Tim Jacken verwendet lieber den Spitznamen »TJ«, wenn er auf YouTube oder Instagram unterwegs ist. Den großen Durchbruch schaffte er 2019 als Video-Cutter des YouTubers Rezo, mittlerweile versorgt er seine rund 495.000 YouTube-Abonnenten aber selbst mit Videos, in denen er auf aktuelle Themen reagiert (@TimJacken). Uns hat TJ im Interview verraten, wie aus einer Nische heraus ein Job entstanden ist und warum er auch Thomas Gottschalk und Günther Jauch als »Influencer« bezeichnen würde.
Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?
»Influencer« wollte ich nie werden. Ich wollte immer »YouTuber« werden. Heute würde ich mich auch nicht als »Influencer« bezeichen, sondern weiterhin als »YouTuber« oder eben auch »Content Creator«.
Meine Hauptmotivation war tatsächlich, dass ich in einer Szene unterwegs sein wollte, in der viele »Gleichgesinnte« sind. In der Schule war ich damals nämlich ziemlich allein mit dem Gedanken, von Content Creation leben zu können. Es gab früher auch erst 20 bis 30 YouTuber, die davon leben konnten – das war noch alles sehr nischig. Als dann jedoch vom YouTuber Dner (heute Felix von der Laden) eines Tages das Video »Ein Tag im Leben von Dner« online ging, war mir bewusst: Das will ich eines Tages auch machen.
Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencer gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?
Ich glaube den »einen Tipp« gibt es nicht, aber ein gesunder Umgang mit positiven Kommentaren, die in den Himmel loben, und negativen Kommentaren, die beleidigen und bedrohen, ist wichtig. Außerdem sollte man Kritik rational annehmen. Das schnell zu lernen, ist für jeden, der diesen Weg gehen möchte, sehr wichtig.
Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?
Es ist wichtig, einerseits selbstständig arbeiten zu können und anderseits in einer Nische überdurchschnittlich gut zu sein.
Inwiefern beeinflussen Influencer die Unterhaltungsbranche?
Ich würde gar nicht sagen, dass die »neuen« Influencer die Unterhaltungsbranche umstrukturieren, sondern eher, dass Influencer schon immer die Unterhaltungsbranche geprägt haben. Vor 20 Jahren hießen die Influencer eben nicht Georgia, Julien Bam oder Mr. Beast, sondern Thomas Gottschalk, Günther Jauch und Stefan Raab. Es wandelt sich nur alles, was man gut an dem Comedian Kurt Krömer sehen kann: Damals hatte er eine Fernsehshow und ein Bühnenprogramm, heute einen Podcast und TikTok. Eigentlich hat sich nur das Medium, das die Influencer verwenden, geändert.
Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?
Ich denke, jeder lässt sich von Influencern beeinflussten. Niemand ist davon frei – die einen nur eben ein bisschen mehr und die anderen ein bisschen weniger. Und meine persönlichen Vorbilder sind überall: im Fernsehen, in Podcasts, auf YouTube und TikTok.
Kritik ist ein echt großes Thema als Influencer, weil man sie jeden Tag ungefragt von hunderten Leuten bekommt. Wichtig ist dabei, die Kritik, die für einen persönlich wichtig ist, zwischen all dem Bullshit rauszufiltern und dann auch – so gut es eben geht – anzunehmen und umzusetzen. Dabei darf man aber nicht den Fehler machen, aalglatt zu werden und alles, was von einzelnen Zuschauern gefordert wird, direkt an sich anzupassen. Fehler darf jeder machen, aber der wahre Character zeigt sich erst darin, wie derjenige mit Fehlern umgeht.
Bild: GetHero