Ursprünglich hast du Schwimmmeister gelernt und warst auch bei der Bundeswehr Sportler. Was bedeutet Sport grundsätzlich für dich?
Ich war mit sechs oder sieben Jahren, also sehr früh, im Schwimmverein. Sport gibt dir Disziplin, du lernst dran zu bleiben, weil du ja ein Ziel hast. Im Schwimmen ist es, der Schnellste zu werden. Im Bodybuilding ist es, der Muskulöseste zu werden, dir einen symmetrischen Körper anzutrainieren. Es ist immer gut, wenn man im Leben Ziele und Vorstellungen hat. Die hatte ich und bin durch den Sport da hingekommen, wo ich heute bin. Wenn du Klimmzüge trainierst und deine Wiederholungen machst, hören die meisten bei sieben–acht Wiederholungen auf, weil es anfängt zu schmerzen. Aber grade in diesem Schmerzbereich muss man drüber wegkommen und noch drei–fünf Wiederholungen machen. Dazu bereit zu sein ist der Unterschied zwischen einer normalen oder einer erfolgreichen Karriere. Das heißt kämpfen und durchbeißen, auch wenn es weh tut. Das lässt sich vom Sport aufs normale Leben übertragen. Es wird uns nicht alles frei Haus geliefert, ob du nun ein Unternehmen aufbaust oder im Sport versuchst, irgendetwas zu erreichen. Das schaffst du nur, wenn du mehr tust als andere, mehr Zeit aufwendest und dann in den Bereichen, wo es schmerzt, eben nicht aufhörst, sondern weitermachst.
Du warst der erste Mister Universum.
Ich war nicht der erste Mister Universum aber der erste, der vom IOC, also unter olympischen Forderungen, getestet wurde. Das heißt, wir wurden damals auf Doping kontrolliert. Deshalb war 1986 der Titel des Mister Universum etwas ganz Besonderes, nicht nur, weil ich dort mit meiner Körpergröße von 196 cm auch der Größte war und damals knapp 130 kg hatte.
Bist du so ein ehrgeiziger, zielgerichteter Typ, oder nimmst du es einfach, wie es kommt? Du breitest dich ja nicht vor, um Zehnter zu werden, oder?
Richtig, ich will Erster werden und dafür muss ich ganz konsequent trainieren. Das heißt, vier–fünf Stunden Training am Tag einsetzen und im Bereich der Schmerzgrenze auch darüber hinausgehen. Man muss auch mal über sich selbst lachen können und nicht immer alles so ernst sehen. Wenn es aber zum Sport kommt oder zu Filmarbeiten, also geschäftlichen Sachen, muss man dann halt schon Kante zeigen.
Du hast ja den Sport sozusagen an den Nagel gehängt und bist Schauspieler geworden. Warum?
Natürlich hatte ich Vorbilder, wie Arnold und Jean-Claude van Damme, Dolph Lundgren. Die Leute kamen aus dem Kampfsport oder dem Bodybuilding und haben Ende der 80er und in den 90er Jahren eine riesen Karriere gemacht. Nachdem ich den Weltmeistertitel gewonnen hatte bin ich in Amerika zu einem großen Produzenten gegangen, bei dem auch schon Jean-Claude van Damme zwei Jahre vorher war.
Hat der auf dich gewartet?
Genau das eben nicht. Die warten auf keinen Ralf Möller, der mit der LTU rüberfliegt, aussteigt, kaum vernünftig Englisch spricht und dann nach oben durchmarschiert. Ich hatte den Vorteil, dass ich weltbekannt im Bodybuilding war. Darauf habe ich aufgebaut. Ich habe eine Woche am Telefon gewartet. Ich bin dann irgendwann ins Büro gegangen und sagte: „Ich bin 12 Stunden geflogen, um fünf Minuten mit Menahem Golan zu sprechen“. Die Assistentin hat hochtelefoniert. So habe ich Menahem Golan kennengelernt.
Unter anderem war Carlo Ponti zu dem Zeitpunkt auch im Besprechungsraum und war offen dafür. Wir haben Fotos gemacht und man hat mich direkt für den ersten Film „Cyborg“ mit Jean-Claude Van Damme gecastet. Den Erfolg für Cyborg hatten wir dann zusammen. Es war kein großer Job, drei Wochen, aber es war der Anfang. Roland Emmerich hat mich für Universal Soldier gebucht, wieder mit Jean-Claude und Dolph Lundgren. Das war der erste Film, der 1992 weit über hundert Millionen eingespielt hat. Dadurch habe ich das Interesse von Agenturen gewonnen, die mich vertreten wollten.
