Jim Carrey

Jim Carrey feiert 60. Geburtstag: Rückblick auf eine turbulente Karriere

Wer erinnert sich nicht an den gelben Anzug und das grüne Gesicht mit dem strahlend weißen Lächeln? Wenn Sie jetzt an Jim Carreys Verkörperung der grünen Maske im gleichnamigen Film denken, liegen Sie absolut richtig. Dies war gleichzeitig eine der Paraderollen des herausragenden Schauspielers aus Toronto, Kanada. Anlässlich seines 60. Geburtstags am 17. Januar blicken wir auf das bisherige, bewegte Leben des Schauspielers zurück.

Der Klamauk passte von Beginn an perfekt zu Jim Carrey, wie er in folgenden Filmen eindrucksvoll zur Schau stellte: »Ace Ventura – ein tierischer Detektiv«, »Dumm und Dümmer«, »Der Dummschwätzer«, »Ich, beide & sie« oder »Bruce Allmächtig«. Dennoch gelang es ihm, wie erst wenigen zuvor, auch ernste Rollen glaubhaft zu spielen. Filme wie die »Die Truman Show« oder »Der Mondmann« sicherten ihm einen Platz im Hollywood-Olymp. In den letzten Jahren wurde es aber zusehend ruhiger um Carrey, was das Filmbusiness betrifft. In den 90er-Jahren zählte Carrey zum exklusiven 20-Millionen-Dollar-Kreis, in welchem Schauspieler für jeden Film genau diese Summe aufrufen konnten. Mehr ging damals nicht. Dies brachte ihm fünf Nominierungen bei den »Golden Globe Awards« ein und zwei Gewinne dieser Auszeichnungen. Siebenmal konnte er den »MTV Movie Award« einstreichen. Auf der anderen Seite des Erfolgsspektrums stehen zwei Nominierungen für die »Goldene Himbeere«. Gerade diese beiden Extreme machen Jim Carrey so interessant, wie wir noch sehen werden.

Holpriger Start

James Eugene Carrey ist ein perfektes Beispiel dafür, dass die Umstände nicht für den persönlichen Erfolg entscheidend sind. Er selbst ist in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen. Er musste sogar seine Schulausbildung aus finanziellen Gründen abbrechen. Dies hinderte ihn jedoch keinesfalls daran, seiner Leidenschaft – dem Humor – zu folgen. Bereits als Fünfzehnjähriger agierte er als Stand-up-Comedian in verschiedenen Clubs in Toronto. Obwohl der Klassenclown nicht immer etwas zu lachen hatte, begann spätestens in den neunziger Jahren sein endgültiger Durchbruch auf der Kinoleinwand. Doch trotz des kometenhaften Aufstieges begleitete ihn stets ein dunkler Schatten, egal, wie sehr er auch im Rampenlicht stand. Seit seiner Jugend kämpft er mit schweren Depressionen, die er so beschreibt: »Manchmal komme ich von der Straße ab, nehme die Abfahrt in eine schlechte Gegend und bleibe dort für eine gewisse Zeit – normalerweise aber nicht für lange.«

Die traurigen Seiten

Er zog sich in den letzten Jahren vermehrt zurück, um sein Leben zu reflektieren oder seine Beziehungen auszukosten. In verschiedenen YouTube-Videos, die millionenfach geklickt werden, philosophiert er über den Sinn des Lebens und über verschiedene Erfolgsfaktoren. Auch das Thema »Liebe« kommt bei ihm nicht zu kurz.

Seine On- und Off-Beziehung mit Cathriona White machte durch ihren Suizid 2016 Schlagzeilen. Damit nicht genug: Es verklagte ihn die Mutter der toten White, da sie Carrey eine Mitschuld am Tod ihrer Tochter zuschrieb. Im Februar 2018 wurde die Klage abgewiesen. Mit diesem Hintergrundwissen erlangt folgendes Zitat von ihm noch mehr Tiefe: »I think everybody should get rich and famous and do everything they ever dreamed of so they can see that it’s not the answer.«, also übersetzt: »Ich denke, jeder sollte reich und berühmt werden und alles tun, von dem er jemals geträumt hat, damit er sieht, dass das nicht die Lösung ist.« Auch die Beziehungen davor schienen wegen seiner Depressionen in die Brüche gegangen zu sein. Doch vielleicht ist es genau diese Polarität, dieses Paradoxon, zwischen Klamauk und Trauer, welches Carrey zum größten Comedian des Erdballs macht.

