Wie Jonas Holtz das deutsche Energieproblem lösen will

Wie Jonas Holtz das deutsche Energieproblem lösen will

Im Interview erklärt JES.Group Chef Jonas Holtz, wie er als Solar-Händler Abhängigkeiten von Politik und China bewältigen will und was er als seine wichtigste Aufgabe in der Zukunft sieht.

Herr Holtz, Sie haben mit Ihrer JES.Group in wenigen Jahren für großes Aufsehen in der Solarbranche gesorgt. Auch mit großen Ansagen. Was entgegnen Sie Skeptikern, die das an die Solarworld Story erinnert?

Wir sind jetzt seit zehn Jahren im Markt aktiv. Der Grundstein wurde damals mit der HK Solartec gelegt. Nach wenigen Jahren haben wir über eine Million Quadratmeter Dachfläche von Asbest befreit und mit Solarmodulen bestückt. In dieser Anfangsgeschichte steckt auch der Unterschied zu der Solarworld Story. Unser Ansatz war immer ein nachhaltiger – auch hinsichtlich Wachstum. Jeder Unternehmenszweig bildet dabei ein Kundenproblem ab. Von einer eigenen Wartungsfirma, über ein Tiefbauunternehmen bis hin zu einer eigenen Handelsgesellschaft für PV-Komponenten. Mit der Gründung der JES.AG bieten wir mittlerweile auch Lösungen für Einfamilienhäuser an und können als Stromversorger unseren eigenen Grünstrom anbieten. Beim Aufbau dieser Strukturen war es immer unser Anspruch – und das unterscheidet uns ganz klar von Solarworld, finanziell robust zu wachsen und uns eben nicht auf die Fördergelder zu verlassen. Dementsprechend sind es keine haltlosen Aussagen. Nach zehn Jahren Bootstrapping sind wir breit aufgestellt und können optimistisch in die Zukunft blicken. Schließlich geht es jetzt darum, das Unternehmen weiter zu skalieren.

100 Millionen Umsatz sind für ein junges Unternehmen eine stolze Summe – auch wenn die Umsätze mit Solaranlagen generell hoch ausfallen. Wie viel entfällt rein auf Solar und wie konnten Sie so schnell wachsen?

Die Installation von PV-Anlagen, sowohl im Gewerbe- als auch im Privatbereich, macht etwa 90 Prozent unseres Umsatzes aus. Die zugrundeliegende Wertschöpfungskette, die wir über die Zeit aufgebaut haben und die entsprechende Erfahrung aus über 10 Jahren machen dies erst möglich. Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen aus der Branche haben wir ein starkes Fundament aufgebaut, das sich über ein Jahrzehnt bewährt hat. Darauf können wir aufbauen und unser Geschäft stetig und nachhaltig skalieren.

Ihre Branche ist sehr von Politik geprägt. Ist das eher Vorteil oder Nachteil?

Sowohl als auch. Natürlich ist eine klimafreundliche Politik für uns von großem Vorteil. So konnte man sich in Deutschland auf ambitionierte Ziele einigen und die Energiewende zur energiepolitischen Priorität erklären. Das größte Problem ist aber nach wie vor, dass man sich weiterhin selbst im Wege steht. Wenn wir die Energiewende tatsächlich schnell in die Tat umsetzen wollen, müssen Bürokratie abgebaut sowie Prozesse simplifiziert und Normen vereinheitlicht werden. Ich sehe hier die große Aufgabe der Politik vor allem darin, die Steine aus dem Weg zu räumen und nicht stetig an Anreizen und Subventionen zu tüfteln, deren Implementierung und Umsetzung wiederum sehr viel wertvolle Zeit und Ressourcen kosten. Wichtig für die Branche wären daher ein effizienter Bürokratieabbau und eine Verschlankung der Prozesse – gerade bei Meldungs- und Anschlussverfahren.

Auch von China ist Ihre Branche und insbesondere Ihr Unternehmen stark abhängig. Wie schafft man es als Unternehmer da, Zukunftsszenarien zu entwickeln?

 Wir haben sehr gute Handelsbeziehungen zu chinesischen Unternehmen und aus unserer Sicht ist nicht absehbar, dass die Kapazitäten an Komponenten, die wir benötigen, in naher Zukunft in Europa produziert werden können. Mal ganz davon abgesehen, dass die Nachfrage Jahr für Jahr steigt und aktuell nur China diese Nachfrage decken kann. Von daher sehen wir hier vorerst kein Problem, jedoch können wir natürlich auch im Hinblick auf die politischen Beziehungen keine exakten Voraussagen treffen. Wichtig ist aus unserer Sicht, dass die Politik, vor allem wenn es um Technologien geht, die wir für die Umsetzung der Klimaziele benötigen, die guten handelspolitischen Beziehungen zu China aufrechterhält und weiter ausbaut.

Was wird Ihre wichtigste Aufgabe in den kommenden Monaten und Jahren sein?

Die Nachfrage nach Solaranlagen wird auf absehbare Zeit ähnlich hoch bleiben, weshalb wir weiterhin daran arbeiten, unsere Schlagzahl zu erhöhen. Wir errichten aktuell an unserem Standort in Broderstorf bei Rostock eine zweite Lagerhalle, bauen unsere Logistik weiter aus und sind weiterhin auf der Suche nach Arbeitskräften. Kurzum, wir wollen weiter wachsen und die Energiewende in Deutschland weiter vorantreiben.

 

Foto: Jes AG