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Die DNA des Erfolgs

„Erfolgreiche Menschen arbeiten mehr. Wenn ich erfolgreich bin, werde ich glücklich sein.“ Diese einfache „Erfolgsformel“ ist vielfach noch durch Erziehungs- und Managementmethoden in den Köpfen verankert und beeinflusst das Streben nach Erfolg und Glück. Aber ist das wirklich so?

„Wir müssen die Formel für Glück und Erfolg umkehren“, sagt der Psychologe Shawn Achor. Denn aus dem Erfolg ergebe sich nicht automatisch auch Glück. Ganz im Gegenteil! Shawn Achor verweist darauf, dass jedes Mal, wenn das Gehirn einen Erfolg verzeichnet, wird auch die Ziellinie für den Erfolg (Podcast) weiter nach oben verschoben: „Bekommt man gute Noten, muss man nun bessere Noten bekommen. Wenn man in eine gute Schule kam, muss man nun in eine bessere Schule kommen. Man hat einen guten Job, nun braucht man einen besseren Job. Das Verkaufsziel wurde erreicht, dann wird eben das Verkaufsziel verändert.“ Der Erwartungshorizont wird nach jedem Erfolg also immer weiter nach hinten verschoben, weil wir glauben, dass wir erfolgreich sein müssen, um glücklich zu sein. Das Gehirn funktioniert nach Shawn Achor aber genau andersrum: Das Gehirn liefert im positiven Zustand wesentlich bessere Leistungen als im negativen, neutralen oder gestressten Zustand! Wenn also das Glücklichsein die Produktivität für den Erfolg entwickelt, was sind dann die einzelnen Faktoren für den Erfolg? Wie lautet die DNA des Erfolgs? Vier verschiedene Faktoren bilden die DNA-Bausteine für den Erfolg:

 

Das persönliche Umfeld  

Das Denken, Fühlen, Handeln und Verhalten eines Menschen wird durch die Umwelt geformt, in der er lebt und arbeitet. In beruflicher Hinsicht können das Vorgesetzte, Mitarbeiter, Lieferanten, Geschäftspartner und Kunden sein. Aber auch das private Umfeld mit Partner, Familie, Trainingskollegen, Freunden und Bekannten spielt eine ganz wichtige Rolle. Viele unterschiedliche Einflüsse, Erwartungen, Ansprüche, Forderungen und Rückmeldungen aus dem Umfeld formen die Persönlichkeit des Menschen.

Für viele erfolgreiche Menschen ist das private Umfeld sogar einer der Hauptfaktoren für den Erfolg. Wenn es im privaten Umfeld Probleme gibt, dann beeinflusst das auch die Realisierung der beruflichen oder sportlichen Ziele. Ständige Auseinandersetzungen mit dem Partner, familiäre Spannungen im Elternhaus oder ein krankes Kind – die negativen Faktoren sind meist so groß, dass sie entscheidend von der notwendigen 100-prozentigen Fokussierung auf das Ziel ablenken. Selbst wenn versucht wird, die Umstände zu verdrängen, werden sie den Menschen wieder einholen, weil sie im Unterbewusstsein sein Fühlen und Denken beeinflussen und auf diesem Weg auch sein Handeln und Verhalten. Private Probleme wirken sich damit immer auch auf die Leistungsfähigkeit aus. Ein intaktes, privates Umfeld dagegen vermittelt die Ruhe, Stabilität, Sicherheit und Verlässlichkeit, die für die Fokussierung auf den beruflichen Erfolg unbedingt notwendig ist.

 

Das Selbstvertrauen

Selbstvertrauen ist für die Erreichung der eigenen Vision und gesteckten Ziele ein wichtiger Faktor. Das Vertrauen in die eigenen Stärken, Fähigkeiten, Talente und Fertigkeiten ist das Betonfundament für das eigene (innere) Lebenshaus. Die Menschen haben aber häufig Schwierigkeiten, sich ihrer eigenen Stärken bewusst zu werden. Ich erlebe es im Coaching immer wieder, dass die Menschen sich sehr schwer tun, ihre eigenen Stärken aufzuschreiben. Machen Sie sich ihre eigenen Stärken bewusst und bauen Sie ihre Stärken weiter aus. Im Bewusstsein der eigenen Stärken, Fähigkeiten, Talente und Fertigkeiten steigt auch das Selbstvertrauen und Sie gewinnen die Sicherheit, die Sie für die Verwirklichung ihrer Ziele benötigen.

