Bei Promi-Big-Brother war sie Kandidatin, jetzt saß sie in der Jury von »Deutschland sucht den Superstar«: In nur wenigen Jahren ist Katja Krasavice vom Starlet zum Star geworden – und das, obwohl oder gerade weil sie polarisiert. Doch ist ihre Provokation nur eine Business-Strategie? Und wie viel Ehrgeiz braucht es eigentlich für den Erfolg? Das verrät die Rapperin, Autorin und Influencerin im Gespräch mit Julien Backhaus.
Pamela Anderson ist angeblich dein Vorbild als Kind gewesen. Was mochtest du an ihr?
Ja, aber nicht mein größtes. Ich liebe freizügige Frauen, ich liebe Frauen, die mit ihrem Sexappeal spielen. Ich mochte das einfach. Für mich war das immer Stärke, wenn Frauen sich für nichts schämen. Ich wollte auch immer so eine starke Frau sein. Deswegen fand ich sie toll und natürlich mochte ich auch ihren Look. Ich mochte auch, dass sie »gemacht« war. Sowas war in der Gesellschaft vor allem früher sehr verhasst.
Ab wann hast du dir aktiv Ziele gesetzt?
Das kann ich dir gar nicht wirklich sagen. Ich glaube, ich bin schon immer voller Ziele gewesen und ich hatte immer schon Vorstellungen von meinem Leben. Ich habe mir jetzt meinen alten Tumblr-Account angeguckt, den ich mit 15 oder 16 angelegt hatte. Ich hatte schöne Autos, Rolex-Uhren und Diamantuhren gepostet. Das ist zwar alles nur materiell, ich bin nicht der materiellste Mensch, aber das war wirklich das, was ich repostet hab: Blonde Haare, coole Autos – Erfolg einfach! Deshalb hatte ich immer eine Vorstellung von meinem Leben und wie es genau aussehen soll. Umso krasser, dass es heute eins zu eins so geworden ist.
Hattest du eine Vorstellung von der Person, die du werden wolltest und bist du dieser heute schon sehr nah?
Ja, es gab auf jeden Fall eine Person! Also: Genau das, was ich jetzt bin, habe ich mir vorgestellt! Schon immer wollte ich genau das sein und ja, ich bin geschockt gewesen, dass alles irgendwie genauso passiert ist.
Man verbindet zwei Sachen mit dir: Unterhaltung und Musik. Was kommt für dich an erster Stelle: die Unterhaltung allgemein oder die Musik im Speziellen?
Das Wichtigste ist für mich einfach, Business-Frau zu sein und für mich bedeutet das, mehrere Standbeine zu haben. Ich verkörpere natürlich die moderne Frau, die sich nicht scheut, auch freizügig zu sein. Früher war eine Business-Frau wahrscheinlich bedeckter, aber heute kann man sagen: »Ey, ich zeige mich auch gerne freizügig und mache noch meine eigene Getränkemarke mit Millionen von Dosen in den Geschäften und bin in einer TV-Jury und mache dies und das.« Das Wichtigste ist für mich einfach nur, Business zu machen. Ob es Musik ist oder Instagram, TikTok… ich mache alles sehr gerne. Es gibt keine Prio, das muss ich ehrlich sagen!
Wenn man an die Anfänge zurückdenkt: Würdest du sagen, YouTube hat dich initial erfolgreich gemacht? War es deine wichtigste Plattform?
Ja, auf jeden Fall. Das war meine erste Plattform, die ich genutzt habe. Heute wäre es wahrscheinlich TikTok. Aber es war nicht YouTube, das mich erfolgreich gemacht hat, weil ich und mein Wille mich erfolgreich gemacht haben. Ich habe YouTube dafür aber auf jeden Fall genutzt.
Provokation ist auch etwas, das man mit dir verbindet. Ist das auch eine Strategie?
Ich weiß, wie ich provoziere und ich mache das auch gekonnt. Ich muss ehrlich sagen: Ich liebe es, zu provozieren. Das macht mich einfach glücklich. Das ist eine Art Schutzmechanismus von mir. Ich wurde früher sehr viel gemobbt und ausgegrenzt für meine Art und ich habe die Provokation als eine Art »Happiness-Place« gefunden, nach dem Motto: »Okay, dann provoziere ich eben! Entweder ich gehe weinen oder ich provoziere und mache es trotzdem!« Deswegen war das einfach meine Antwort auf alles, was ich erlebt habe. Aber ich wusste auch: Das triggert Leute, das generiert Klicks, das generiert Aufmerksamkeit. Also, natürlich weiß ich, dass das auch eine Strategie sein kann.