Das heißt, Hollywood hat dich dann tatsächlich auch willkommen geheißen. Deutsche in Hollywood waren damals noch nicht so Usus.
Nein, das ist auch heute noch nicht so. Die da noch sind kannst du an der Hand abzählen. Aber ich hatte auch eine Serie, nämlich „Conan“, in der ich der Gute war. Ich war also nicht der böse Deutsche.
Dann konntest du davon auch gleich ganz gut leben?
Ja, aber nicht am Anfang. Dazu muss ich sagen, ich hatte während meiner Zeit, in den 80er Jahren, Bodybuilding auch schon anders vermarktet, als es bis dato üblich war. Ich habe sieben Jahre mit Karstadt zusammengearbeitet und in den 80er Jahren Maredo, die Steakhouse Kette, promoted. Ich hatte in der Boomzeit viele Seminare und Gastauftritte, Eröffnungen von Studios. Ich konnte mir dann schon mit 26 einen Porsche Cabrio kaufen.
Ich kam aus normalen Arbeiterverhältnissen, Vater Schweißer, Mutter hat Schuhe verkauft, Einzelhandelskaufmann aus dem Ruhrpott, Recklinghausen Süd, Arbeiterviertel. Ich hatte meine Handelsschule, meine mittlere Reife, also auch kein Abitur aber ein gesundes Selbstvertrauen.
Wahrscheinlich lag es vor allen Dingen daran, dass ich mit Bodybuilding eine Sportart gewählt hatte, die man erklären musste und die ich selbst erstmal irgendwo präsentieren und vermarkten musste, damit das überhaupt bekannt wurde.
Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, da gab es auch die Fibo, die große Fitness-Messe in Nürnberg, mit Mercedes. Da hatten Lehrlinge ihren Gesellenabschied, Hunderte von Jugendlichen und überall auf den Tischen lagen meine Autogrammkarten. Dann sahen sie, das ist doch der, der da vorne steht. Und während ich mit Graf Vitzthum von Mercedes und den anderen Silber- und Goldmedaillengewinnern im Fechten, Tennis, Golf dastand, kamen die immer zu mir und ich habe unterschrieben. Da sagte Graf Vitzthum zu mir: „Die kennen Sie aber“. Und ich sagte: „Ja, Bodybuilding ist halt in den 80er Jahren schon im Kommen“. Wenn ich dann nach Amerika gefahren bin, bekam ich dort immer für zwei-drei Wochen einen Mercedes hingestellt. Also dachten sich die anderen Unternehmen, wenn der mit Mercedes zusammenarbeitet, ist das nicht schlecht.
Mit Puma hatte ich meinen ersten Vertrag. So hatte ich große Marken, die sich mit mir identifizieren, sodass auch die anderen sagten: „Mensch, wenn die das machen, dann kann da was dran sein“. Auf der Fibo war ich Kommentator, habe da eine Show gemacht oder einen Talk und hatte Bodybuilder da. Ich habe dann auch mal selbst gepost. Das war sehr populär. Wo ich auftauchte oder es etwas unter meinem Namen gab, gab es immer Unterhaltung. Ich habe mit 180, 200 Kilo Bankdrücken gemacht und bei der sechsten, siebten Wiederholung noch gesprochen und gesagt, man muss schön und langsam hoch und runterlassen. Da lagen die auf dem Boden.
Natürlich haben die dann gesagt: „Naja, warte mal, wenn der mal 50 oder 60 ist, dann wollen wir mal sehen, wo der Muskel hängt. Wahrscheinlich bis zur Kniekehle“. Aber heute, mit 60, siehst du, ist noch alles da, wo es hingehört, wenn man trainiert und fit ist. Und deshalb sage ich heute noch mehr als damals, dass man selbst in seinen Körper investieren muss, weil wir alle älter werden. Damit man auch mit 50, 60, 70 und darüber hinaus fit ist. Du musst immer selbst dranbleiben.
Du scheinst ein kluger Marketingtyp zu sein, gerade was Aufmerksamkeit und Vermarktung angeht.
