Lisa-Marie Schiffner: »Plötzlich gingen Kindheitsträume in Erfüllung«

Lisa-Marie Schiffner: »Plötzlich gingen Kindheitsträume in Erfüllung«

Lisa-Marie Schiffner begeistert ihre 1,3 Millionen Instagram-Follower und 2,3 Millionen TikTok-Abonnenten mit Fotos und Videos von sich und ihrem Leben (@lisamarie_schiffner). Zusätzlich spricht sie regelmäßig Themen wie Mobbing und Selbstliebe an und wurde damit nicht nur zu einer der erfolgreichsten Influencerinnen Österreichs sondern auch im Jahr 2023 in Forbes‘ »30 Under 30«-Liste für Deutschland, Österreich und die Schweiz aufgenommen. Uns hat Lisa-Marie im Interview verraten, was den Job »Influencer« von anderen Berufen unterscheidet und warum man einfach mal planlos anfangen sollte, statt ewig nach Ausreden zu suchen.

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?

Es war nie mein direktes Ziel, mich in der Creator Economy zu etablieren oder als Influencer bekannt zu werden. Denn als ich begann, gab es diesen Bereich sowie die Begriffe noch nicht. Mein Interesse galt vielmehr der Fotografie und Videografie und ich begann damit, Fotos auf Instagram zu teilen, als ich aufgrund eines Umzugs sonst keine Möglichkeit hatte, mit meinen Freunden zu kommunizieren. Aus diesem anfänglichen Hobby wurde schnell meine Leidenschaft und Jahre später auch mein Beruf – etwas, das ich ehrlich gesagt nie für möglich gehalten hätte. Nach nunmehr zehn Jahren bin ich immer noch mit derselben Leichtigkeit und Liebe zum Detail bei der Sache. Es ist wunderschön zu sehen, wohin sich dieser Weg entwickelt hat und wie viele Menschen ich nun erreichen kann. Plötzlich gingen Kindheitsträume in Erfüllung und was gibt es Schöneres, als erfüllt mit dem zu sein, was man macht? Mit dem Wachstum kommt auch eine große Verantwortung, mit der man sich täglich auseinandersetzen sollte.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?

Ich bin der Ansicht, dass wir in jeder Situation mit der Zeit wachsen und unterschiedliche Learnings gewinnen. Viele Menschen glauben, dass sie das beste Equipment benötigen, um loszulegen. Ich hatte damals anstelle eines Stativs einen Stapel Bücher verwendet und anstelle einer Kamera einen iPod Touch. Letztendlich findet man immer wieder Ausreden, warum etwas nicht möglich ist. Rückblickend gibt es wenig, was ich anders machen würde, außer vielleicht meinen Perfektionismus etwas zurückzustellen, mehr planlos zu starten und insbesondere im Geschäftsaspekt Verträge von einem Anwalt prüfen zu lassen. Ich hätte mir gewünscht, ein Tool wie das, an dem ich heute als Start-up arbeite, als Unterstützung gehabt zu haben. Seit 2020 arbeite ich an meinem Tech-Startup und kann nun mein Wissen an andere weitergeben, die sich für diesen Bereich oder allgemein für den Social Media Bereich oder Foto und Videografie interessieren. Es handelt sich um eine All-In-One Creator App – ein Foto- und Videoeditor mit Planungstools, Filtern, Templates, News Bereich mit Lerninhalten und einer Community, alles an einem Ort.

Ansonsten sollte man weniger auf die Meinungen Anderer hören und aufhören, Ideen vor der Umsetzung preiszugeben. Man sollte nicht jedem sofort vertrauen und besonders darauf achten, mit wem man im Management arbeitet, oder zunächst selbst Erfahrungen sammeln, um ein Gefühl für die Arbeit zu entwickeln.

Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?

Man braucht Ambition, Durchhaltevermögen, Wissbegierde, Spaß, Konsistenz, »Start by Starting«, eine gute Beziehung zu sich selbst, Grenzen und ein Fundament im realen Leben.

