Justin Bieber hat in seiner knapp 15 Jahre alten Karriere eigentlich alles erreicht, was man erreichen kann: Reichtum, Ruhm und zahlreiche Auszeichnungen. Jetzt hat er sein musikalisches Schaffen zu Geld gemacht: Er hat die Rechte an seinen bis Ende 2021 veröffentlichten 290 Songs an Hipgnosis Songs Capital verkauft. Der von dem Investmentriesen Blackstone gestützte Fonds soll laut Medienberichten 200 Millionen Dollar dafür bezahlen. Justin Bieber ist nicht der erste Musiker, der seine Rechte veräußert, jedoch sind es meistens Künstler, die schon länger im Geschäft sind und deren Marktwert eindeutig zu beurteilen ist. Der Popsänger mit hauptsächlich weiblichen Fans hat in seiner Karriere bislang weltweit mehr als 150 Millionen Platten verkauft und auf der Streamingplattform Spotify, in die er auch investiert ist, hat er monatlich 82 Millionen Hörer. Diese Eckdaten erreichen die meisten Künstler auch nach 20 Jahren nicht. Justin Bieber ist eben etwas schneller.
Mit Vollgas in den Pop-Olymp
Bei dem Kanadier scheint ohnehin alles im Zeitraffer zu passieren. Er wuchs bei seiner alleinerziehenden Mutter auf, das Geld war knapp. Er hatte schon früh ein Faible für Musik und brachte sich selbst bei, Schlagzeug, Klavier, Gitarre und Trompete zu spielen. Er coverte Songs und zeigte sein Können bei kleineren Auftritten und Talentwettbewerben und seine Mutter filmte die ersten Versuche ihres Sohnes. Um der Verwandtschaft zu zeigen, was der kleine Justin konnte, lud sie die Videos bei YouTube hoch. 2008, Justin war gerade 13 Jahre alt, wurde der amerikanische Musikmanager Scooter Braun auf diese Videos aufmerksam. Er lud den Jungen für Probeaufnahmen nach Atlanta ein und wurde überzeugt, Browns Plattenlabel RBMG nahm Bieber unter Vertrag. Die Karriere, die von da an ins Rollen kam, war derart rasant, dass Justin Bieber im zarten Alter von 17 Jahren – einem Alter, in dem manche noch gar nicht wissen, was sie einmal machen möchten – seine Autobiografie »Erst der Anfang: Mein Leben« veröffentlichte. In dem Buch beschreibt er seine Liebe zur Musik, seine ersten Erfolge und auch, wie es sich anfühlt, wenn die Fangemeinde auf der ganzen Welt wächst und wächst.
Der Richtungswechsel
Der Popsänger sahnte in dieser Zeit zahlreiche Auszeichnungen ab. Neben zwei Grammy-Auszeichnungen hat er auch Rekorde erzielt: Unter anderem hat er als erster Künstler 21 MTV Europe Music Awards und 23 Teen Choice Awards entgegennehmen dürfen. Auf dem vorläufigen Zenit seines Erfolges nahm Justin Biebers Leben dann eine Wende – vom umjubelten Glamour-Boy zum Bad Boy. Er geriet immer wieder wegen Alkohol, Drogen und Konflikten mit der Polizei in die Schlagzeilen. Die turbulente Teenie-Zeit hatte einen Preis, den viele junge Menschen bezahlen, die zu früh Erfolge feiern und diese nicht verarbeiten können. In einer YouTube-Dokumentation von 2020 erzählt Justin Bieber, dass der Erfolg ihm über den Kopf gewachsen sei und er sich habe verführen lassen. »Ich wachte morgens auf und das Erste, was ich tat, war, Tabletten zu schlucken und einen Joint zu rauchen. So begann mein Tag«, gab er zu. Mit Pillen, Ecstasy und halluzinogenen Pilzen beamte er sich aus seiner Wirklichkeit, die sich für ihn möglicherweise unwirklich anfühlte, vielleicht, weil die mentale Entwicklung nicht Schritt halten konnte mit einer Karriere, für die andere ein halbes Leben brauchen.
Der Turbo wird gebremst
Nach einer turbulenten Beziehung mit Sängerin Selena Gomez lernte Justin Bieber Hailey Baldwin kennen und verliebte sich in sie. Das prominente Model stellte ihm ein Ultimatum: Entweder Drogen oder Liebe. Er entschied sich für die Liebe und schon bald wurde aus Hailey Baldwin Frau Bieber. Für den Sänger folgte eine Zeit der Reflektion und des Reifens. »Es ist schwer, morgens mit der richtigen Einstellung aus dem Bett zu kommen, wenn du mit deinem Leben, deiner Vergangenheit, deinem Job, Verantwortungen, Emotionen, deiner Familie, Finanzen, Beziehungen überwältigt bist. Wenn es sich anfühlt, als gäbe es nichts als Ärger«, heißt es noch in einem Instagram-Post von 2019. Mittlerweile dominieren auf seinem Account Fotos, die ihn mit seiner Frau zeigen, und ganz viele Herzchen-Emojis. Bereits 2016 hat er in einem Interview gesagt, er könne sich vorstellen, mit 30 Jahren sesshaft zu sein. Das ist nächstes Jahr. Vielleicht war der Verkauf der Songrechte der nächste Schritt nach der Hochzeit mit Hailey Bieber, um Ruhe ins Leben zu bringen.
Beitragsbild: Depositphotos / ChinaImages
MK
Aus: Erfolg Magazin 02/23 (editiert)