Wenn du sagst, das ist als Antwort gemeint – meinst du auch, du wurdest ein bisschen in diese Richtung gedrängt?
Nee, mich hat keiner gedrängt, ich hätte ja auch traurig sein können. Natürlich war ich auch traurig, habe mich aber dafür entschieden, diese Traurigkeit in etwas anderes umzuwandeln, in Stärke, Erfolg und Provokation. Ich wurde einfach nur dazu gedrängt, mich schlecht zu fühlen, und das habe ich nicht zugelassen.
Die Themen Mobbing und Depression sind sehr aktuell. Merkst du das auch im Fankontakt, dass sich Leute an dich wenden, wenn sie nicht mehr weiterwissen?
Ja, täglich. Tausende, Zehntausende von Nachrichten. Ich muss wirklich ehrlich sein, das hört nicht auf. »Ich werde gemobbt«, »Ich weiß nicht weiter«, »Die hassen mich alle«, »Ich fühle mich wie der Außenseiter«, »Ich fühle mich, als würde ich nicht hier hingehören« – das ist einfach auch meine Community, die sehen in mir diese Kraft und denken sich: »Sie wurde auch gemobbt, sie hat’s geschafft und ich werde das auch schaffen.« Deswegen erzähle ich auch oft: »Ey, ich hab’s geschafft, ich habe jetzt das, das, das…« – damit die Leute sehen, dass sie es auch schaffen können. Denn ich bin immer noch der Überzeugung, dass jeder Mensch erfolgreich und auch vermögend werden kann. Man muss sich einfach nur durchbeißen und darf nicht aufhören. Das will ich den Leuten vermitteln, weil es wirklich sehr, sehr viele Menschen gibt, die nichts haben, auch keinen Antrieb.
Ist »Durchhalten« die einzige Parole?
Durchhalten ist das Allerwichtigste. Jeder Business-Mensch oder jeder Mensch auf dieser Welt, der Erfolg hat, ist gefallen. Keiner ist stetig aufgestiegen, ich kenne zumindest niemanden. Und man muss einfach wissen, dass das okay ist, dass das dazugehört und man nicht aufgeben darf. Ich glaube, das ist wirklich der einzige Punkt, um erfolgreich zu werden. Natürlich muss man auch smart sein, natürlich darf man nicht zu naiv sein, aber man wächst mit der Zeit. Ich war auch ein naiver Mensch und bin daran gewachsen. Man wird immer größer und schlauer.
Heißt das, du hast deinen Fokus oder deine Strategien verändert?
Ja, auf jeden Fall. Das Verhalten ändert sich ungewollt. Man muss sein Verhalten auch bei bestimmten Themen anpassen. Da ist man professionell. Ich sage auch immer: »Ein Mensch hat verschiedene Arten von sich.« Ich bin bei meiner Mama anders als ich in einem Interview bin, aber trotzdem bin das alles ich und das muss man einfach differenzieren. Viele denken, man muss sich für Erfolg verstellen; das muss man gar nicht. Man muss einfach nur wissen: Wo bin ich und welche Version von mir ist die beste Version für diese Situation?
Welche Rolle spielt Geld allgemein für dich?
Eine wichtige. In meiner Kindheit hatten wir gar kein Geld. Geld war für uns immer das Wichtigste, wir wollten unbedingt Geld haben, um Dinge zu tun, die für uns nie möglich waren – wenigstens, um in den Urlaub zu fahren. Und deswegen ist mir Geld sehr wichtig und einfach das Schönste, was mir passiert ist, weil ich meiner Familie alles zurückgeben kann. Das ist das geilste Gefühl, wenn ich sage: »Ey, nächste Woche Business-Class! Ihr kommt mit, ich bezahle euch das – fertig!« Das ist einfach geil. Abgesehen davon heißt es natürlich auch, Schulden abzubezahlen, frei zu sein! Und auch meiner Community gebe ich mit Geld viel zurück: Ich kaufe denen Sachen, ich fahre zu denen nach Hause, ich kaufe denen Möbel – das ist einfach das Geile an Geld!