Ich glaube, das Wichtigste ist zu verstehen, dass mein Weg zehn Jahre harter Arbeit erfordert hat und mir die Erfolge und die Community nicht plötzlich zugeflogen sind. Durchhaltevermögen und die kontinuierliche Weiterentwicklung sind entscheidend, ebenso wie das konsequente Hochladen von Content – idealerweise noch am selben Tag. Ich habe gemerkt, dass man gut auf sich selbst achten muss, weil es nicht einfach ist, in der Öffentlichkeit zu bestehen. Seit es Stories gibt, habe ich täglich eine Story hochgeladen, außer ich war krank. Es muss einem bewusst sein, dass es nicht wie ein gewöhnlicher Job ist, bei dem man nach Hause geht und abschaltet, sondern dass es als Creator kein Ende gibt. Man muss sich selbst Grenzen setzen und lernen, mit seiner Zeit umzugehen, wie es in der klassischen Selbstständigkeit der Fall ist. Wichtig ist, Verantwortung für die eigenen Aussagen, den Content und alles rund ums Business zu übernehmen. Man ist selbst verantwortlich für alles und für seinen Erfolg, sowohl online als auch finanziell.

Zudem spielen die Faktoren, sich um sich selbst zu kümmern, Grenzen zu setzen, Nein zu sagen und ein Fundament im realen Leben zu haben, eine große Rolle. Als öffentliche Person benötigst du ein dickes Fell und bestenfalls Rückhalt, denn nicht jeder wird dich mögen, und das wird im Internet sehr schnell deutlich. Ich kenne viele, die ihren Selbstwert an Likes, Followern und Kommentaren messen. Das kann natürlich ordentlich nach hinten losgehen. Deshalb ist es wichtig, sich mit sich selbst und seinen Themen auseinanderzusetzen.

Kurz gesagt, man übernimmt viele Jobs gleichzeitig, wie zum Beispiel Fotos, Videos drehen, den Content schneiden und den Content auf allen Plattformen hochladen, Verhandlung für Jobs – all das sind normalerweise einzelne Positionen in großen Firmen. Wie viel Arbeit es dann wirklich ist, merkt man wahrscheinlich erst, wenn es sich zum Job entwickelt.

Inwiefern beeinflussen Influencer die Lifestyle-Branche?

Maßgeblich hat die Creator Economy ein exponentielles Wachstum und Einfluss. Es hat schon vor Jahren angefangen – genauer gesagt vor circa zehn Jahren – und es ist schön, dass nun auch die letzten Brands ihren Weg ins Influencer Marketing finden. Ich meine, wie viele Brands konnten sich überhaupt erst durch die neue Art der Werbung im Markt etablieren? Ich finde man kann seine Reichweite einfach sehr vielseitig nutzen – ob für Mehrwert, Message oder auch mal kritische Tabuthemen. Das macht es neben den beruflichen Aspekt wahnsinnig spannend.

Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?

Der Begriff »beeinflussen« kann oft negativ verstanden werden. Doch umzudenken lohnt sich, denn es gibt durchaus Creators, die mich mit ihren Gedankenansätzen oder ihrer Art von Posts positiv beeindrucken. Ich schätze es sehr, wenn jemand Ideen und Kreativität in seine Arbeit steckt, und daher unterstütze ich solche Menschen gerne. Mein größtes Vorbild ist meine Mama – sie inspiriert mich als Frau, Mutter und Unternehmerin.

Nach zehn Jahren kann ich mittlerweile recht gut mit Kritik umgehen, denn auch Influencer und Creators sind nicht fehlerlos. Es ist wichtig, zwischen konstruktiver Kritik und Hass zu unterscheiden. Meistens steckt hinter fundierter Kritik ein echtes Anliegen, während Hass und Mobbing besonders schmerzhaft sind. Das habe ich selbst am Anfang meines Weges erfahren müssen.

 

Bild: Lisa-Marie Schiffner