Es klingt wunderbar: Libra, die Freiheit schon im Namen, hat die „Mission, eine einfache, globale Währung und eine finanzielle Infrastruktur für Milliarden von Menschen bereitzustellen, die ihnen das Leben leichter machen“. So sieht es zumindest das Weißbuch. Das hieße auch, dass an den bestehenden Banken vorbei Menschen, die bisher keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen hatten, plötzlich in den Genuss von Einlagen oder Krediten kommen könnten. Dass die Finanztransaktionen global, über Ländergrenzen hinweg, sicher und dazu schnell und kostengünstig sein sollen, klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Die Reaktion der Finanzwelt? Sie flattert und gackert wie ein aufgeschreckter Hühnerhof, Begeisterung und Verteufelung halten sich die Waage.
Die Aufregung war bisher bei keiner anderen Krypto-Währung so groß, warum also bei Libra? Das liegt wohl daran, dass mit Facebook ein wirtschaftlicher Riese dahintersteht, der schon weltweit das Vertrauen von Milliarden Nutzern gewonnen hat. Der Wert einer Währung ist nichts anderes, als das Vertrauen der Menschen in die Verlässlichkeit der Wertstabilität gemünzt. Diese Vertrauenswürdigkeit versucht Mark Zuckerberg nun auch auf seine Währung zu übertragen – und hat große Chancen, damit erfolgreich zu sein. Nicht zuletzt deswegen, weil bei der Konzeption der Kryptowährung darauf geachtet wurde, Fehler anderer Online-Währungen zu vermeiden, die teils mit extremen Wertschwankungen zu kämpfen hatten. Ein Mittel zur Wertstabilität ist, die neue Währung an einen Basket aus alteingesessen-stabilen Währungen zu koppeln. Außerdem sollen kurzlaufende Staatsanleihen und Einlagen bei Geldinstituten als Reservefonds für jeden einzelnen Libra geradestehen.
Interessante Zeiten stehen dem Finanzmarkt bevor, besonders, falls sich Libra tatsächlich als globale Währung fest etablieren kann. Was, wenn sich ein eigener, auf Libra basierender Wirtschaftskreislauf mit Kapital- und Kreditmarkt entwickelt? Was, wenn in einem Land, dessen Nationalwährung nicht zum Libra-Basket gehört, die Digitalwährung nach und nach die eigene Währung als Bezahlmittel verdrängt? Die nationale Finanzsteuerungsinstrumente wären wirkungslos. Deshalb fordern Finanzinstitute, wie die DZ-Bank, schon jetzt eine angemessene globale Regulierung zu etablieren und staatliche Alternativen als Konkurrenz zur Verfügung zu stellen.
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