Dass es schwierig ist, als Model erfolgreich zu sein, ist kein Geheimnis. Neben hilfreichen Faktoren wie guten Kontakten in der Branche und einer ordentlichen Prise Selbstbewusstsein sind die Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Model körperlicher Natur. Groß, dünn und weiß: Die überwiegende Mehrheit der Models vermittelt ein einheitliches Schönheitsideal – von Diversität war auf den Laufstegen der Fashion-Metropolen lange Zeit keine Spur. Doch seit Neuestem wird das Thema Diskriminierung auch in der Modebranche offen angesprochen. Die erfreuliche Konsequenz: Dunkelhäutige Models werden immer präsenter.
Schwarze Models erfolgreicher denn je
Lange sorgte das Tabuthema Gewicht in der Fashion-Welt für kontroverse Diskussionen. Doch im Jahr 2018 lautet das Schlagwort des Moments Diversität. Bis vor nicht allzu langer Zeit waren schwarze Models wie Naomi Campbell oder Tyra Banks noch eine Seltenheit. Doch der „Diversity-Report“, herausgegeben vom Online-Magazin The Fashion Spot, zeigt, dass sich das gerade ändert: Rund 30 Prozent der Models bei den großen Fashion-Shows im Frühjahr waren nicht weiß. Auch der Anteil an Plus-Size- und Transgender-Models erreichte in diesem Jahr Rekordwerte. Mit Halima Aden sorgte im Juni 2018 das erste Kopftuch-Model auf dem Cover der Vogue für Furore. So viel Abweichung von der Norm hat es in der Modewelt bisher noch nicht gegeben.
Dass schwarze Models immer präsenter werden, zeigt sich zudem in den Kampagnen und Shootings der großen Modehäuser. Der bekannte Pirelli-Kalender überraschte in seiner diesjährigen Edition mit ausschließlich schwarzen Models und einer Nacherzählung der Geschichte von Alice im Wunderland. Guccis Herbstkampagne „Soul Scene“ des vergangenen Jahres porträtierte die schwarzen Tanzpartys der 60er-Jahre und war die erste „All black“-Kampagne des Labels.
Das Schlagwort Diversität treibt aber auch auf die Gewichts-Debatte weiter voran. Ein verpflichtendes Mindestgewicht für Models hat sich schon in vielen Modemetropolen durchgesetzt. Unter anderem wird seit 2017 in Frankreich ein ärztliches Attest von Models eingefordert, das ihnen Normalgewicht bescheinigt. Ein weiterer Beitrag zu einem realistischeren Verständnis der Modegrößen liefert das neue Konzept der „inbetweenies“, das Frauen beschreibt, denen einerseits die Standardgrößen nicht passen, die andererseits aber zu dünn für Plus-Size-Mode sind. Während diese „Zwischen-Größen“ in vielen Internet-Shops längst Standard sind, hören die Kollektionen des Einzelhandels üblicherweise immer noch bei Größe 42 auf.
Diskriminierung noch längst nicht aus der Welt geschafft
Trotz all dieser Veränderungen sehen sich Models, die nicht in das traditionelle Schönheitsbild passen, noch mit genug Schwierigkeiten konfrontiert. Eine Vielzahl von neuen Diversity-Kampagnen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass vor allem schwarze Models und Plus-Size-Models immer noch unterrepräsentiert sind. Die Stylisten im Backstage-Bereich sind oft nicht mit den richtigen Produkten ausgestattet, um die Haartypen und die dunklen Hauttöne schwarzer Models zu stylen. Und es gibt immer noch Skandale wie den um die Kinderkollektion von H&M, der Anfang 2018 große Empörung in den sozialen Medien hervorrief und bewies, dass Rassismus in der Modebranche noch längst nicht passé ist.
Es bleibt zu hoffen, dass Diversität kein singulärer Trend ist, mit dem die großen Modehäuser Zeitgeist beweisen wollen, sondern dass die Debatte wirklich dazu beiträgt, das einheitliche Schönheitsbild zu erweitern.
Bildrechte: Flickr Inflatable Dress, Diana Eng’s Fairytale Fashion Show at Eyebeam NYC / 20100224.7D.03580.P1.L1 / SML See-ming Lee CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten