Ein Gastbeitrag von von Jennifer Frenken
Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine individuelle Steuer- oder Rechtsberatung.
Der steueroptimierte Vermögensaufbau ist ein Thema, das viele Menschen fasziniert – und doch bleibt es für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Wer sich jedoch einmal mit den Möglichkeiten auseinandersetzt, wird schnell erkennen, welches Potenzial in einem durchdachten, langfristig angelegten Vermögensaufbau steckt. Dabei geht es nicht nur um Rendite, sondern auch darum, wie man sein Vermögen intelligent strukturiert, um legal Steuern zu sparen, Risiken zu streuen und Vermögen zu sichern.
Ich selbst komme aus einfachen Verhältnissen und weiß, wie es sich anfühlt, wenn am Ende des Monats nicht viel übrig bleibt. Doch durch konsequenten Wissensaufbau, die Bereitschaft, Verantwortung für die eigenen Finanzen zu übernehmen, und die Nutzung intelligenter rechtlicher Strukturen habe ich es geschafft, enorme Vermögenswerte aufzubauen.
In diesem Artikel möchte ich Ihnen praxisnahe Impulse geben, wie Sie Ihr Vermögen nicht nur aufbauen, sondern auch steuerlich intelligent strukturieren. Ziel ist es, nicht nur »mehr« zu haben, sondern es auch sinnvoll einzusetzen und zu bewahren.
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Warum steueroptimierter Vermögensaufbau so wichtig ist
Wenn wir das Thema Geldanlage betrachten, konzentrieren sich viele ausschließlich auf Rendite und Sicherheit. Dabei wird oft vernachlässigt, welchen gewaltigen Unterschied die Steuerlast auf den langfristigen Vermögensaufbau hat. Eine solide Investition kann durch eine unvorteilhafte Besteuerung schnell an Attraktivität verlieren.
Der steueroptimierte Vermögensaufbau verfolgt das Ziel, nicht nur Erträge zu erzielen, sondern diese möglichst effizient, legal und nachhaltig zu sichern. Dabei helfen folgende Prinzipien:
- Nutzung steuerlicher Freibeträge und Pauschalen
- Wahl der richtigen Rechtsform
- Streuung der Ertragsarten (Mieteinnahmen, Dividenden, Zinsen, Veräußerungsgewinne)
- Langfristige Planung statt kurzfristigem Denken
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Investieren mit System: Steuerbegünstigte Anlageformen
Steuerlich clever zu investieren bedeutet nicht, auf Rendite zu verzichten – im Gegenteil: Wer die steuerlichen Stellschrauben kennt, kann mit System Vermögen aufbauen. Immobilien, Beteiligungen und Kapitalmarktanlagen bieten unterschiedliche, aber jeweils gezielt nutzbare Vorteile. Immobilien etwa ermöglichen nicht nur stabile Mieteinnahmen, sondern auch Abschreibungen, steuerfreie Gewinne nach zehn Jahren Haltedauer im Privatvermögen sowie abziehbare Finanzierungskosten. Besonders spannend: Sonderabschreibungen bei Denkmalschutz oder gefördertem Wohnungsbau bieten zusätzliches Potenzial. Beteiligungen an Unternehmen eröffnen – besonders bei Beteiligungsquoten über 10 Prozent – große steuerliche Spielräume. In der vermögensverwaltenden GmbH oder Stiftung sind Dividenden nahezu steuerfrei, und Gewinne können effektiv thesauriert werden. Am Kapitalmarkt wiederum punkten ETFs mit günstiger Teilfreistellung und niedrigen Kosten. Wer sie über eine klug strukturierte GmbH oder Stiftung hält, profitiert zusätzlich von Steuerstundungseffekten – ein unterschätzter Hebel für den Zinseszinseffekt.
Kurz gesagt: Es kommt nicht nur darauf an, in was Sie investieren – sondern wie und wo! Wer hier strategisch vorgeht, vergrößert nicht nur seine Rendite, sondern auch seine steuerliche Souveränität. Neben der Wahl der Struktur ist auch die Art der Investition entscheidend. Einige Anlageformen bieten steuerliche Vorteile, die gezielt genutzt werden sollten.
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Vermögen bewahren: Nachfolge und Schenkung clever gestalten
Vermögensaufbau endet nicht beim Erreichen einer bestimmten Zahl – er geht weiter mit der Frage: Wie sichere ich, was ich aufgebaut habe – auch für kommende Generationen? Genau hier beginnt der strategische Vermögenserhalt. Wer früh plant, kann nicht nur Steuern sparen, sondern den Familienfrieden wahren und sein Lebenswerk gezielt weitergeben.
Freibeträge sind der Schlüssel zu steuerfreien Vermögensübertragungen. Kinder profitieren alle zehn Jahre von 400.000 Euro steuerfrei, Ehepartner sogar von 500.000 Euro. Wer diese Spielräume regelmäßig nutzt, kann über Jahrzehnte erhebliche Vermögenswerte steuerfrei übertragen – ohne unangenehme Überraschungen beim Finanzamt.