Ich gehe nicht zu jeder Veranstaltung, ich habe auch nicht jede Werbung gemacht. Fastfood gab es für mich nicht. Andere Kollegen oder andere Sportbereiche haben für Bier Werbung gemacht. Ich hätte es gemacht, wenn es alkoholfrei gewesen wäre. Da habe ich verzichtet. Ich habe nicht immer nur an mich oder an den Erfolg gedacht, sondern auch an die, denen es vielleicht nicht so gut ging. Ich habe mit der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen, „Starke Typen – stark fürs Leben“ gemacht. Sigmar Gabriel war als Wirtschaftsminister Schirmherr und der damalige Ministerpräsident und noch ein paar andere. Mir ging es darum, Vorurteile abzubauen, dazu muss man Leute kennenlernen. In den Zuschauerreihen saßen Unternehmer. Und ich hab gesagt: „Mir geht es darum, dass Ihr den Jugendlichen eine Chance gebt, ein Praktikum bei euch zu machen.“ Und den Jugendlichen habe ich gesagt: „Da müsst ihr euch jetzt ein bisschen anstrengen. Ihr habt hier eine Chance, euch zu präsentieren.“ Viele bekamen ein Praktikum und haben danach teilweise auch den Beruf erlernt. Das mache ich noch bis heute.
2008 war ich in Afghanistan, die Soldaten haben mich dahin eingeladen. Ich habe Fitnessgeräte rübergebracht. Ich wusste, die Bundeswehrsoldaten sind da unter Einsatz ihres Lebens, die müssen etwas für ihre Fitness tun. In Masar-i-Scharif, gibt es heute noch das Möller-Gym.
Ich warte nicht darauf, bis jemand auf mich zukommt oder mich mit einer Idee anspricht, sondern ich gehe auch selbst los und bringe Sachen zusammen. Ich habe meine Netzwerkpunkte nicht immer nur aus Eigeninteresse verknüpft, sondern manchmal auch, um der Sache, den Jugendlichen oder auch jemand anderem zu helfen.
Du hast ja mit den ganzen großen Stars, Oscarpreisträgern und Co. zusammengearbeitet. Hast du dir das so vorgenommen oder hat sich das entwickelt?
Natürlich freut man sich. Als ich damals mit Ridley Scott an Gladiator arbeiten konnte, hatte ich vorher ein Casting mit Steven Spielberg, der das mit DreamWorks produziert hat. Als ich den Anruf bekam, war das so als wenn Jogi Löw einen Fußballer anruft und sagt: „Du spielst jetzt für die Nationalmannschaft“. Man hat und soll Ziele und Träume haben. Was dann aus dem Film wird, ob er erfolgreich wird oder nicht, weiß man immer erst nachher. Von zehn Filmen ist nur einer, auch finanziell, wirklich richtig erfolgreich, neun Filme gehen den Bach runter.
Wie authentisch darf man denn als deutscher Schauspieler in den USA sein? Gibt es da einen Druck sich anzupassen oder darf man ruhig Deutscher bleiben? Wir haben ja eine andere Mentalität, eine andere Sprache sowieso.
Ich war ja schon früh in Amerika. Und ich fuhr dort mit der Harley Davidson, die ich von Deutschland mit rübergebracht habe. Ich habe mich gewundert, als die Leute mir den Daumen nach oben zeigten oder sagten: „Mensch, hast du eine tolle Jacke an“. Drüben lobt man sich, man baut sich auf und das war sehr motivierend. Das kennt man hier weniger. Und wenn die Leute sagen: „Die Amerikaner sind ja immer so oberflächlich“, dann sage ich: „Stopp mal, der muss ja nicht mein Freund fürs Leben werden, sondern der ist eben nett und hilfsbereit“. Wenn man in jungen Jahren schon viel reist, lernt man, erstmal keine Vorurteile zu haben.
Vor allen Dingen ist es egal, welchen Glauben jemand hat oder welche Hautfarbe jemand hat. Das hat mich nie irgendwie dazu bewegt, denjenigen nicht zu grüßen oder nicht mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich war immer ein offener Mensch.
Du bist ein sehr zugänglicher Typ. Versuchen Leute über dich an irgendwelche anderen Leute ranzukommen oder Informationen abzugreifen?
Ja, das bleibt nicht aus. Wenn ein Journalist mir Fragen über Dritte stellt, sage ich: „Das muss der Ihnen selbst beantworten“ oder „Zu dem Thema kann oder möchte ich leider nichts sagen, aber alles was mich betrifft, könnt ihr mich gerne fragen“. Und wenn sie fragen: „Können wir nicht zu dem den Kontakt haben?“, dann sage ich: „Sicher, da gibt es ja die Agenturen, den Ansprechpartner kann ich euch auch gerne nennen. Dann geht ihr da mal hin.“
Viele junge Leute wollen gerne Schauspieler werden und am liebsten auch in Hollywood. Wie leicht oder schwer ist es denn heute in die Traumfabrik einzusteigen?
