Volkskrankheit Depression – „Leiden Sie leise!?“

„Bei einem Armbruch trägt man einen Gips. Das ist von außen für jeden sichtbar und alle akzeptieren, dass man krank ist. Bei einer Depression könnten Sie sich ein Pflaster an die Stirn kleben, aber das wäre lächerlich“, sagte die Ärztin damals zu mir.

Nehmen Sie sich doch zwei Minuten Zeit für eine kurze Selbstanalyse, denn in Deutschland leiden etwa 8% der Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Die Dunkelziffer der Betroffenen ist sicherlich viel höher. Im Vergleich dazu bekommen circa 5% der Deutschen eine Krebsdiagnose. An einer Depression erkranken mehr Frauen (ca. 15%) als Männer (ca. 8%). Die Zahlen variieren je nach Studie minimal. Einigkeit herrscht bei den Experten jedoch darüber, dass der Trend in den letzten Jahren ansteigt.

Neben Leistungsdruck durch das Umfeld können Trauma- oder Verlustereignisse in der Vergangenheit, eine familiär-depressive Vorgeschichte, Konflikte, körperliche Krankheiten, erlernte Verhaltens- und Denkmuster, sowie neurobiologische Veränderungen ein Nährboden für die Entstehung der Krankheit sein. Wenn sie unbeachtet und unbehandelt bleibt, kann sie chronisch werden.

Den Satz „Heute war nicht mein Tag.“ hat man schon mal gehört oder sogar selbst geäußert. Bei einer Depression wiederholen sich die „nicht mein Tag“-Tage immer häufiger. Wenn diese über mehrere Wochen andauern, kann es langfristig zu einem veränderten Erleben der eigenen Gefühlswelt und Stimmung kommen – Lustlosigkeit und Pessimismus machen sich breit. Ständige Anspannung und Stress, wenig oder kein positives Feedback, Leistungsdruck, negative Gefühle, oder andere Auslöser, können dafür sorgen, dass die Freude an den schönen Dingen des Lebens immer mehr abhandenkommt. Hinzu kommen stattdessen eine deprimierte Grundstimmung, Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, fehlende Motivation und somit eher das Bedürfnis auf der Couch oder im Bett zu bleiben.

Wenn Sie gerade mit dem Gedanken spielen das Lesen des Artikels an dieser Stelle zu beenden, dann überlegen Sie, was Sie veranlasst diesen Gedanken zu denken. Vielleicht befinden Sie sich bereits mitten in der Depressionsspirale? Früher oder später wird es Zeit etwas zu verändern, denn die Situation wird noch problematischer, wenn man von Schlafstörungen bei erhöhter Müdigkeit und verringerter Aktivität und Appetitlosigkeit, verminderte Aufmerksamkeit- und Konzentrationsfähigkeit, Minderwertigkeitsgefühle, Potenzstörung, Ängste und Sorgen, Schuldgefühle, Verlust von Selbstvertrauen und Selbstwert oder auch körperliche Beschwerden, wie z.B. Rücken-, Kopf- und Magenschmerzen geplagt wird. Man hat kaum Lust wegzugehen, Kontakte zu anderen Menschen werden häufig als anstrengend empfunden und auf ein Minimum reduziert. Es folgt ein weiteres Zurückziehen und die Krankheit breitet sich aus. Je länger die Depression andauert, desto negativer sieht sich der Betroffene selbst und seine Umwelt, je schwerer die Symptome wahrgenommen werden und je auswegloser die Situation erscheint, desto näher liegen Suizidgedanken.

Wenn man mindestens drei der oben genannten Symptome seit mehreren Wochen bei sich selbst wahrnimmt, sollte man ein Gespräch mit einer Person des persönlichen Vertrauens führen oder gleich den Weg zum Hausarzt nehmen. Gespräche mit einer/einem Therapeutin/en, die Einnahme von Psychopharmaka, eine Überweisung zum Facharzt bis hin zu einem ambulanten oder stationären Klinikaufenthalt können sich anschließen. Alle Maßnahmen sind auch kombiniert
denkbar und nutzbringend.

Fakt ist: Je eher man sich (um sich selbst) kümmert, desto leichter wird es, die eigenen Probleme zu bearbeiten. Durch eine Depression oder andere Krankheiten mit einem hohen Leidensdruck ist man irgendwann gezwungen, sich mit der eigenen Person und der eigenen Vergangenheit zu beschäftigen. Somit ist die Psychotherapie in gewisser Art eine Form der Persönlichkeitsentwicklung und durch eine Hypnotherapie kann man in kürzester Zeit tieferliegende Probleme identifizieren und bearbeiten. Dadurch kann man möglicherweise sich selbst besser verstehen und das eigene (krankmachende) Verhalten verändern.

Autorin Marion Glück

Müssen Menschen erst krank werden, um sich zu verändern? Ich denke, dass sie sich schon frühzeitig und aus eigenem Antrieb heraus mit sich selbst beschäftigen könnten, denn Prävention heißt die Devise. Statt einer späteren Therapie kann auch ein frühzeitiges Coaching ein Weg sein, um Themen, wie z.B. den Umgang mit Stress, Zufriedenheit bei der Arbeit, die eigenen Werte oder Entspannungsmethoden zu erarbeiten und so eine Veränderung auf den Weg zu bringen. Heute weiß ich das ein Coaching eine Investition in mich selbst ist und bevorzuge die Arbeit mit einer Kollegin oder einem Kollegen, denn der Preis für eine spätere Therapie (z.B. Einbuße meiner Lebensqualität, -freude und Gesundheit) ist mir deutlich zu hoch und in Geld nicht messbar. Damals war ich es mir selbst nicht wert – Minderwert und Geiz mir selbst gegenüber. Ich schaute weg und wollte meine Situation nicht wahrhaben. Ein Artikel wie dieser, hätte mich wütend gemacht und ich hätte das Lesen mit dem Gedanken „So schlimm ist es bei mir gar nicht“ abgebrochen. Ich zahlte damals einen hohen Preis und erst als ich wirklich ganz am Ende war, entschied ich mich für eine Therapie in einer Klinik. Sie haben den Artikel bis hierher gelesen. Herzlichen Glückwunsch. Sie sind jetzt schon weiter als ich es damals war und ich wünsche Ihnen, dass Sie gesund sind oder es werden und welchen Weg Sie auch immer wählen – es wird der sein, der zu Ihnen passt.

Hier ist eine meiner persönlichen Methoden, mein eigenes Depressions- Frühwarnsystem und Sie sind herzlich eingeladen es auszuprobieren: Auf einer Skala von eins bis zehn (1 = überhaupt nicht, 10 = perfekt): Wie glücklich und zufrieden bin ich heute mit meinem Tag? Was macht den Tag z.B. zu einer 6 und welche Anteile fehlen zur 10? Am nächsten Tag kann ich darauf bewusst achten und Verbesserungen in meinen Handlungen anstreben.

Sollten Sie Menschen kennen, die möglicherweise leise an einer Depression leiden oder wenn Sie selbst mehr zum Thema erfahren möchten, lesen Sie mein Buch mit dem Titel „Das Leben ist BUND“. Jeder von uns hat nur ein Leben. Leben Sie es möglichst glücklich, jeden Tag.

 

 

Bilder: Depositphotos.com/ ikurucan, Marion Glück