Persönlichkeit statt Formeln! – Worauf finanzieller Erfolg wirklich fußt

Persönlichkeit statt Formeln! – Worauf finanzieller Erfolg wirklich fußt

Das neue Jahr soll endlich den finanziellen Erfolg bringen – aber welche Schritte braucht es, damit aus dem guten Vorsatz Realität wird? Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Reichtumsforscher und weiß: In puncto Finanzen kommt es weniger auf die Kenntnisse an – vielmehr ist es die Persönlichkeit, die den Unterschied macht! Im Interview mit dem Erfolg Magazin gibt der Experte Einblicke in den Lifestyle der Superreichen und erklärt, wann Coaching helfen kann, die eigenen Ziele zu erreichen.

Herr Zitelmann, in Ihrer neuen Master-Class »Finanzielle Freiheit mit Dr. Dr. Rainer Zitelmann« gehen Sie am Anfang auf negative Glaubenssätze ein. Hat finanzieller Erfolg also gar nicht so viel mit Mathematik zu tun? 

Die meisten Superreichen, die ich interviewt habe, haben überwiegend mit dem Bauch Entscheidungen gefällt. Dafür braucht man keine Mathematik. Ich selbst halte viel von Mathe, weil Mathe einfach ein Zeichen dafür ist, dass man logisch denken kann. Ich selbst hatte Mathe als Leistungskurs in der Schule.

Aber wichtiger als Logik und Intelligenz sind bestimmte Persönlichkeitsmerkmale und Einstellungen. Nur BWL-Professoren, die selbst aus gutem Grund nicht reich sind, glauben, für den Weg zum unternehmerischen Erfolg seien mathematische Formeln wichtig.

Sie sagen auch, Reiche haben eine Reichtumspersönlichkeit. Werden die damit geboren oder was ist damit gemeint? 

Sowohl meine Doktorarbeit über die Psychologie der Superreichen als auch mehrere weitere empirische Forschungen, die seitdem veröffentlicht wurden, haben ein klares Ergebnis: Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen auf der einen Seite und finanziellem Erfolg auf der anderen Seite. Ich hatte für meine Forschungen mit 45 sehr reichen Menschen gesprochen, mit jedem eine bis zwei Stunden. Zudem hat jeder einen psychologischen Test, den sogenannten Big Five Test, mit 50 Fragen absolviert. Inzwischen gibt es weitere wissenschaftliche Studien, die die Persönlichkeit von Reichen und Nicht-Reichen vergleichen. Und alle kommen zu diesem Ergebnis.

Sind diese Persönlichkeitsmerkmale angeboren oder haben sie sich in der Kindheit ausgeprägt? Letztlich ist es egal. Wichtiger ist etwas anderes: Ab einem bestimmten Alter kann man zwar die Persönlichkeit im engeren Sinn schwer ändern, aber man kann sich Defizite bewusst machen. Wenn man dafür sensibilisiert ist, kann man Lösungen finden, indem man an sich arbeitet oder Partner findet, die die Schwächen ausgleichen. Ob Sie eine Reichtumspersönlichkeit haben, können Sie übrigens herausfinden, denn ich habe einen Test dazu entwickelt.

Sie gehen auch auf konkrete Anlageformen ein. Welche ist Ihre liebste? 

Wenn jemand eine Lieblingsanlageform hat, bin ich schon sehr skeptisch. Oft sind es Leute, die voreingenommen sind. Dass Immobilienmakler am liebsten Immobilien empfehlen und Wertpapierberater am liebsten Aktien oder Anleihen, ist ja nicht verwunderlich. Es gibt zwar Anlagen, die immer schlecht sind, aber es gibt keine, die immer gut sind. Es gibt Zeiten, da ist es richtig, Immobilien zu kaufen, es gibt andere Zeiten, da ist genau das ein Riesenfehler. Das Gleiche gilt für Aktien und Anleihen.

Viele Privatanleger kennen bestimmte Anlagen, die in Wahrheit keiner braucht und kennen andererseits andere Anlagen, die in gewissen Zeiten sehr sinnvoll sind, nicht (beispielsweise inflationsindexierte Anleihen) oder wissen zu wenig davon. Auch darum geht es in meiner Master-Class  wobei ich den Leuten nicht einfach Wissen vorkauen will, sondern ihnen die richtigen Fragen für die eigene Recherche gebe. Ich bin sicher, dass sie so sehr viel mehr lernen. 