Ein besonders wirkungsvolles Instrument ist die vorweggenommene Erbfolge: Durch frühzeitige Übertragungen, etwa in Kombination mit Nießbrauch-Modellen, lässt sich Vermögen sinnvoll strukturieren, ohne Kontrolle aufzugeben. In Verbindung mit Stiftungslösungen lassen sich zudem komplexe Ziele absichern – sei es zur Unterstützung der Familie oder zum Schutz des Vermögens vor Gläubigern, Scheidungen oder unvorhergesehenen Lebenssituationen.
Kurz gesagt: Wer seine Nachfolge regelt, bevor es notwendig wird, schafft Klarheit – steuerlich wie familiär. Und genau diese Klarheit ist oft mehr wert als jeder Freibetrag.
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Die Stiftung – Vermögensarchitektur für Generationen
Wenn es um echten Vermögenserhalt und Wertebewahrung geht, führt an einem der ältesten Instrumente des Privatrechts kaum ein Weg vorbei: der Stiftung. Ob gemeinnützig oder privatnützig– die Stiftung bietet eine nachhaltige Möglichkeit, Vermögen dauerhaft einem bestimmten Zweck zu widmen und gleichzeitig steuerlich klug zu strukturieren.
Gemeinnützige Stiftungen genießen umfassende Steuerprivilegien: Sie sind in vielen Bereichen von der Körperschaft- und Gewerbesteuer befreit, Spenden und Zustiftungen können von dem Spender als Sonderausgaben abgesetzt werden. Dafür ist die Bindung an einen gemeinnützigen Zweck verpflichtend – von Bildung über Umwelt bis Kultur ist vieles möglich.
Familienstiftungen hingegen bieten einen geschützten Rahmen zur langfristigen Verwaltung und Sicherung von Familienvermögen. Sie schützen vor Gläubigern, Scheidungen oder unbedachten Erbverteilungen und sorgen für klare Regeln über Generationen hinweg. Besonders in Unternehmerfamilien erfreut sich diese Struktur zunehmender Beliebtheit.
Steuerlich liegt die laufende Belastung einer Stiftung in der Regel bei 15 Prozent., sollte die Stiftung selbst gewerblich tätig sein ca. 30 Prozent. Je nach Einkünften kann die Besteuerung aber auch unter 1 Prozent liegen. Hinzu kommt bei Familienstiftungen alle 30 Jahre eine sogenannte Erbersatzsteuer – eine Art fiktive Erbschaftsteuer auf das Vermögen der Stiftung nach Abzug eines Freibetrags von 800.000 Euro. Dennoch überwiegen in vielen Fällen die Vorteile: Stabilität, Planungssicherheit, steuerliche Gestaltungsspielräume und der Schutz des Vermögens. Die Stiftung ist kein Modell für jeden – aber für alle, die groß denken, gesellschaftlich wirken oder familiäre Kontinuität wahren wollen. Sie ist Ausdruck von Weitsicht und Verantwortung – und ein starkes Signal an die nächste Generation.
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Erfolg beginnt mit Wissen
Ich habe mich früh mit dem Thema Geld auseinandergesetzt – nicht, weil es mir in die Wiege gelegt wurde, sondern weil ich erfahren habe, was finanzielle Unsicherheit bedeutet. Dieses Gefühl hat mich motiviert, mein Wissen aufzubauen.
Heute weiß ich: Es gibt kein »Geheimrezept«, aber es gibt Strategien, Strukturen und Werkzeuge, die jeder nutzen kann. Ob Angestellter, Unternehmerin oder Investor – wer bereit ist, sich mit seinen Finanzen auseinanderzusetzen, kann viel erreichen! Stiftungen sind dabei mein Herzensthema geworden, weil sie mehr sind als nur ein Steuersparmodell. Sie sind ein Ausdruck von Verantwortung und Kontinuität.
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Fazit: Verantwortung übernehmen, Chancen nutzen
Steueroptimierter Vermögensaufbau ist kein Hexenwerk. Es ist das Zusammenspiel aus Wissen, Planung, Struktur und Konsequenz. Wichtig: Starten Sie! Nutzen Sie legale Gestaltungsmöglichkeiten, holen Sie sich professionelle Begleitung, und haben Sie den Mut, in Ihre eigene Zukunft zu investieren.
Denn Vermögen ist nicht nur das, was Sie besitzen – es ist das, was Sie damit möglich machen!
Die Autorin:
Jennifer Frenken ist als Steuerberaterin, LL.M., und als zertifizierte Stiftungsberaterin bekannt.
Neben ihrer Tätigkeit als Steuercoach ist sie als Hochschuldozentin gefragt.
Beitragsbilder: Matti Husemann Fotografie, Depositphotos / alexraths