Als Karrierecoaches und (in Bastians Fall) Recruiter sehen wir dutzende, ach, was sag ich – hunderte von Anschreiben.
Und die allermeisten beginnen mit den Worten „mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige in… gelesen“.
Weiter geht es dann mit „gerne stelle ich mich Ihnen als motivierter und engagierter Bewerber vor“. Oder auch „hiermit bewerbe ich mich bei Ihnen als Musterknabe in Festanstellung“.
Und dann? Wie wär’s mit „nach meiner Ausbildung zum Duweisstschonwas habe ich 6 Jahre als Dingensbumens im Bereich Schlagmichtot gearbeitet. Danach ergab sich für mich die Chance, als Ichweissnichtmehr in der Firma Holladiewaldfee anzufangen.“ Und so weiter, und so weiter.
Und wie endet das Ganze? „Wenn Sie einen teamfähigen, flexiblen, motivierten und zuverlässigen Mitarbeiter suchen, würde ich mich über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch freuen.“
Erwischt?!? Wenn ja, solltest du auf jeden Fall weiterlesen!
Zunächst einmal: du möchtest auf jeden Fall vermeiden, ein Anschreiben zu formulieren, wie „alle“ es machen. 90% der Bewerber schaffen es nicht bis zum Vorstellungsgespräch – weil sie sich nicht von der Masse abheben. Aber wie hebst du dich von der Masse ab? Indem du es eben anders als „alle“ machst – stell dir also nicht die Frage, „wie macht man das denn heutzutage mit dem Anschreiben?“, sondern, „wie kann ich mich positiv von der Masse abheben?“. Also: weg von vorgefertigten Mustern aus dem Internet!! Hier kannst du dir höchstens Inspirationen holen, um es dann in deinem eigenen Stil umzusetzen.
Wie hebst du dich aber konkret von der Masse ab?
1. Regel: Länge
Das Anschreiben sollte maximal eine Seite betragen – und nicht in Schriftgröße 8! Personaler haben nicht viel Zeit (und meistens ohnehin keine Lust, Anschreiben zu lesen, weil sie in der Regel Einheitsbrei sind). Ein zu langes Anschreiben werden sie also höchstwahrscheinlich ungelesen zur Seite legen.
2. Regel: Fehlerfreiheit
Das Anschreiben sollte orthographisch und grammatikalisch korrekt sein. Will heißen: Rechtschreibung und Grammatik muss stimmen! Lieber noch mal checken lassen
3. Regel: Formatierung
Ja, es gibt eine DIN-Norm für Anschreiben (es ist die DIN 5008). Und ja, wenn du dich als Assistenz bewirbst, solltest du diese auch unbedingt einhalten, da das Anschreiben deine Arbeitsprobe ist. Abgesehen davon solltest du einfach darauf achten, dass das Anschreiben übersichtlich formatiert, alle wesentlichen Teile vorhanden sind und nicht alle Informationen oben links in die Ecke gequetscht sind. Selbst Überschriften innerhalb des Anschreibens über den Absätzen oder Stichpunkte („Bulletpoints“) innerhalb der Absätze sind erlaubt!
4. Regel: persönliche Ansprache
Recherchiere den korrekten Ansprechpartner und sprich ihn oder sie persönlich an. „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist die absolute Notlösung, wenn du wirklich niemanden herausbekommen kannst – was aber eher selten ist.
5. Regel: Einstiegssatz
Wie gesagt, lesen die meisten Personaler ungern Bewerbungsschreiben. Wenn du möchtest, dass deines gelesen wird, sollte schnell erkennbar sein, dass es kein 08/15-Anschreiben ist. Dies kannst du mit gliedernden Überschriften erreichen (s. Regel 3). Und oder oder einem interessanten Einstiegssatz.
6. Regel: Individualität
Passe dein Anschreiben unbedingt an die Stelle und die Firma an. Du musst nicht jedes Mal das Rad neu erfinden – wenn du einmal ein gutes Anschreiben hast, kannst du Elemente daraus durchaus übernehmen. Aber der Personaler sollte erkennen, dass du dir Gedanken gemacht hast und dies nicht nur eine Bewerbung unter vielen ist. Daraus ergeben sich Regeln 7 und 8:
7. Regel: Dein Nutzen für die Firma
Überlege gut, wo deine besonderen Stärken liegen. Teamfähig, motiviert, zuverlässig, pünktlich? Think again – das wird heutzutage vorausgesetzt und sollte nicht extra erwähnt werden. Was sind deine 3 oder 4 hervorstechenden Eigenschaften, die dich ausmachen und in dieser Kombination vielleicht sogar einmalig sind? Und, mindestens genauso wichtig: was hat die Firma von deinen Stärken? Was passiert, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und du dich frei entfalten kannst? Dein Superman- (oder –woman-) Kostüm auspackst? Welches Ergebnis kommt dabei heraus – anders ausgedrückt: welchen Nutzen hat die Firma von deinen Stärken? Hier möchtest du die Frage, „Was habt IHR davon, mich einzustellen?“ beantworten.
8. Regel: Deine eigene Motivation
Warum bewirbst du dich auf diese Stelle, bei dieser Firma? Was ist deine Motivation? Was findest du an dem Job besonders cool? Wofür brennst du? Warum kannst du dir gut vorstellen, genau in diesem Unternehmen zu arbeiten? Das Ziel ist, eine Antwort auf die Frage, „Was habe ICH davon, bei Euch zu arbeiten?“ zu finden.
9. Regel: achte auf die Feinheiten
Beende dein Anschreiben in der Bewerbung nicht mit „ich würde mich freuen“ – das wirkt schwach und wenig selbstbewusst. Andererseits kann eine Formulierung wie „ich freue mich, am 1.5. bei Ihnen anfangen zu können“ zu aufdringlich wirken. „Ich freue mich auf eine Einladung zum persönlichen Kennenlernen“ ist eine mögliche gute Variante.
Formuliere außerdem das Anschreiben und leg es dann erst einmal einen halben Tag beiseite. Gib es noch einer weiteren Person zum Lesen. Drückt es das aus, was du möchtest?
Achte auch auf die Schriftart – ist sie innerhalb des Anschreibens einheitlich? Wiederholt sich die Optik im Lebenslauf, damit ein einheitliches Bild entsteht?
Denke immer daran – Bewerbung kommt von Werbung. Und das Anschreiben ist dein persönliches Werbematerial.
Viel Erfolg!
Deine Berufsoptimierer – Katja & Bastian
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Bild: Depositphotos/racorn