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Müssen Freelancer ein Geschäftskonto führen?

In Deutschland besteht für Selbstständige keine gesetzliche Pflicht, ein Geschäftskonto zu führen. Dennoch gibt es viele Gründe, weshalb die Trennung von privaten und geschäftlichen Transaktionen Sinn macht.

Privatkonto für Geschäftliches nutzen

Gerade zu Beginn ihrer Selbstständigkeit bevorzugen es viele Freelancer, ihr Privatkonto für die ersten Ausgaben und Einnahmen zu nutzen. Dies erspart Ihnen zwar zunächst den Aufwand, ein passendes Geschäftskonto zu suchen, kostet aber langfristig viel Zeit und – unter Umständen – auch Geld. Banken differenzieren nämlich klar zwischen privaten und geschäftlich geführten Bankkonten und sehen es daher nicht gern, wenn ein Privatkonto gleichzeitig als Geschäftsgirokonto genutzt wird. Nicht selten stellen die Geldinstitute das Konto auf ein Geschäftskonto um und verlangen saftige Gebührennachzahlungen. Trotz fehlender gesetzlicher Verpflichtung zur Führung eines Geschäftskontos macht es deshalb Sinn, von Anfang an für Transparenz zu sorgen.

 

Privatkonto versus Geschäftskonto

Grundsätzlich unterscheiden sich Geschäftskonten von privat geführten Girokonten in ihrem Leistungsumfang nicht.  Dennoch findet man bei jedem Kreditinstitut die Trennung zwischen Privat- und Geschäftskunden. Der Grund für diese Differenzierung liegt hauptsächlich darin, dass die Banken bei Geschäftskunden flexibler sind, was die Konditionen für das jeweilige Konto angeht – nicht selten zum Nachteil von Gründern und Freelancern. Geschäftskonten sind nämlich mit deutlich höheren Kosten für die Kontoführung und einzelne Buchungsposten verbunden. Während Privatkonten häufig kostenlos angeboten werden (insbesondere von Direktbanken), ist ein kostenloses Geschäftskonto äußerst selten anzutreffen. Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass viele Freiberufler die Eröffnung eines separaten Geschäftsgirokontos so lange wie möglich hinauszögern.

 

Eine Investition, die sich lohnt

Trotz der höheren Kontoführungsgebühren gilt: Ein Geschäftskonto ist definitiv eine Investition, die sich „auszahlt“ und eine, mit der Sie nicht allzu lange warten sollten. Wer von Anfang an für eine strikte Trennung von privaten und geschäftlichen Kontobewegungen sorgt, spart sich eine Menge Verwaltungsaufwand und Zeit. Eine späte Umstellung verursacht nämlich nicht nur Chaos, sondern kann unter Umständen auch mit hohen Kosten für Fehbuchungen, Rücklastschriften und Daueraufträge verbunden sein. Auch Kunden sind in der Regel von sich ändernden Kontoverbindungen wenig begeistert.

Der größte Vorteil von einem separaten Geschäftskonto ist jedoch die Transparenz, die es schafft. Bei Freelancern, die ihr privates Girokonto auch für Geschäftliches nutzen, macht sich spätestens am Monatsende bei der Durchsicht des Kontoauszugs Ernüchterung breit: Die betrieblichen Einnahmen und Ausgaben finden sich zwischen privaten Miet- und Stromkosten wieder, der aktuelle Kontostand muss erstmals in Privat- und Geschäftsvermögen aufgedröselt werden. Die Tatsache, dass ein solches Szenario eine absolute Qual für Ihre Buchhaltung und Steuererklärung ist, liegt auf der Hand. Sparen Sie sich die Zeit und investieren Sie die paar Euro in ein separates Konto.

 

Tipps für den Kontovergleich

Während bei klassischen Girokonten einzelne Buchungsposten wie Überweisungen, Lastschriften oder das Einrichten von Daueraufträgen zumindest via Onlinebanking kostenlos sind, werden bei Geschäftskonten Buchungen einzeln verrechnet. Je nachdem, wie viele Transaktionen Sie monatlich tätigen, kann am Monatsende eine beträchtliche Summe zusammenkommen. Deshalb sollten Sie bei der Wahl eines Geschäftskontos vor allem auf die Kosten für beleglose und beleghafte Transaktionen achten. Auch die Gebühren für Bargeldabhebungen, Einzahlungen und den monatlichen Kontoauszug sind ein guter Anhaltspunkt, um die einzelnen Angebote miteinander zu vergleichen.

Die Grundgebühr pro Monat sollte zehn Euro nicht übersteigen und Kartenprodukte wie eine Girocard kostenlos enthalten sein. Vor allem in puncto Dispo- und Überziehungszinsen ist Vorsicht geboten: Hier nutzen viele Banken Ihre Entscheidungsfreiheit aus und verlangen happige Zinsen zwischen zehn und fünfzehn Prozent. Wer nicht viel Wert auf persönliche Kundenbetreuung legt, ist mit einem Online-Geschäftskonto gut beraten. Letztere sind in der Kontoführung meist günstiger als Konten von Filialbanken wie der Sparkasse oder Postbank und bieten mittlerweile viele nützliche Zusatzfunktionen wie das Kategorisieren von Einnahmen und Ausgaben.

 

Bild: wutzkoh / Fotolia