Du kaufst deiner Community Möbel?
Ja (lacht), ich habe zum Beispiel so eine Schlafcouch für einen Fan gekauft. Die hatte eine ganz kaputte Couch und meinte: »Meine Mama, die schläft immer auf der Couch.« Und ich meinte: »Willst du nicht lieber ein Bett?« Da meinte sie: »Nö, ich brauche eine Schlafcouch, wir haben nicht das passende Zimmer.« Da habe ich ihr eine Schlafcouch geholt. Oder ich gehe auch zu den Fans nach Hause, das mache ich am liebsten. Ich will sehen: Wie geht’s denen? Wie kann ich helfen? Man will ja auch sein Geld wirklich in Menschen stecken, die es auch brauchen. Und das ist das Schönste, wenn sie dann weinen. Dann denke ich: »Oh mein Gott, ich bin so glücklich, dass ich das machen kann!«
Könntest du dir vorstellen, eines Tages eine Stiftung oder etwas ähnliches zu gründen?
Ja, auf jeden Fall! Das ist natürlich ein großer Schritt und da muss ich noch ein bisschen in meiner Persönlichkeit wachsen. Da muss ich viel Energie und Zeit reinstecken und bis jetzt ist meine Stiftung auf jeden Fall meine Community. Die kriegen das jedes Jahr zurück. Am liebsten mache ich es natürlich immer, wenn es besinnlich wird und wenn man dann anfängt, traurig zu werden. Ich merke, dass man auch in der Weihnachtszeit nicht immer glücklich ist, und ja, eine Stiftung gründe ich auch gerne. Ich kümmere mich auch gerne um Tiere, ich bin überall am Start: Bei »Ein Herz für Kinder« habe ich 100.000 Euro gespendet, letztes Jahr 50.000 – das macht einfach Spaß, finde ich. Das ist auch wichtig, denn nur, weil man erfolgreich ist, darf man nicht andere Leute liegen lassen. Das macht man nicht.
Wie nah darf man – oder sollte man – als öffentliche Person seiner Community kommen?
Natürlich kann es passieren, dass man einen Stalker hat. Das hatte ich komischerweise noch nie. Meine Fans sind die coolsten, die respektieren meine Privatsphäre, die sind ein Segen für mich. Ich finde, es gibt kein »zu nah«, weil ich auch nur ein Mensch bin, ich bin genauso wie die anderen. Natürlich sagen auch viele Leute in der Industrie: »Nein, man muss ein bisschen distanziert sein, man ist ja ein Star!«, aber für mich ist Star sein oder Boss sein, Chef sein, ein Rudel zu sein. Ich liebe meine Fans, ich will sie umarmen, knuddeln und mit ihnen reden, schreiben. Ich habe auch Gruppen mit meiner Community. Ich liebe meine Community, ich kenne viele ihrer Namen.
Du bist bei einem großen Musik-Label (Warner) gelandet und hast generell sehr viel Erfolg: Ist das schon der Olymp oder glaubst du, man kann tatsächlich unendlich viel erreichen?
Ich finde, man kann unendlich viel erreichen. Man kann alles machen. Ich könnte morgen ein Business aufbauen, von dem ich jetzt gar nicht denken würde, dass ich es mache. Ich mache jetzt mein eigenes Getränk, das hätte ich vor vier Jahren gar nicht gedacht. Mit Immobilien fängt man natürlich an, wenn man erfolgreich ist. Ich kann ein Flugzeug bauen! (lacht) Ich finde, Erfolg hat keine Grenzen. Nur darf man nicht gierig sein. Das sage ich immer wieder.
Bei dem Ganzen, was du schon erfolgreich umgesetzt hast: Wie ehrgeizig bist du?
Dafür müsste man andere Leute fragen. Die Leute sagen, ich bin verrückt. (lacht) Ich liebe es, zu arbeiten. Mir ist das auch egal, wenn ich mal nur zwei, drei Stunden schlafe, weil ich einfach das, was ich mache, immer wollte. Jetzt habe ich es vor mir und warum sollte ich jetzt sagen: »Ach, morgen schon wieder ein Dreh und morgen wieder das…«? Es ist einfach geil und deswegen bin ich sehr, sehr, sehr, sehr ehrgeizig. Es könnte morgen vorbei sein, das Leben kann immer vorbei sein, man sollte den Moment einfach immer genießen, auch wenn es Arbeit ist. Das bin einfach nur ich und frei und ich mache, was mir Bock macht.
