Gerade in Jobs, bei denen man lange sitzen oder stehen muss, ist das Thema Gesundheit besonders wichtig. Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems verursachen 23 % aller krankheitsbedingten Fehlzeiten von Angestellten und Selbstständigen – das ist der höchste Wert im Vergleich zu anderen Krankheitsursachen. Dabei ist vor allem der Rücken betroffen. Sowohl der Mitarbeiter selbst als auch der Arbeitgeber sollten deshalb Präventivmaßnahmen ergreifen. Doch wie kann das konkret aussehen? Welche Übungen kann ein Angestellter direkt am Arbeitsplatz oder nach Feierabend machen? Was kann ein Arbeitgeber tun, um seine Angestellten fit zu halten und somit die Fehlzeiten zu reduzieren?
Übungen am Arbeitsplatz und daheim
Nicht nur bei Berufen, bei denen man am Schreibtisch arbeitet, ist das Risiko erhöht, an Rückenschmerzen zu leiden. Alle Tätigkeiten, bei denen man lange in einer ähnlichen Position verharren muss, sind davon betroffen. Dazu zählen auch Kassierer, Bus-, Taxi- und LKW-Fahrer oder Industrie-Arbeiter, die täglich mehrere Stunden vor einer Maschine stehen müssen.
Sport ist die beste Medizin – und zwar bevor ein Mitarbeiter erkrankt oder einen Rückfall erleidet. Um alltags- und bürotauglich zu sein, dürfen Übungen nicht zu lang dauern und sollten nur wenig oder kein Material voraussetzen. Gut geeignet hierfür sind Tubes, Expander und Fitnessbänder, wie sie auch bei Rehas und beim Physiotherapeuten für Kraft- und Dehnübungen eingesetzt werden. Mit ihnen können nahezu alle Muskelpartien am Körper trainiert werden. Außerdem nehmen sie nicht viel Platz ein und passen in eine Büroschublade.
Folgende kurze Einheiten können im Arbeitsalltag und daheim helfen, Muskelverspannungen vorzubeugen:
- Übungen im Stehen:
- Bei stehenden Tätigkeiten kann sich kurz auf die Zehenspitzen stellen, das aktiviert die Waden: 30 Wiederholungen. Praktisch, wenn man vor dem Kopierer wartet, gerade kocht oder an der Kasse ansteht.
- Auf einem Bein stehen und das zweite nach hinten anwinkeln: nach jeweils 30 Sekunden die Seite wechseln. So wird die Körperspannung trainiert.
- Übungen im Sitzen:
- Während des Sitzens die Knie komplett durchdrücken und kurz halten: beliebig viele Wiederholungen. Das lockert die Beinmuskulatur.
- Die Hände werden in den Schoss gelegt und die Finger ineinander verschränkt. Anschließend werden die Arme komplett durchgestreckt und die Ellbogen nach außen gedrückt soweit wie möglich. Die Hände bleiben verschränkt: beliebig viele Wiederholungen.
- Beim Sitzen den Rücken gerade halten und die Knie nach oben ziehen und möglichst lange halten: 3 bis 5 Wiederholungen.
- Mit aufrechtem Rücken an die Wand lehnen, sodass die Oberschenkel einen 90-Grad-Winkel bilden: Mindestens 30 Sekunden lang die Spannung halten.
Zusätzlich sollte man so häufig es möglich ist, zu Fuß gehen. Ein kurzer Spaziergang nach dem Mittagessen ist nicht nur gut für den ganzen Körper, er hilft außerdem, ein Nachmittagstief zu vermeiden.
Ein Tipp für alle, die sich nur schlecht selbst motivieren können: Krankenkassen wie die AOK Bayern bieten häufig Gymnastik-, Yoga- und andere Sportkurse in Gruppen an und übernehmen dabei teilweise die vollen Kosten, jedoch maximal 75 Euro pro Gesundheitskurs.
Maßnahmen, die das Unternehmen anbieten kann
Reha-Aufenthalte und Kuren sind teuer und mit langen Fehlzeiten für Unternehmen verbunden. Durch Krankheit entsteht deutschlandweit jährlich ein betriebswirtschaftlicher Schaden von ca. 129 Mrd. Euro. Eine Investition in ergonomische Büromöbel lohnt sich auf lange Sicht auch finanziell. Höhenverstellbare Schreibtische ermöglichen häufig sowohl eine stehende als auch eine sitzende Arbeitshaltung. Dieser dynamische Wechsel entlastet den Rücken. Monitore sollten ebenfalls höhenverstellbar sein, da sich die Körperhaltung an ihnen ausrichtet. Die Augen sollten bei einer optimalen Sitzposition auf einer Höhe knapp über der Bildschirmoberkante sein.
In der Regel können Unternehmer die Büroausstattung steuerlich absetzen. Gleiches gilt für Freiberufler und Selbstständige. Gibt man seinen Mitarbeiten die Möglichkeit, im Fitnessstudio zu trainieren, kann man das als Arbeitgeber ebenso bezuschussen. Gehen Kollegen zusammen trainieren, kann dies zudem den Zusammenhalt stärken.
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