Humor ist sexy

Schon der Duden definiert Humor als die Begabung eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen.

Es scheint uns ein Gefühl von Freiheit zu vermitteln, wenn wir über die Realität lachen können. Humor scheint außerdem beide Geschlechter füreinander attraktiver zu machen. Etliche Studien bestätigen dies: Wer das Gegenüber zum Lachen bringt, hat gute Karten, nie allein zu sein. Frauen bevorzugten humorvolle Männer, meinte der Psychologe Geoffrey Miller einst, seiner Meinung nach aus evolutionsbiologischen Gründe: Humor ließe auf ein gesundes und aktives Gehirn sowie auf gute Gene schließen. Gut, das war nun nicht romantisch, aber es trägt bestimmt einen Kern Wahrheit in sich. Was uns jedoch sicherlich klar sein dürfte: Lachen verbindet, egal, ob wir auf Partnerschaftssuche sind oder wir ein Business starten möchten.

Welche Art von Humor?

Natürlich gibt es unterschiedliche Arten von Humor: schwarzer Humor, trockener Humor, Galgenhumor, derber Humor, Hohn, Ironie, Komik, Parodie, Sarkasmus, Selbstironie, Spott, Zynismus, komplexer Humor, intelligenter Humor oder platter Witz. Die Möglichkeiten sind beinahe unendlich und natürlich höchst individuell. Zusätzlich macht auch die Dosis das Gift. Wenn wir nur Scherze auf Kosten anderer machen, wird das Gesprächsklima nicht auf ewig gut bleiben. Wer dauernd Scherze auf eigene Kosten macht, gilt ab einem gewissen Zeitpunkt als »Loser«, der sowieso nichts auf die Reihe bringt. Sowohl die eine als auch die andere Sache trennt die Gesprächspartner, statt sie zu verbinden. Selbstironie – ja, aber nur in Maßen. Sich lustig machen über andere? Ja, aber nur in absolut vereinzelten Situationen, ansonsten kommt der Verdacht hoch, dass man andere künstlich »verkleinert«, um sich selbst »größer« und »besser« darzustellen, was wiederum auf ein niedriges Selbstvertrauen schließen lässt.

Nur lustig ist zu wenig

Humor ist in beinahe jeder Situation mit anderen Menschen wichtig (Ausnahmen wie Beerdigung oder Todesfall bestätigen die Regel). Dennoch reicht es natürlich nicht aus, lustig zu sein. Humor kann das Gesprächsklima positiv beeinflussen, doch es muss zusätzlich etwas transportiert werden. Jim Carrey ist zwar ein begnadeter Comedian, aber gerade seine persönlichen Traumata geben ihm die Tiefe, die ihn interessant werden lässt. Wer immer und über alles lacht, scheint uns bei oberflächlicher Betrachtung »übermenschlich« und einschüchternd, so wie Superman. Wer Krisen durchlebt hat und diese kommuniziert, erscheint realitätsnaher und dadurch glaubwürdiger. Carrey ist kein aalglatter Superstar, sondern spricht auch die unangenehmen Wahrheiten aus: »Desperation is a necessary ingredient to learning anything, or creating anything. Period. If you ain’t desperate at some point, you ain’t interesting.« Zweifel und Verunsicherung gehören also laut ihm zum Leben wie das Atmen. Und genau deshalb wird Jim Carrey nicht nur als großartiger Comedian in die Annalen Hollywoods eingehen, sondern vor allem als großartiger Schauspieler.

Michael Jagersbacher

Über den Autor: Michael Jagersbacher ist Kommunikationstrainer, Unternehmer und Buchautor. Auf seinem Blog unter www.michael-jagersbacher.at gibt er Tipps, wie man sympathischer wird und mehr Profil erhält.

 

 

 

Bilder: IMAGO / APress, Karin Bergmann