Titelbild Lauda

Ein Leben auf der Überholspur

Im Gegensatz zu vielen seiner Rennfahrer-Kollegen baut sich Niki Lauda neben der Formel 1 ein weiteres Standbein als Besitzer einer Fluggesellschaft auf

Schon als Kind faszinierten Niki Lauda Autos. Er sparte sein Taschengeld, jobbte in den Ferien als Lastkraftwagenbeifahrer und kaufte sich im Alter von 15 Jahren seinen ersten Wagen: einen VW-Käfer-Cabriolet. Früh stand sein Ziel fest, Rennfahrer werden zu wollen. Seine wohlhabende Familie war dagegen, weshalb sich Lauda mit ihr zerstritt. Sein bekannter Familienname kam Lauda zugute, als er für den Einstieg ins Rennfahrergeschäft einen Kredit aufnehmen wollte.

Seine Karriere wäre 1976 fast zu Ende gewesen, weil er bei seinem schweren Unfall auf dem Nürnburgring beinahe starb. Der Wiener überlebte schwer verletzt – mit Brandwunden und durch den Rauch verätzten Lungen. Trotz des Unfalls setzte sich Lauda nur sechs Wochen später, am 12. September, wieder ans Steuer seines Ferraris 312 T. Bei diesem Großen Preis von Italien erreichte er Platz vier. Obwohl er nach Angaben des Online-Portals n-tv.de noch mit Schmerzen vom Unfall kämpfte, holte er bedeutsame Punkte im Wettbewerb mit James Hunt um den Weltmeistertitel.

Bei seinem Comeback widersetzte sich Lauda dem Willen seiner ersten Ehefrau Marlene, die ihn nicht mehr in einem Rennwagen sehen wollte. Hier wurde deutlich, dass Lauda alles seinem Ziel, Rennen zu gewinnen, unterordnete. „Ich habe weitergemacht, weil ich mir beweisen wollte, dass ich nach dem Vorfall wieder an der Spitze fahren konnte“, wird Lauda von n-tv.de zitiert. Lauda wollte es sich, seinem Kontrahenten James Hunt und dem Ferrari-Gründer Enzo Ferrari beweisen. Letzterer hatte Carlos Reutemann als Ersatzfahrer verpflichtet, weil er nicht mit einer Rückkehr Laudas in den Formel-1-Zirkus rechnete. Beim Rennen in Italien kam Lauda vor Reutemann ins Ziel.

Niki Lauda Formel 1

Trotzdem verfolgte Enzo Ferrari eine Saison später den Plan, Reutemann als ersten Fahrer des Teams ins Rennen zu schicken. Ihm missfiel, dass Lauda wegen eines Monsunregens das Rennen in Japan 1976 beendet hatte und so den Weltmeistertitel verspielte. Dabei hatten auch andere Fahrer wegen der Gefahr des Aquaplanings ihre Rennwagen in die Boxengasse gefahren. Hunt blieb auf der Piste und wurde Weltmeister. Obwohl Lauda nur noch Fahrer Nummer zwei im Ferrari-Rennstall war, wechselte er nicht das Team. Stattdessen gewann er mit deutlichem Vorsprung 1977 den Weltmeistertitel. Der Österreicher betrachtete den Motorsport immer als hartes Geschäft, in dem ausschließlich eine professionelle Arbeitsauffassung zu Titelgewinnen führen konnte. Darum war er in der Formel-1-Szene nicht besonders beliebt. Er war von Technik besessen und wollte immer durch Testfahrten Verbesserungsmöglichkeiten erkennen. Laudas starker Erfolgswille verband ihn mit Bernie Ecclestone, ehemaliger Chef des Teams Brabham, der die Formel 1 in den 1990er-Jahren zu einem Milliarden-Geschäft entwickelte.

Lauda sorgte mit seinen drei Weltmeistertiteln nicht nur in seinem Sport für Aufmerksamkeit, sondern auch als Unternehmer. Im Gegensatz zu vielen seiner Konkurrenten investierte er die Millionen, die er in der Formel 1 verdient hatte, um 1979 die Fluggesellschaft Lauda Air zu gründen. Zu seiner ersten Flotte gehörten nach Informationen von Spiegel Online drei Propellermaschinen. Mit ihnen wollte er die führende Fluggesellschaft Austrian Airlines angreifen. Doch der Versuch scheiterte. Deshalb stieg Lauda nach einer Pause wieder in die Formel 1 ein. Er gewann eine Weltmeisterschaft und weiteres Geld, hatte eine neue Unternehmensidee. Er sah die Ferienfliegerei als Marklücke. Lauda arbeitete mit der Charterfluglinie Condor zusammen und flog auch als Pilot Flugzeuge.

Lauda Air verursachte 1991 die schlimmste Krise seines Lebens: Eine Boing 767 stürzte in Thailand ab, 223 Menschen starben. Lauda machte das enorm zu schaffen, weil er so viel Wert auf die Sicherheit seiner Maschinen legte. In Thailand sprach er mit den Angehörigen der Toten und setzte sich für eine schnelle Aufklärung der Unglücksursache ein. Später war klar: Lauda Air war nicht für das Unglück verantwortlich, sondern ein Konstruktionsfehler von Boeing. Kommunikationsexperten sehen Laudas Vorgehensweise als vorbildhafte Krisenbewältigung an. Laudas sehr ehrliche Art habe Mercedes-Teamchef Toto Wolff, der als Vertrauter des im Mai verstorbenen Österreichers galt, auf einer Beileidskarte gelobt, berichtet Spiegel Online.

Mit dieser Konsequenz leitete Lauda auch seine Firma. Kompromisse ging er kaum ein – es sei denn, jemand konnte sehr gute Argumente liefern. Mit der Zusammenarbeit mit Austrian Airlines tat sich Lauda schwer – auf sie war er nach dem Flugzeugabsturz angewiesen. Dann verkaufte Lauda seine Fluggesellschaft. 2003 gründete er die Billigfluggesellschaft Flyniki. Seine Anteile daran verkaufte er 2011. Im Jahr 2018 kaufte er die insolvente Fluggesellschaft Niki auf, die davor Flyniki hieß. Niki gehörte dann zur neuen Fluglinie Laudamotion. Die wiederum gab Lauda in diesem Jahr an Ryanair ab. Parallel war Lauda bis zu seinem Tod Mitbesitzer und Aufsichtsratsvorsitzender des Formel-1-Teams Mercedes. Die Formel 1 habe einen Helden verloren, der das wohl eindrucksvollste Comeback aller Zeiten gegeben hat, und jemanden, der Klarheit und Offenheit in die Rennserie gebracht hat, wird Toto Wolff von Spiegel Online zitiert.

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