Nun hast du mehrfach betont, dass du dich als Unternehmerin siehst. Als du deine ersten Ziele formuliert hast, hast du dir gesagt: »Ich möchte ein Star werden« oder »Ich möchte Unternehmerin werden«?
Nee, ich wollte ein Star werden. Ich wollte nicht Unternehmerin werden, das war ja nicht cool als Kind, sondern da fanden wir die Superstars cool. Das habe ich natürlich auch alles am Ende anders eingeschätzt, als es tatsächlich ist: Das alles ist nämlich viel Arbeit, es ist gar nicht so glamourös, wie alle denken. Ich habe auch immer, wenn die Lehrerin gefragt hat, was wir werden wollen, gesagt: »Ich werd’ Fame! Ich werd’ ein Star, mich wird jeder erkennen oder ich werd’ auf eine andere Art und Weise Geld machen!« Und dann hat sie gesagt: »Du hast Flausen im Kopf, warum machst du das? Warum glaubst du, dass du das wirst? Such’ dir doch einen normalen Job!«
Bist du die Einzige aus deiner Umgebung, die erfolgreich geworden ist?
Ich bin die Einzige und ich sehe mich auch immer als Generationsdurchbruch für die Familie. Deswegen arbeite ich auch immer weiter, weil ich möchte, dass es meinen Kindern und den Kindern meiner Kinder immer gut geht. Das war bei meiner Familie nie so. Das war immer Armut über Generationen hinweg. Jetzt kann mein Neffe machen, was er will; alle können machen, was sie wollen. Ich sage immer: »Egal, was ihr macht, ich zahle das. Wenn irgendwas ist, ich bin da. Das ist gar kein Problem.«
Wie weit kann man dieses Spiel denn treiben, sodass man niemanden verwöhnt und ihm den Ehrgeiz raubt?
Da muss man aufpassen. Es gibt immer Leute, die nur Geld wollen. Man muss auf sein Geld aufpassen, aber man darf nicht aufhören, menschlich zu sein. Man darf nicht sagen: »Nee, das ist mein Geld! Du willst nur mein Geld!« Wenn man damit anfängt, wird man verrückt. Ich versuche irgendwie, zu geben, aber nicht zu überschütten.
Wie ist denn die Privatfrau Katja? Kennt man die von Social Media oder hältst du die geheim?
Die kannte man früher mehr, muss ich ehrlich sagen. Aber das liegt einfach daran, dass ich immer mehr arbeite. Ich bin privat eigentlich genauso, sagt jeder. Das wissen die Leute.
Also privat sitzt du auch so gestylt an deinem Küchentisch?
Nee, so krass angezogen bin ich nicht. (lacht) Ich habe dann weniger an. (lacht) Ja, wirklich, ich bin jetzt schon mehr angezogen.
Worauf müssen sich Leute einstellen, wenn sie mit dir arbeiten – als Projektpartner, Geschäftspartner, Künstler?
Ich mache es den Leuten echt leicht. Manchmal denke ich mir, ich müsste es mal ein bisschen schwerer machen. Ich bin pünktlich, ich bin unkompliziert, ich bin eigentlich gechillt. Außer es läuft irgendetwas falsch, dann kann ich auch auf den Tisch hauen. Aber das passiert eigentlich selten, weil alle, mit denen ich arbeite, Respekt haben; ich habe dann auch Respekt. Die müssen sich eigentlich auf nichts einstellen, die können eigentlich chillen.
Aber du verlangst schon etwas?
Ich verlange Professionalität und ich verlange vor allem, dass man auf meinem Level ist – kreativ gesehen zum Beispiel oder arbeitsmäßig. Wenn jemand meine Vision nicht teilt, dann sage ich: »Wir passen einfach nicht geschäftlich.« Das gab es schon oft, aber dann ist es halt so. Ich habe keinen Bock, meine Energie an jemanden zu verschwenden, der das nicht hinbekommt.
Hast du das Glück, dass du tatsächlich mit vielen ebenso ehrgeizigen Menschen arbeitest?
