Christian Wulff_© Laurence Chaperon

»Wir müssen kulturelle Vielfalt als Erfolgsmodell vorleben!«

Christian Wulff hat in seiner Zeit als Bundespräsident und auch zuvor in den sieben Jahren als Ministerpräsident des Landes Niedersachsen viel erlebt. Im Gespräch mit Andreas Buhr berichtet der wieder als Anwalt tätige Jurist darüber, was ihm heute wichtig ist.

 

Herr Wulff, Sie engagieren sich wieder als Anwalt und als Vortragsredner, sind heute Präsident des Euro-Mediterran-Arabischen Ländervereins (EMA). Was ist da Ihr Ziel?

Mir ist wichtig, die Kontakte in den arabischen Raum zu pflegen. Dort muss es eine bessere Zukunftsperspektive für die Menschen geben, um Flüchtlingsströme zu reduzieren. Deutschland muss seine neuen Aufgaben in der Weltinnenpolitik erkennen, und mir macht es Spaß, für Deutschland als Investitionsstandort zu werben. Und die Arbeit an der Entwicklung einer funktionierenden Integration – vor allem auch mit Jugendlichen – ist mir wichtig und macht viel Freude.

 

Sie haben stets Wert auf einen sachorientierten Politikstil gelegt; ein Stil, der Vielen vielleicht etwas zu kühl erschien. Im Gegensatz dazu dann die „Telefonaffäre Bild-Zeitung“: temperamentvoll und spontan? Ist sie gerade deswegen nicht nur medial, sondern auch in weiten Teilen der Bevölkerung so emotional diskutiert worden?

Selbst meine Mailboxnachricht war sachlich und ruhig gesprochen. Die Hintergründe der Aktivitäten gegen mich sind kompliziert. Ich habe ein umfassendes Buch, Leben „Ganz oben ganz unten“, geschrieben, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Nun kann sich jede und jeder ein eigenes Urteil bilden unter Einbeziehung der Schilderungen aus meiner ganz persönlichen Sicht, als Betroffener und als Akteur.

 

„Ganz oben ganz unten“ ist nach dem ersten aufgeregten Interesse schon in den hinteren Leserrängen gelandet. Sie haben darin sehr unaufgeregt Ihre Sicht der Dinge geschildert – und doch hat man Ihnen weitenteils Larmoyanz und „Unbelehrbarkeit“ vorgeworfen. Retrospektiv: Wie würden Sie heute mit der ganzen Situation, dem Prozess umgehen?

Ich würde es immer wieder genau so machen. Das Buch ist bis heute eines der erfolgreichsten Sachbücher. Mir ging es darum, allen Aspekten mit Distanz und Sachlichkeit auf den Grund zu gehen. Ich bin froh, den Prozess durchgestanden zu haben und mich nicht auf eine Einstellung des Verfahrens gegen Auflagen eingelassen zu haben. Es ist wichtig für unsere Gesellschaft, dass sich der Betroffene genauso an der Debatte beteiligt, wie all diejenigen, die sich an der Sache abgearbeitet und in Szene gesetzt haben. Es gibt inzwischen eine durchaus selbstkritische Debatte in den Medien, es gibt Ermittlungen in der Justiz, und es gibt durchaus manchen in der Politik, der langsam auch das damalige Schweigen der Politik als große Schwäche und Versäumnis erkennt. Für mich war das Buch Abschluss, für manche ist es Auftakt tieferen Nachdenkens über den Umgang in unserem Land.

 

Als Vortragsredner ist eines Ihrer Themen „Deutschlands mögliche Aufgaben in der Weltinnenpolitik im 21. Jahrhundert“. Wie sehen diese Aufgaben aus?

Unsere Überzeugung von Sparsamkeit und Stabilität ist nicht populär, muss aber wirksam vertreten werden. Wir müssen kulturelle Vielfalt als Erfolgsmodell vorleben, die transatlantischen Beziehungen verbessern, sowie im europäischen Verbund klare Haltungen gegenüber Afrika, Russland und China an den Tag legen sowie aktivere Beiträge für Nachhaltigkeit leisten. Gefahren drohen…

 

Dies ist nur ein Auszug aus dem aktuellen ERFOLG Printmagazin.

 

 

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Bild: Laurence Chaperon