Tobias Hübenthal ist auf YouTube und Instagram besser unter dem Namen »Huebi« bekannt – dieser Spitzname entstand schon in der Schulzeit und ist seitdem hängen geblieben. Seit 2015 präsentiert er seinen circa 194.000 YouTube-Abonnenten (@Huebi) regelmäßig die aktuellsten Games und kommentiert diese in Streams. Uns hat er im Interview verraten, wann in ihm zum ersten Mal der Wunsch aufkam Influencer zu werden und wie ihm seine »Ist mir alles sch*ßegal«-Einstellung durch den Beruf geholfen hat.
Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?
Ich habe damals als kleiner Junge – ich war vielleicht 14 Jahre alt – meine ersten Videos auf YouTube gesehen und hier einen YouTuber entdeckt, welcher mein Lieblingsvideospiel spielt und dabei über sein Leben berichtet. Dieser YouTuber war damals schon selbstständig damit und das hat mich total fasziniert. Er hat über seine Lieblingssäfte, seinen letzten McDonalds-Besuch oder die Fußballergebnisse vom vorherigen Wochenende gesprochen und dabei Videospiele gespielt. Und ich hing wie gefesselt vor dem Rechner und hab mir alle seine Geschichten angehört. In dem Moment hat sich in mir, glaube ich, ein Schalter umgelegt.
Das müsste der Grundstein gewesen sein, dass ich acht Jahre später selber den Sprung in die Selbstständigkeit geschafft habe. Die Vorstellung, meine Leidenschaften und mein Leben mit interessierten Leuten zu teilen und ihnen damit eine schöne Zeit zu bescheren, war für mich wie eine Sucht. Ich wollte das unbedingt selber schaffen…um jeden Preis!
Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencer gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?
Mehrere Dinge! Zunächst die Tatsache, dass ein erfolgreicher, organisch gewachsener Kanal nur über viele Jahre wachsen und gedeihen kann. Gerade am Anfang seiner Karriere sucht man immer den schnellen Hype, den schnellen Erfolg, aber der ist dann auch genauso schnell wieder verschwunden. Nur über viele Jahre kann ein Kanal und eine Community wachsen, die einen dann auch langfristig erfolgreich und relevant hält und die mit einem auch durch die schlechten Zeiten des Jobs geht.
Ein weiterer, wertvoller Tipp wäre gewesen, dass man bereits von Anfang an auf seine Privatsphäre achten sollte. Gerade am Anfang meiner YouTube-Zeit habe ich wirklich alles aus meinem Leben geteilt. Das hat mich vielleicht damals nahbarer gemacht, aber heutzutage habe ich einiges davon wieder gelöscht, weil nicht das gesamte Leben ins Internet gehört. Es ist sehr angenehm, wenn man manche Erfahrungen im Leben einfach für sich und seine Nächsten behält.
Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?
Spaß an Kommunikation, Durchhaltevermögen, ein gewisses Maß einer »Ist mir alles sch*ßegal«-Einstellung und Bescheidenheit.
Der Spaß an Kommunikation ist absolut essenziell. Egal ob man in seinen Videos/Livestreams erzählt, man vielleicht später mal Zuschauer auf der Straße trifft oder man auf Events mit Firmen/anderen Influencern/Managern zu tun hat. Man ist einfach immer am Quatschen. Kommunikation ist das A und O. Deshalb sollte ein gewisser Spaß an Smalltalk, Gesprächen oder auch dem simplen Zuhören anderer Geschichten vorhanden sein.
Durchhaltevermögen ist wahrscheinlich die wichtigste Eigenschaft. Wie bereits oben erwähnt, wächst ein Kanal nur über viele Jahre und über all diese Zeit muss man kontinuierlich Content liefern und durchziehen. Das bricht vielen Creatorn, die eigentlich Talent haben, auf kurz oder lang das Genick. Auch wenn das Leben mal nicht so gut läuft, wenn man vielleicht private Probleme hat oder es finanziell nicht gut aussieht… Wenn man erfolgreich sein will, muss man auch über diese Zeiten hinweg weiter performen und abliefern. Da sind dann viele tatsächlich raus.
Die von mir genannte »Ist mir alles sch*ßegal«-Einstellung ist lebensnotwendig, wenn man im Internet überleben will. In einer Welt, in welcher wirklich jeder Mensch ungefiltert seine Meinung in die Welt posaunen kann, darf man sich einfach nicht alles zu Herzen nehmen. Es wird immer Beleidigungen, ungerechtfertigte Kritik oder einfach simplen Bullshit im Internet geben, der nur geschrieben wird, um dich fertig zu machen. Das muss man einfach getrost ignorieren und sich auf die Menschen konzentrieren, die einem Gutes wollen. Das sind die wertvollen Erfahrungen.
Und auch Bescheidenheit ist meiner Meinung nach enorm wichtig. Ab einer gewissen Größe im Internet – ich rede hier von noch deutlichen größeren Kanälen als meine – verdient man wirklich einen Haufen Asche… Das muss man einfach so sagen. Firmen bieten einem unglaubliche Summen für Partnerschaften; die Einnahmen auf Video- und Livestreaming-Plattformen steigen unaufhörlich… Da kann man schnell den Bezug zu Geld und Dankbarkeit verlieren. Gerade weil es häufig junge Menschen sind, welche in kurzer Zeit an viel Geld kommen. Hier ist wirklich Vorsicht geboten. Wer nicht aufpasst, kann sich schnell zu einem verwöhnten, undankbaren Bengel entwickeln.
Inwiefern beeinflussen Influencer die Gaming-Branche?
Gar nicht so sehr, denke ich. Influencer sind im Endeffekt auch nur »normale Gamer«. Der Gaming-Markt ist ein simples Angebot-Nachfrage-Prinzip. Wenn ein Spiel gut ist, kaufen es viele Menschen – auch Influencer – und dementsprechend steigen dann auch die Zuschauerzahlen. Es gibt natürlich Ausnahmefälle, wenn ein großer Streamer einen kleinen Indie-Titel entdeckt, diesen seiner Community zeigt und das Spiel daraufhin extrem an Bekanntheit gewinnt – ich denke hier beispielsweise an »Fall Guys«, »Only Up« oder ähnliche Titel. Allerdings streamen die meisten Influencer die Spiele, die sowieso von den Leuten viel gekauft werden, da hier einfach ein großes Interesse der Zuschauerschaft da ist.
Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?
Ich ganz persönlich hole mir meine Idole vor allem aus der Musik- und Filmbranche. Aber klar, gerade zu meinen Anfangszeiten haben mich natürlich andere Influencer »beeinflusst«. Wenn man sich allerdings täglich mit Video- oder Streamproduktion beschäftigt, dann hat man irgendwann keine Lust mehr, das auch noch privat zu konsumieren. Da kümmert man sich dann eher um andere Dinge.
Kritik nehme ich mir – wenn sie konstruktiv und sinnvoll geschrieben ist – eigentlich immer zu Herzen, weil sie meistens vom Verfasser in einer positiven und verbessernden Intention geschrieben wurde. Das weiß ich sehr zu schätzen. Wenn Leute allerdings einfach nur plump beleidigen wollen oder die »Kritik« eigentlich nur eine versteckte Beschimpfung ist, greife ich dann gerne auf meine »Ist mir alles sch*ßegal«-Einstellung zurück, mache den PC aus und gehe zum Sport, koche mir was Leckeres oder schaue einen guten Film. Man muss einfach wissen, wann man das Internet einfach ausmachen sollte.
Bild: JoKu Consulting – Jonas Kuklinski