 

Der Optimismus

Das Gehirn liefert im positiven Zustand wesentlich bessere Leistungen als im negativen. Wenn Sie zum Beispiel Stress immer als Bedrohung ansehen, wird dieses negative Bedrohungsszenario ihre Handlungsfähigkeit und damit auch ihre Leistungsfähigkeit immer weiter einschränken. Wenn Sie Stress dagegen als Herausforderung sehen, die es zu bewältigen gilt, dann kann die erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderung in ein positives Erlebnis umgewandelt werden.
Der Vorteil: Angenehme Erlebnisse aktivieren im Gehirn das Belohnungssystem, das zu mehr Leistungsfähigkeit motiviert. Wer also von vornherein mit einer positiven Einstellung an die Verwirklichung seiner Zielsetzungen/Herausforderungen herangeht, der hat sich schon einen entscheidenden Vorteil für die erfolgreiche Umsetzung seiner Aufgaben oder Projekte verschafft. Positive Gedanken können diese optimistische Grundstimmung ganz bewusst beeinflussen. Wer an Schönes denkt und positive Botschaften bewusst wahrnimmt, kann sich in eine gehobene Stimmung versetzen, die diese optimistische Grundhaltung fördert. Optimistische Menschen haben mehr Erfolg im Leben, weil sie  handlungsfreudiger und flexibler sind und vor allem nicht so schnell aufgeben.

 

Die Beharrlichkeit

Das Vertrauen in die eigenen Stärken und Talente alleine reicht nicht aus, um langfristig Erfolg zu haben. Ein wesentlicher Erfolgsaspekt ist für Psychologen die Fähigkeit, beharrlich und zielstrebig am eigenen Erfolg arbeiten zu können. „Ich wette, dass es keinen einzigen Erfolgsmenschen gibt, der diese Eigenschaft nicht besitzt“, hat Angela Lee Duckworth von der Universität von Pennsylvania, Psychologin und anerkannte Expertin auf dem Gebiet der Volitionsforschung treffend formuliert. Der Fachbegriff Volition bezeichnet die bewusste, willentliche Umsetzung von eigenen (langfristigen) Zielen und Motiven in Resultate (Ergebnisse). Nur wer seinen Willen so steuern kann, dass er seine Ziele auch bei der Überwindung von Hindernissen nicht aus den Augen verliert, wird am Ende Erfolg haben. „Niemand ist so talentiert, dass er nicht für seinen Erfolg kämpfen muss – und Verbissenheit hilft enorm dabei“, erläutert Angela Lee Duckworth. Erfolgsmenschen haben den Biss und die unbedingte Fokussierung auf den Erfolg, die benötigt werden, um auch gegen Widerstände und Niederlagen an den angestrebten Zielen festhalten zu können. Sie lassen erst wieder locker, wenn sich der angestrebte Erfolg eingestellt hat.

 

Besonders im Spitzensport wird das immer wieder deutlich. Nach oben schafft es nur, wer auch dem hohen psychischen Druck dauerhaft standhalten kann. Ruderin Britta Oppelt hatte diese Probleme der „Psychoauslese“ nach ihren Olympiateilnahmen immer wieder. Vor Olympia gibt es keine Zeit für Zweifel. Hinterher, bis zu den nächsten Olympischen Spielen, zu viel. Will man den Kampf, von dem man nicht weiß, ob man ihn gewinnen kann, noch mal aufnehmen? Den Kampf gegen den eigenen Kopf? Wie stark dieser Druck ist, begreift man vielleicht am besten, wenn man sich den Moment beschreiben lässt, in dem er weicht: den Moment des Erfolgs. Im Augenblick des Medaillengewinns hatte die Ruderin als Erstes Erleichterung und Befreiung, nicht Glück oder Freude verspürt.
Autorin: Antje Heimsoeth
Bilder: AntonShevchenko/depositphotos, Antje Heimsoeth