Mrs. Bella: »Man braucht Durchhaltevermögen ohne Ende«

Mrs. Bella: »Man braucht Durchhaltevermögen ohne Ende«

Isabella Schmidt kennen die meisten ihrer Fans wohl besser unter dem Namen »Mrs. Bella«. Schon seit Jahren gibt sie unter diesem Pseudonym ihren rund 2,6 Millionen Instagram-Followern und 1,1 Millionen YouTube-Abonnenten regelmäßig Einblicke in ihr Leben, ihre Mode und ihre Beauty-Geheimnisse (@mrsbella). Sogar ihr eigenes Buch »Contour & Confidence« hat die Influencerin schon herausgebracht, genauso wie eigene Kosmetik-Produkte. Uns hat Bella im Interview verraten, wie Influencer so schnell und effektiv Trends schaffen können und warum es gerade am Anfang der eigenen Karriere wichtig ist, Fehler zu machen.

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?

Ich habe ja schon vor über zehn Jahren damit angefangen. Damals gab es diesen Beruf noch gar nicht. Das heißt, ich bin da nicht rangegangen mit der Intention »Ich mache jetzt hier ›Big Money‹«. Ich habe zu der Zeit als Friseurin gearbeitet und hatte auch eigentlich vor, in dieser Berufsbranche zu bleiben.

Ich habe dann meine Ausbildung als Make-up Artist gemacht und es war mein Ziel, auch in dieser Branche zu bleiben. Das bin ich ja auch – nur ein bisschen anders. Aber es ist wirklich ganz zufällig entstanden. Ich bin einfach genau zu der Zeit, in der das Ganze langsam zum Beruf wurde, eingestiegen. Also bin ich da ganz »organisch« mitgewachsen.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?

Eigentlich ist alles so, wie es gelaufen ist, gut gewesen – mit allen Learnings und allen Rückschlägen, denn so habe ich mich ja auch weiterentwickelt.

Ich denke, das ist in jeder Selbstständigkeit, egal in welchem Berufszweig, wichtig – dass man diese ganzen Learnings durchgeht und auch Fehler macht. Ansonsten kann dadurch nicht so etwas Großes entstehen. Ich finde diese ganzen Learnings einfach super, super wichtig – gerade in der Selbstständigkeit und wenn man sich sein eigenes Business aufbaut.

Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?

Disziplin steht auf jeden Fall an erster Stelle. Gerade wegen Rückschlägen muss man sich oft durchbeißen. Da braucht man Durchhaltevermögen ohne Ende. Gerade in der heutigen Zeit, wenn man sagt »Ich möchte jetzt mit meiner Influencer-Karriere starten«, dann ist Durchhaltevermögen wirklich superwichtig. Man muss dranbleiben, man muss regelmäßig posten und man kann nicht einfach sagen »Ich ruhe mich jetzt ein bisschen aus und poste mal zwei Wochen gar nichts«. Wenn man am Anfang steht und noch kein Standing hat, dann muss man wirklich jeden Tag Vollgas geben. Das ist etwas, das in einem Nine-to-five-Job nun mal nicht gegeben ist. Dort hat man im besten Fall spätestens 18 Uhr Feierabend und kann dann nach Hause gehen. Das zählt bei einem Influencer nicht zum allgemeinen Alltag, sondern da muss man wirklich kontinuierlich dranbleiben. Das muss man sich auch vor Augen halten, bevor man damit startet.

Gleichzeitig muss man sich aber auch ein dickes Fell aneignen. Man darf sich nicht unterkriegen lassen und braucht ein sehr gesundes Selbstbewusstsein. Sonst kann man auch sehr schnell in eine Depression reinrutschen. Was außerdem noch wichtig ist, ist die Authentizität. Ohne die wird man in diesem Business keinen Erfolg haben. Auf kurz oder lang wird es einfach auffallen, wenn man nicht man selbst ist.

Inwiefern beeinflussen Influencer die Mode- und Beauty-Branche?

Ich weiß, dass durch Influencer die Trends maßgeblich verändert werden, weil wir in Echtzeit posten können. Wenn die gezeigte Tasche oder ein bestimmtes Beauty-Produkt die richtige Community erreicht und vielleicht sogar viral geht, dann können manche Marken da teilweise gar nicht mehr in der Produktion mithalten. Das geht alles so schnell und ist auch viel extremer als bei einer Fernsehwerbung. Dort sieht man vielleicht Heidi Klum, aber mit der hat man eigentlich keine persönliche Bindung, weil man gar nicht so viel Privates über sie weiß. Aber zu einem Influencer, den man täglich verfolgt, hat man einen ganz anderen Draht und dadurch auch ein anderes Vertrauensverhältnis. So entstehen ganz schnell Trends.

Das sieht man noch stärker auf TikTok, wo Leute erreicht werden, die dir nicht mal folgen. Das heißt, es wird wirklich in sämtliche Richtungen gestreut. So entstehen Trends heutzutage extrem schnell und auch extrem schnell hintereinander.

Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden?

Ich habe bis jetzt immer versucht, mir selbst treu zu bleiben und nicht allzu viel nach links und rechts zu schauen. Man sollte natürlich die Trends im Blick behalten, aber das geht mittlerweile so schnell. Ich könnte jeden Tag sieben verschiedene neue Trends aufnehmen, aber ich versuche da, nicht zu sehr mit dem Strom zu schwimmen. Ich versuche eher, mich auf mich selbst zu konzentrieren und auf das, was mich auch im echten Leben wirklich interessiert.

Es ist kein Problem, sich irgendwo inspirieren zu lassen. Das ist auch wichtig, denn so kann man sich auch Inspiration für den eigenen Content holen. Man sollte das aber auf einem gesunden Level halten.

Ich habe außerdem keine Person, die ich als mein »Idol« bezeichnen würde. Beim Thema Mode bewundere ich allerdings Hailey Bieber und ihren Geschmack.

Wie gehst du mit Kritik um?

Da geht es dann um die Frage »Ist die Kritik konstruktiv oder beleidigend?« Ich mochte Kritik schon immer, weil mir das schon sehr viel geholfen hat – auch damals zu YouTube-Zeiten, um mich zu verbessern und Videos zu machen, die noch mehr Leute ansprechen. Man sollte auf jeden Fall Meinungen von außen nicht komplett abblocken, weil am Ende des Tages macht man Content für die Leute da draußen und auf deren Reaktion wartet man ja. Dass sie nicht immer positiv sein kann, sollte aber jedem klar sein. Wenn man sich dadurch weiterentwickeln kann, ist es umso besser: Wenn man immer nur positives Feedback bekommen würde, dann würde man auf seinem Level stagnieren und das würde langfristig einfach nicht funktionieren. Man würde keinerlei Fortschritt sehen.

Auf was ich nicht so gut zu sprechen bin, sind Unterstellungen oder Unwahrheiten, die dann einfach so in den Kommentaren gepostet werden. Damit konnte ich noch nie umgehen – auch nicht im privaten Leben. Ich bin dann schon sehr gerechtigkeitsliebend und versuche immer, das klarzustellen. Aber je mehr Follower und Kommentare man bekommt, desto weniger kann man darauf eingehen. Das heißt, irgendwie muss man versuchen, damit umzugehen, dass es eben Leute gibt, die ein fremdes oder ein falsches Bild von dir haben.

 

Bild: Nina Jasmin Schmiedel