Es ist ein Glücksfall, aber man pickt sich das so aus. Man muss dann auch sagen: »Weg!« – »Neu!« – »Weg!« – »Neu!«. Man muss das einfach machen, man darf nicht emotional werden im Geschäft.
Das heißt, du sagst auch öfter: »Das war einen Versuch wert, aber das passt nicht«?
Ich habe das auf jeder Ebene. Ob es da nur um einen Grafiker geht oder um Fotografen oder um Make-up oder um Videografen – alles, was es gibt. Wenn mir das nicht gefällt, dann sind die weg.
Gibt es etwas in deinem Leben, was du unbedingt erreichen willst?
Ich habe alles schon erreicht. Ich will nur gesund sein und dass meine Familie gesund ist, das ist das Allerwichtigste für mich. Sonst habe ich eigentlich wirklich alles erreicht.
Wie gehst du mit Kritik oder auch Hass um? Welche Kritik nimmst du ernst?
Ich bin aufgewachsen mit Hass. Mein Leben war nur Hass, egal, was ich machte, es war nur Hass, es war schlecht, es war hässlich, es war billig, … Und es ist immer noch so. Die Kommentare hören auch nicht auf. Irgendjemand hat immer ein Problem, wenn eine Frau übertreibt. Ich habe übertrieben lange Nägel, ich weiß, ich habe ein übertrieben künstliches Gesicht, ich weiß, ich bin übertrieben, aber ich liebe das so. Und die Leute haben ein Riesenproblem damit. Aber das juckt mich nicht. Es hat mich früher sehr gestört, da habe ich sehr viel geweint, da bin ich nicht in die Schule gegangen, manchmal war ich monatelang nicht in der Schule. Das war echt schlimm – liebe Grüße an meine Lehrer, die wussten das natürlich, die haben hingeschaut, wenn ich gemobbt wurde, aber nichts gemacht und mich mitgemobbt am Ende – mir auch gesagt, dass ich zu viel bin. Jetzt juckt mich das gar nicht, denn wir haben jetzt alle schonmal gehört, dass ich Plastik bin, ich hab’s verstanden, dass ich billig bin; ist okay, mir geht’s gut. Das ist keine Kritik, die ich ernst nehmen kann. Aber wenn mir jemand in der Arbeit Kritik gibt und mir sagt: »Rede doch mal langsamer« oder »Probiere doch mal, das zu machen« oder »Wieso willst du überhaupt morgen die Haare anders machen?«, dann sage ich: »Ja, warum nicht? Wenn du sagst, dass es besser sein kann, warum nicht?« Ich mag Kritik auch. Wenn ich mit Leuten arbeite, die immer nur »Ja« sagen, dann kriege ich auch eine Krise.
Du bist jetzt Jurorin bei »DSDS«. Gab es da Dinge, die dich überrascht haben?
Es gibt etwas, was mich sehr überrascht hat. Jeder kennt diese Show und für mich war es einfach krass, dass ich dahinkomme, extrem freizügig bin und keiner etwas sagt. Ich und meine Stylisten dachten uns: »Ich bin einfach ich und wir gucken, was passiert. Vielleicht finden die vom Set und vom Team es scheiße, aber wir machen es einfach.« Und wir haben es gemacht und keiner sagte was. Viele kamen sogar zu mir und sagten, ich sehe gut aus – und ich habe mich stark gewundert. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich gemerkt habe: Ich habe es so lange durchgezogen und jetzt werde ich endlich akzeptiert! Ich werde natürlich schon jahrelang von meinen Fans akzeptiert und von vielen Leuten, mit denen ich arbeite, aber das war noch eine andere Liga, dass ich bei »DSDS« in einem BH aus Handschuhen sitze. Das hat mich geschockt. Im positiven Sinne.
Hattest du denn schon einmal Angst in deiner Karriere?
Nö. Ich hatte noch nie Angst. Ich habe gar keine Angst. Ich nehme einfach alles hin. Das hat mich auch gerettet. Ich habe nie nachgedacht, ich mache es einfach. Ich sage auch immer meinen Freunden: »Mach’ das einfach!« Denn viele denken natürlich nach: »Was ist, wenn was passiert?« Wenn du das machst, dann wirst du es nicht durchziehen. Denk’ nicht nach! Sei wie ein kleines Kind! Mach’ einfach! Das ist bei mir immer so.
Aus: ERFOLG Magazin 02/2023