Alexander Prinz: Ein »Once in a lifetime«-Moment

Alexander Prinz: Ein »Once in a lifetime«-Moment

Alexander Prinz beschäftigt sich auf seinem YouTube-Kanal als »Der Dunkle Parabelritter« (@Parabelritter) mit politischen und gesellschaftskritischen Themen. Dort teilt er seine Recherchen und persönlichen Meinungen mit seinen rund 521.000 Abonnenten. Angefangen hat er 2012 aber mit Jugendthemen, später ging er über zu Heavy Metal und Musikfestivals. Im Jahr 2014 folgte ein zweiter Kanal mit dem Namen »Prinz«, 2022 ein dritter namens »Eisberg«, in dem er sich mit Verschwörungstheorien beschäftigt. Uns hat Alexander im Interview verraten, warum sich Lehrer Influencer als Vorbild nehmen sollten und warum er sich eher von Projekten als von Menschen inspirieren lässt.

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?

Als ich 2012 mit YouTube begann, war Influencer zu sein noch gar kein Job. Die erste Generation der Influencer hat es zu großen Teilen nicht geschafft, sich langfristig daraus eine Karriere aufzubauen – wer weiß, ob viele das damals überhaupt im Sinn hatten. Damals war es die Faszination, sich kreativ austoben zu können. Da ich damals auf dem Dorf wohnte, war es ein tolles Gefühl, so viele Menschen erreichen zu können, sich ausdrücken zu können. Die erste Überweisung von YouTube kam erst drei Jahre später – im Jahr 2015. Ich konnte es gar nicht fassen, dass man damit auch noch Geld verdienen können sollte. Das war wie ein kleiner Lottogewinn. Viele Möglichkeiten, noch direkter für das bezahlt zu werden, was man gerne tut, gibt es nicht.

Zum Beruf wurde es erst 2017, als ich für mich entschied: Ich werde es probieren. Ich hatte 100.000 Follower erreicht und dachte mir: Das könnte ein »Once in a lifetime«-Moment sein. Und dieser Moment hält nach wie vor an.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencer gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?

Du bist Dienstleister für die Menschen. Gib ihnen etwas, das ihnen im Leben hilft!

Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?

Um es als Influencer zu schaffen, musst du vor allem sehr fleißig, geduldig und genügsam sein. Das ist vielleicht eine langweilige Antwort, aber ich denke, das steckt hinter jeder Story. Also zumindest, wenn du nicht eine Abkürzung mit Geld oder Kontakten nehmen kannst.

Es wird lange dauern [Geduld] und hervorragende Arbeit [Fleiß] benötigen, um erfolgreich zu werden. Und auf dem Weg sollte man die kleinen Etappenziele schätzen können [Genügsamkeit], sonst wird man es nicht durchhalten bis zum großen Erfolg.

Inwiefern beeinflussen Influencer die Educational-Branche?

Wie wertvoll User Generated Content für die eigene Weiterbildung sein kann, habe ich am eigenen Leib erfahren: Ein Großteil der Fertigkeiten, die mir in meinem alltäglichen Arbeitsumfeld helfen, habe ich mit Hilfe von Video-Tutorials erlernt.

Für mich ist diese dezentrale Wissensvermittlung von unschätzbarem Wert. Es gibt eine Vielzahl von spezialisierten Kanälen und diese bringen eine Vielfalt an Themen mit. Sie schaffen es aber auch, weil sie oft auch in unkonventioneller Form arbeiten, ein »Thinking outside the box« zu ermöglichen und Verbindungen und Anknüpfungspunkte zu erstellen, die man nach klassischer Wissensvermittlung vielleicht nicht entdeckt hätte. Gatekeeper haben jetzt weniger Einfluss darauf, welche Inhalte eine erhöhte Bedeutung haben sollen und welche eine geringere. Jeder kann sein ganz individuelles Themengebiet präsentieren und mehr Menschen zugänglich machen. Auch denen, die andernfalls aus diversen Gründen nie damit in Berührung gekommen wären. Sie zeigen alternative Wege der Wissensvermittlung, Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien und Methoden und zwingen traditionelle Bildungsangebote zu Innovation und Modernisierung.

Zwei Beispiele: Die Notwendigkeit der standort- und zeitunabhängigen Verfügbarmachung von Lerninhalten müssen auch traditionelle Bildungseinrichtungen mittlerweile in Betracht ziehen, da ihnen in dem Bereich außerhalb des Unterrichts ansonsten der Rang abgelaufen wird. Aber auch für ein gemeinschaftliches Lernen bieten Educational Influencer neue Impulse: Die Follower-Gemeinschaften lernen auch durch interne Diskussionen, es erfolgt Peer-Support und es ergeben sich Networking-Chancen. Dieses Community Building ergänzt die individuelle Lernerfahrung und bietet weitere Möglichkeiten für professionelles und persönliches Wachstum. Entstehen kann dies nur durch die persönliche Verbundenheit zu den Influencern. Hier kann sich auch klassisches Lehrpersonal Methoden abschauen.

Natürlich können sie keinen klassischen Unterricht ersetzen, aber sie bieten eine beispiellose Gelegenheit für intrinsisch motivierte Individuen, sich in einer Vielzahl von Fächern und Fertigkeiten weiterzubilden. Sie ergänzen die traditionellen Methoden oder fordern sie heraus.

Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?

Ich lasse mich vor allem durch Werke und Leistungen inspirieren. Einzelnen Personen in Gänze zu folgen hieße zum einen, sie in bestimmten Bereichen verklären zu müssen und zum anderen, sich selbst an ihrem Vorbild zu messen. Das sollte aber selten realistisch möglich sein. Deshalb ist es für mich eher so: Wenn ich ein beeindruckendes Projekt sehe, dann analysiere ich es und versuche daraus Lehren für mich zu ziehen.

Meine Beiträge beinhalten oft auch sachliche Medienkritik und ich ermutige meine Zuschauer auch zum kritischen Hinterfragen. Es freut mich, dass die Kritik, die mich erreicht, oftmals sehr konstruktiv ist und mir auch hilft, eigene Blindstellen aufzudecken. Natürlich wird man auch mit weniger konstruktiver Kritik konfrontiert.

Ich versuche auch aus der weniger sachlichen Kritik herauszulesen, was vielleicht ein konstruktiver Kern sein könnte. Es könnte durchaus sein, dass beispielsweise die eigene Message faktisch und moralisch richtig war, die Art der Kommunikation aber zu Missverständnissen geführt hat. Man muss immer bedenken: Wer Kritik äußert, hat sich zumindest kurz gedanklich mit der Arbeit auseinandergesetzt. Und irgendwas muss seine Perspektive beeinflusst haben. Und es ist interessant, was genau das ist. Ist es seine Prädisposition, beispielsweise im Hinblick auf politische Einstellungen, muss man es sich nicht zu Herzen nehmen. War es eine Irritation, die man am Werk hätte vermeiden können, dann sollte man beim nächsten Mal nachbessern.

 

Bild: Ronny Götter (Bearbeitung: Hatecraft)