Der Paralympics-Sieger von London und Rio als Sinnbild für Motivation und Willenskraft
Der Morgen des 27. Februars 2004 änderte das Leben von Sebastian Dietz schlagartig. Als der damals 19-Jährige die Kontrolle über sein Auto verlor und frontal in den Gegenverkehr prallte, kämpfte der angehende Profifußballer mit seinem Leben. Die vernichtende Diagnose: Mehrere Wirbel, beide Schulterblätter und zwei Rippen waren gebrochen, zudem waren beide Lungenflügel zusammengefallen und das Rückenmark schwer verletzt. Eine Not-OP folgte. Als Sebastian Dietz im Krankenhaus aufwachte, prognostizierten die Ärzte dem einstigen Sportler, dass er sein Leben lang gelähmt bleiben werde.
Zurück zur Willenskraft
Eine Woche nach dem Unfall wurde der Schwerverletzte verlegt und sollte sich auf einen einjährigen Klinikaufenthalt einstellen. Vor allem Gespräche mit seiner Mutter halfen Sebastian Dietz und brachten ihn durch die schweren Wochen, sodass er seinen Kampfgeist wiedererlangen konnte: „Ich habe im Krankenhaus zu meiner Mutter gesagt: Mama, in drei Monaten laufe ich aus der Klinik – und meine Tasche trage ich selbst!“.
Entgegen der ärztlichen Prognose und mit voller Willenskraft trainierte Sebastian jeden Tag und kämpfte sich zurück. Der erste Erfolg: Nach ein paar Wochen konnte er stehen, was ihn nur zusätzlich motivierte. Nach elf Wochen folgte der zweite, große Erfolg: Sebastian Dietz verlies die Klinik auf eigenen Beinen und konnte zurück nach Hause – seine Tasche trug er wie versprochen selbst.
Was tun?
Der Unfall führte nicht nur zu körperlichen Veränderungen, sondern vor allem der Mensch Sebastian Dietz war von nun an ein völlig anderer. Unausgeglichen und überfordert damit, was er nun mit seinem Leben anfangen sollte, stand der fast 20-Jährige komplett neben sich. Wieder war es seine Mutter, die neue Motivation in Sebastian wecken konnte und ihm nahelegte, sich mit dem Behindertensport zu beschäftigen. So kontaktierte er kurz darauf den erfolgreichen Behindertensportler Wojtec Czyz, der ihn wiederum an den Leiter der Behindertensportabteilung vom TV Wattenscheid 01 vermittelte – mit Erfolg.
Sport als Lebenshilfe
Beim TV Wattenscheid stieg die Begeisterung für den Sport in Sebastian Dietz schnell wieder auf. Vor allem die Wurfsportarten lagen ihm, weshalb er die Disziplinen Diskuswerfen und Kugelstoßen für sich entdeckte und so immer zielstrebiger trainierte. Sein erklärtes Ziel war es, bei den Paralympischen Spielen 2008 in Peking anzutreten. Jedoch verpasste er dieses Vorhaben, da er mit seinen Ansprüchen zu vorschnell war und sich Zeit nehmen wollte, um sich selbst zu finden und neu an seiner Einstellung zu arbeiten.
Sebastian ließ sich nicht unterkriegen, war fokussierter und entwickelte nur noch mehr Ehrgeiz. Er wechselte den Trainier und trainierte fortan in Ostwestfalen, was sich auszahlte: 2012 trat Sebastian Dietz in der deutschen Nationalmannschaft bei den Paralympischen Spielen in London als Diskuswerfer an und holte Gold. Diesen Erfolg konnte er auch 2016 in der brasilianischen Hauptstadt Rio fortsetzen und gewann ebenfalls die Goldmedaille, allerdings in der Disziplin Kugelstoßen.
In der Vorbildfunktion
„Du musst beweisen, dass man aufstehen und kämpfen kann! Das bedeutet, dass du dein Leben in die Hand nimmst und alles dafür tust, dass du den Weg gehen kannst, den du gehen willst.“ resümiert der heute 34-jährige Sportler und will seine Willenskraft und Motivation an seine Mitmenschen weitergeben. Sebastian Dietz gilt als einer der erfolgreichsten Behindertensportler weltweit und ist Träger des silbernen Lorbeerblattes. Als Botschafter für Inklusion traf er 2015 sogar den Papst und engagiert sich darüber hinaus für zahlreiche soziale Projekte.
Mithilfe mitreißender Impulsvorträge lässt er sein Publikum an seiner einzigartigen und bewegenden Geschichte teilhaben und macht so auch anderen Menschen Mut. Als starker Partner an seiner Seite agiert die Gipfelstürmer Consulting aus Bielefeld, bei dessen Veranstaltung „BIEPULSIV“ Sebastian Dietz im Januar 2019 über 1.000 Besucher begeistern konnte. Die Kombination seines persönlichen Schicksals mit dem sportlichen Erfolg macht ihn dabei zu einem Vorbild – eine Rolle, der er mehr als gerecht wird.
Bild: Ralf Kuckuck