Gibt es Anlageformen, mit denen Sie keine eigenen Erfahrungen gemacht haben, man aber dennoch mit ihnen reich werden kann? 

Generell glaube ich, dass Menschen nur ausnahmsweise mit Investitionen reich werden. Die meisten Reichen sind als Unternehmer reich geworden. Schauen Sie doch mal in die Liste der reichsten Menschen der Welt oder der reichsten Deutschen. Die, die nicht geerbt haben, sind fast immer als Unternehmer reich geworden. Wer glaubt, dass er dadurch reich wird, dass er im Internet nach den besten Aktien- oder Kryptotipps Ausschau hält, ist auf dem Holzweg.

Sie kennen viele Superreiche persönlich. Die meisten davon halten sich aus der Öffentlichkeit heraus. Hat das mit Angst zu tun? 

Es gibt nicht einen Grund, sondern viele. Erst einmal gibt es unter Reichen – ebenso wie unter Nicht-Reichen – extrovertierte und introvertierte Menschen. Und anders als manche Journalisten glaube ich auch nicht, dass es irgendeine Verpflichtung für reiche Menschen gibt, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ein zweiter Grund ist natürlich Angst, zum Beispiel vor Entführungen. Ein dritter Grund: Reiche haben oft die Erfahrung gemacht, dass die Medien sie unfair behandeln. Ich habe das gerade im Dezember wieder erlebt, als das »ZDF« eine Sendung über Superreiche machte. Die Journalisten waren vorher natürlich unglaublich nett, haben aber das Hauptthema der Sendung (Steuern) verschwiegen, sondern jeden Interviewpartner mit einem anderen Thema gelockt.

Ich weiß das, weil ich die Reichen, die dort interviewt wurden, persönlich kenne und auch selbst interviewt wurde. Da darf man sich nicht wundern, wenn immer mehr Reiche sagen: Das Beste ist, man spricht gar nicht mit Journalisten. Was ich allerdings auch für einen Fehler halte, denn Unternehmer sollten sich meiner Meinung nach sehr viel stärker in die öffentliche Debatte einbringen.

Was unterscheidet Ihre Master-Class von anderen und von Ihren Büchern?

Ich habe viele begeisterte Leser meiner Bücher, inzwischen in über 30 Ländern. Aber immer wieder wurde mir gesagt, dass manche Leser eine etwas konkretere Anleitung zum Reichwerden haben wollen. Ich bin nach wie vor aber der Meinung, dass Menschen, die einfache Rezepte wollen oder glauben, ein »Coach« könne ihnen das eigene Denken abnehmen, nie reich werden. Niemals. Doch ich habe mit diesem Kurs einen Schritt gemacht, nach dem viele gefragt haben. Aber die Arbeitsblätter sind keine primitiven Bögen, wo man Sätze vervollständigen muss, indem man fehlende Wörter einsetzt. Ich finde so etwas lächerlich. Ich gebe jedem Kursteilnehmer viel Stoff zum Nachdenken und lasse die Leute auch selbst recherchieren. Wie ich mich von anderen unterscheide, muss jeder selbst beurteilen. Ein Punkt ist sicher, dass ich selbst viele Milliardäre persönlich kenne und die auch mit ihrem Namen meine Bücher und Kurse empfehlen. Zudem finde ich es wichtig, dass ich als Unternehmer reich geworden bin und nicht als Speaker, der damit reich wurde, dass er anderen erklärt, wie man reich wird.

Persönlichkeit statt Formeln! – Worauf finanzieller Erfolg wirklich fußt

Unser Gesprächspartner:

Dr. Dr. Rainer Zitelmann widmet sich der Reichtumsforschung und Persönlichkeitsmerkmalen erfolgreicher Menschen. Er veröffentlichte 28 Bücher, die in über 30 verschiedene Sprachen übersetzt sind. Kürzlich hat er seine Master-Class gestartet.

 

Bilder: Jan Bargfrede