Man kann ja ruhig das Ziel zu haben, nach Amerika zu gehen und dort erfolgreich zu sein. In Amerika muss ich eine Arbeitsgenehmigung haben, ich muss die Sprache sprechen können und ich muss dann auch die Luft haben. Das Schauspielgeschäft ist ein taffes Geschäft, weil nicht immer alles nur auf dich selbst ankommt. Beim Sport schon: Wenn ich weit springe oder nicht, liegt es daran, dass ich nicht gut genug trainiert habe oder keinen guten Tag habe. Aber beim Schauspielen musst oder kannst du durch viele Castings gehen, bevor du erstmals überhaupt die Chance hast, in einem Film mitzumachen. Du musst auch nicht nach Hollywood.
In Los Angeles wird eigentlich weniger gedreht. Ich gehe zum Beispiel nächsten Monat mit Bruce Willis nach Atlanta und drehe dort einen Film. Atlanta, weil der Produzent schaut und guckt wo was ist. In Deutschland wird ja relativ wenig produziert gegenüber dem, was sie einkaufen. Das verändert sich auch. Meistens werden ja eher Dokumentationen gezeigt, selten werden Filme gemacht.
Sind denn die Hürden heute niedriger oder höher als zu deiner Anfangszeit?
Hürden sind Hürden, die sind immer da. Vor 30 Jahren bin ich da rüber gegangen und konnte nach oben kommen. Heute geht das auch, wenn du nicht aufgibst und Talent hast. Du suchst Möglichkeiten und musst halt dort sein.
Du hast so viele interessante Namen erwähnt. Ob das jetzt Bruce Willis ist, oder du oder Schwarzenegger, das sind alles ganz feste Marken, die immer wieder für Filme engagiert werden. Gibt es denn da auch nachwachsende starke Marken? Ihr habt ja alle jung angefangen.
Es gibt zwischen Hundert- und Zweihundertausend arbeitslose Schauspieler in Los Angeles. Viele haben schon mit 14–15 angefangen, wie Tom Cruise. Ich war damals schon 30, Arnold hat auch erst mit 30 und Nick Nolte erst mit fast 40 angefangen und machte dann seine große Karriere. Aber es gibt auch Leute, die haben später angefangen, weil sie vorher eine andere Karriere verfolgt haben.
Schauspieler leben ja von Gagen und du hast ja auch viel über Sponsoring gemacht. Hast du Spaß und Bock auf Business? Suchst du sowas? Oder ist das so das nötige Muss?
Man kann nur Sachen erfolgreich machen, wenn man sie leidenschaftlich macht. Ich bin nicht der einzige Filmschauspieler, der Marken repräsentiert aber ich hab Spaß daran. Ich habe sechs Jahre mit Audi, zwei Jahre mit VW, zwei Jahre mit Porsche gearbeitet – und die haben nur fünf Markenbotschafter gehabt. Jetzt bin ich bei Mercedes, und habe das G-Modell vorgestellt. Ich habe Arnold mit eingebracht, beziehungsweise den Kontakt hergestellt. Der ist natürlich aus Graz, das Auto kommt von da, er hat es in der Saison vor knapp zweieinhalb Jahren vorgestellt. Ich kann mich auch zurücknehmen, ich kann gerne was produzieren, ohne im Scheinwerferlicht zu stehen. Damit hab ich kein Problem.
Bist du auch hier und da produzierend tätig?
Ja, ja! Das wissen zwar nur wenige Leute, aber ich habe schon das ein oder andere produziert, Filme und ähnliches. Wenn ein Geschäft da ist, ist das, was da ist, ja im Grunde schon verbraucht. Du musst also was Neues machen. Das ist ja das Interessante: Sachen finden. Movinga beispielsweise ist eine App, die kam vor drei Jahren zu mir. Für die bin ich ja immer noch im Fernsehen mit Werbung zu sehen. Sie hatten auch mal eine taffe Zeit, in der es nicht so funktionierte. Da habe ich gesagt, „okay, ich lass das laufen. Ihr müsst mich jetzt nicht bezahlen. Wenn’s euch wieder besser geht, bezahlt ihr mich wieder“.
Jetzt geht es ihnen wieder hervorragend und ich bin immer noch dabei. Ich springe nicht gleich ab, wenn’s mal nicht so läuft. Das ist in der Branche bekannt. Wenn ich Verträge mache, fragen sie, „Herr Möller, kommen Sie zweimal oder viermal?“ Ich sage, „Schreibt rein, was ihr wollt. Wenn ihr mich braucht, bin ich da und wenn ich grade am Film arbeite, geht’s halt nicht.“ Mercedes, BMW, die fragen mich ja selbst. Für alle anderen Sachen gibt’s dann Michael Caudera, der sitzt am Starnberger See, macht schon mal andere Sachen. Aber ich bin immer Teil des Ganzen. Wie Franz Josef Strauß schon mal sagte „Wir brauchen keine Gehirnprothese“. Ich bin eben immer offen für neue Sachen und gehe auch in Vorlage.
