss irgendwann mal der Punkt kommen, an dem man sich sagt, „Nein, brauche ich nicht!“ Und ist das nicht schön, dass ich mir das leisten kann? Diesen Luxus hat nicht jeder aber wenn man es sich leisten kann, ist das ein ganz großartiges Geschenk.
Vielen Dank, Herr du Mont.
Bildquelle: Jonny Wen
Das Interview mit Sky du Mont erschien in der ERFOLG Magazin Ausgabe 04/2016.
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