Wie UnternehmerInnen mit Kindern endlich wieder durchschlafen
Wenn man 100 junge Eltern fragt, ob sie ausreichend Schlaf bekommen, so würden vermutlich 50 mit »Ich verstehe die Frage nicht!« antworten. Die anderen wären vor dem Ausformulieren der Frage eingeschlafen. Schlaflosigkeit ist folgenreich – sowohl für die Kinder als auch für die Eltern und das Familienleben. Kinder, die nicht ausgeschlafen sind, neigen zu einer verlangsamten Entwicklung, zu Konzentrationsstörungen und – das kennen Mutter und Vater: zu schlechter Stimmung. Übernächtigte Eltern müssen sich auf eine eingeschränkte Produktivität im Arbeitsalltag einstellen, die Gefahr von Unfällen ist erhöht, völlige Erschöpfung und Überforderung drohen. Das wirklich Tragische daran ist: Eltern denken, dass schlechter Schlaf einfach zu dieser Lebensphase dazu gehört, und nehmen den Leidensdruck kampflos hin.
Dabei können Eltern und Kinder gute Schlafgewohnheiten annehmen und durch ausreichend Schlaf wieder in einen produktiven, genussvollen und schönen Familien- und Arbeitsalltag finden. Eine bedürfnisorientierte Erziehung muss von Gegenseitigkeit geprägt sein – sowohl die Bedürfnisse der Kinder als auch die der Eltern müssen erfüllt sein. Das eine bedingt das andere. Kinder sind sehr sensible Geschöpfe. Sie sind die Spiegel ihrer Eltern. Schon als kleine Babys spüren sie, wenn es Mama und Papa nicht gutgeht. Umso Wichtiger ist, dass Eltern auch an sich, ihre körperliche und seelische Gesundheit sowie auch an ihren Nachtschlaf denken.
Zwischen Schlaflosigkeit und Verzweiflung
»Wir haben doch alles versucht!« – diese Aussage hören wir sehr häufig von Eltern. Da wir selbst auch Vater und Mutter zweier kleiner Kinder sind, fühlen wir jedes Mal diese Ratlosigkeit und auch den Schmerz der Eltern nach. Auch wir haben unter Schlafmangel gelitten und sämtliche Auswirkungen am eigenen Körper erfahren. Auch wir haben im Internet nach Lösungen gesucht, Ratgeber gewälzt und den Kinderarzt, sogar einen Osteopathen aufgesucht. Außerdem haben wir an den Stellschrauben zu Hause gedreht: Wir haben das Familienbett probiert, das Beistellbett und das Bettchen im eigenen Zimmer. Mit der Kleidung haben wir genauso experimentiert wie mit der Helligkeit und Dunkelheit. Wir haben sogar extra früh mit der Beikost angefangen, in der Hoffnung, dass die nächtlichen Trink-Aktionen weniger werden. Nichts, aber auch wirklich gar nichts, hat wirklich nachhaltig geholfen. Die Ursache musste tiefer sitzen.
Der mangelnde Nachtschlaf, die Einschlafschwierigkeiten, das ständige Aufwachen – all das zerrte an unseren Nerven. Auf der Suche nach dem richtigen Weg wollten wir unsere Beziehung aufrechterhalten und die Bindung zu unseren Kindern stärken. Ein harmonisches Miteinander ist erschwert, wenn man laufend müde ist. Auch die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Hobbys wird so herausfordernd wie ein unzähmbarer hungriger Tiger. Schlaflosigkeit war einflussreich auf allen Ebenen. Wir waren so übermüdet, dass wir befürchten mussten, unseren Lebensstandard nicht aufrechterhalten zu können. Als selbstständige Unternehmer tragen wir eine große Verantwortung, nicht zuletzt für unsere Kunden, aber auch für unser tägliches Einkommen. Keine Arbeit – kein Gehalt. Wir hatten wirklich Angst, dass wir unseren Jobs nicht mehr produktiv und effektiv nachgehen konnten. Angst, dass unsere Kinder sich durch die Schlaflosigkeit nicht richtig entwickeln. Angst, dass wir Familienzeit nicht mehr wertvoll nutzen könnten und die vielen Streitigkeiten, die aus völliger Erschöpfung und Überreizung einfach passierten, unsere Familie schließlich auseinanderreißen. Das waren wirklich existenzielle Ängste, mit denen wir zu kämpfen hatten – und eigentlich war unser Kopf gar nicht frei dafür.
Hoher Stresspegel und viel Streit
Manchmal sind es ganz kleine Reize, die einen in die Luft gehen lassen. Wer nicht ausgeschlafen ist, dem fehlt die Gelassenheit, über den Dingen zu stehen und eine Diskussion gar nicht erst eskalieren zu lassen. Schlaflosigkeit führt dazu, dass das Fell immer dünner wird, unsere Nerven blank liegen und die kleinste Provokation zur Eskalation führt. Es fühlte sich oft so an, als würde man neben sich stehen und die Kontrolle über seine Impulse verlieren.