Ich bin auch schon bei Projekten reingegangen, da hab ich gesagt: „Da schauen wir jetzt mal. Ich bringe meinen Namen und meine Erfahrung mit und dann sehen wir, ob das was wird.“ Die fragten: „Aber was wollen Sie dafür?“ und ich: „wir gucken jetzt erstmal, wie es läuft.“
Du bist auch Vater. Wie ist denn der Papa Ralf?
Ich habe zwei Töchter, die sind mittlerweile schon 22, die andere 29 Jahre alt. Die Ältere ist künstlerisch, Designerin, und die andere studiert Business und ist mit 22 schon im Immobilienbereich erfolgreich. Die war mit 16 schon bester Absolvent, hat direkt einen Job bekommen und war schon nach zwei Monaten Verkäuferin des Monats.
Wie hast du die denn erzogen? Warst du viel involviert? Bist du eher Trainer oder mehr so ein Kuschelbär?
Am Anfang ist man als Vater gar nicht so involviert. Ihre Mutter hat nen großen Job gemacht, das muss man sagen. Aber ich war immer da, wenn es dran war. Natürlich hab ich sie dann im Älterwerden mal mit zum Training, zum Fitness genommen. Ich habe sie viel mitgenommen, wir sind viel gereist. Sie haben viele Menschen kennen gelernt, sind mit mir an Drehorten gewesen. Aber das Schauspiel hat sie dann doch nicht interessiert. Sie haben andere Jobs gefunden. Ich bin unterstützend immer da. Wenn ich sehe, dass sie in die falsche Richtung laufen – heute sind sie ja alt genug – da kann ich nicht mehr viel sagen. Da muss ich dann ein bisschen taktisch vorgehen, um sie so zu leiten, dass sie nicht ganz auf die Nase fallen und immer noch das Gefühl haben, es selbst gemacht zu haben.
Mit 60 fängt ja das Leben an. Gibt es bestimmte Dinge, auf die du dich in den nächsten Jahrzehnten konzentrieren willst?
Ich bin noch nicht ganz vegan, aber beinahe. Ich habe über 40 Jahre gerne Fleisch gegessen. Erst habe ich angefangen weniger davon zu essen, jetzt gar nicht mehr. Molkereiprodukte auch nicht, dafür Reismilch. Wenn ich hier bin esse ich schon auch mal Fisch und Shrimps und so, aber wenn ich drüben in Amerika bin, kann ich mich zu 80–90 Prozent gut ohne ernähren. Ich fühle mich wohl, ich muss nicht hungern. Viele machen den Fehler: die machen Diät um Diät und essen danach das Dreifache und haben es ruck-zuck wieder drauf. Du musst danach leben, ganz einfach. Aber das muss jeder selbst wissen, ich erwarte von niemandem irgendwas. Ich erzähle den Leuten nur von meinen Erfahrungen, nämlich, dass ich mich, seitdem ich mich anders ernähre, dieses und jenes weglasse, wohler und besser fühle.
Das heißt, Schauspiel bleibt nach wie vor?
Ja, nächstes Jahr mit Tim Miller und David Fincher, von der Serie sind schon zehn Bücher geschrieben. Wir hatten im Februar angefangen, bis die sagten, „oh, das ist teuer, da können wir gleich Filme machen.“ Das ist also die Richtung. Was Deutschland betrifft habe ich letztes Jahr etwas mit Till und mit Henning Baum für Warner Bros. gemacht. Wenn das stimmt, mache ich auch gerne was in Deutschland. Ansonsten schau ich, was international läuft. Also immer weiter und ich sehe der Sache mit großer Spannung und Interesse entgegen. Es ist gut. Ich muss nicht immer wissen, was morgen oder nächste Woche ist. Klar, vom Verdienst her ja, weil man ja auch einen gewissen Lebensstil hat.
Das klingt nach gehörig Gottvertrauen. Manchmal ist es gar nicht so gut, genau zu wissen, was da geplant ist. Du musst auch mal reinspringen. Nur dann kann man sich da beweisen. Nicht reinzuspringen und zu sehen, was daraus geworden wäre, ist viel schlimmer für mich als auf die Nase zu fallen. Deshalb mach ich auch Sachen – die mach ich einfach.
Das Interview mit Ralf Möller ist Inder ERFOLG Magazin Ausgabe 02/2020 erschienen. -> LINK
Bilder: Oliver Reetz