Der Stresspegel fühlt sich enorm an, wenn man unausgeschlafen ist. Gleichzeitig wächst die Überforderung, weil man sich ohnmächtig fühlt und unfähig, im Arbeitsalltag alles zu geben. Zudem verschieben sich Prioritäten, wenn man gerade ein Kind bekommen hat. Manchmal entstehen Zweifel und die fühlen sich im Übermüdungszustand noch größer an, als sie möglicherweise sind. Was ist wirklich wichtig im Leben? Möchte ich am alten Alltag anknüpfen? Das sind verständliche Fragen, die man sich im ersten Rausch der Hormone durchaus stellen mag. Kehrt aber irgendwann auch die Gewohnheit ein und die Vertrautheit mit der neuen Situation, dann ist die Rückkehr in das erfolgreiche Arbeitsleben oder zur Karriereleiter auch ein Hoffnungsträger. Gerade UnternehmerInnen, die junge Eltern sind, tragen eine große Verantwortung für sich, ihre Familie, aber eben auch für ihre Angestellten. Eine effektive Arbeitsweise ist einfach nicht zu leisten, wenn man nachts laufend geweckt wird. Aus Hoffnung, wieder erfolgreich durchzustarten, wird Ernüchterung. Kraftlos schleppt man sich von Meeting zu Meeting, vom Schreibtisch zur Kaffeemaschine und vom Büro nach Hause.
Nach Feierabend ist die Müdigkeit natürlich nicht verschwunden. Ein aufregendes, genussvolles und schönes Familienleben ist einfach unmöglich. Das Abendessen, das Babybad und die Rituale zur Schlafenszeit werden durchgezogen wie lästige Pflichten. Es fehlt an Herzlichkeit, ehrlicher Zugewandtheit und Kraft. Nicht zuletzt: Paarzeit, Erwachsenenzeit, Zeit zu zweit – all das sind oft Fremdwörter im Repertoire junger Eltern. Es ist unbedingt an der Zeit, etwas gegen diese Abwärtsspirale zu unternehmen, wenn du dich hier angesprochen fühlst!
Ausweg aus der Spirale – spezifisches Familiencoaching
Es war wie eine Erleuchtung, dass schlechte und gute Schlafgewohnheiten eben auch nur Gewohnheiten sind, auf die man als Eltern Einfluss nehmen kann. Zunächst einmal mussten wir die Frage für uns beantworten, ob wir die Bedürfnisse unserer Tochter vielleicht nicht richtig gedeutet hatten. Wie sollten wir Wünsche von Bedürfnissen, wie Weinen von Weinen unterscheiden? Mit welchem Temperament wurde uns unsere kleine Tochter geschenkt? Wie sollte es uns möglich sein, auf uns selbst zu achten, damit es auch unserem Baby gut geht?
Die Antwort war so naheliegend: Unterstützung suchen. In vielen Bereichen des Lebens ist es völlig normal, um Unterstützung zu bitten. Beim Möbelschleppen während des Umzugs, beim Renovieren des Wohnzimmers, beim Reparieren eines Motorschadens fragen wir Experten, Freunde oder Nachbarn. Bei Stillproblemen, bei der Einführung der Beikost und beim Umgang mit einem Baby-Tragetuch fragen wir die Hebamme. Doch das Thema Baby- und Kleinkindschlaf scheint etwas zu sein, mit dem sich Eltern abfinden. Dabei handelt es sich nicht einmal um ein Tabu! Wie oft wurdest du schon in Krabbelgruppen, auf Familienfesten und beim Babyschwimmen gefragt: »Und, schläft die Kleine schon durch?« oder »Na, wie sind die Nächte so?«. Als wäre es das wichtigste auf der Welt, dass ein Kind so schnell wie möglich durchschläft. Moment: Ist es vielleicht wirklich von so großer Wichtigkeit?
Schlaflosigkeit wirkt sich schwerwiegend auf viele Lebensbereiche aus und braucht deshalb besondere Aufmerksamkeit. Ziele eines Familiencoachings können sein,
- dass das Kind (wieder) altersgerecht durchschlafen kann,
- dass das Kind tagsüber fit und ausgeschlafen ist,
- dass die Eltern genau abzuschätzen wissen, wann das Kind müde ist und es schlafen muss,
- dass das erfolgreiche Coaching den ganzen Ballast des Alltags nimmt, und sich Eltern keine Gedanken mehr über Schlaflosigkeit machen müssen,
- dass die Bedürfnisse des Kindes richtig gedeutet werden,
- dass Eltern sich nicht mehr mit anderen Familien vergleichen,
- dass Eltern den individuellen Schlafbedarf des Kindes erkennen und akzeptieren,
- dass die Familie mehr Quality Time genießt,
- dass entspannte, glückliche Eltern ihre positive Stimmung auf das Kind übertragen und
- bedürfnisorientiert, liebevoll und ganz ohne Schreienlassen gute Schlafgewohnheiten bei Kindern etabliert werden.
Kleine Veränderungen gegen Schlaflosigkeit
Schon durch kleinste Veränderungen kann man Großes erreichen. Dabei gibt es nicht den einen Plan. Jede Situation ist individuell, jedes Kind hat seine eigenen Bedürfnisse und Eltern mit unterschiedlichsten Voraussetzungen und Vorstellungen. Es geht nicht darum, zu bewerten, sondern zu beobachten, und Impulse für Veränderungen zu geben.
Über die Autoren: Marion und Phil Wipperfürth leben mit ihren beiden Kindern in Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen). Nach der Geburt ihrer ersten Tochter entschieden sich die beiden dazu, sich gemeinsam mit einem wirklichen Herzensprojekt selbstständig zu machen. Die Vision der jungen Unternehmer-Eltern ist es, Job und Familie miteinander zu vereinbaren und andere Eltern zu unterstützen, gute Schlafgewohnheiten mit ihren Kindern zu etablieren.
Bilder: Privat, Depositphotos / kotin