ie Japanerin Marie Kondo feiert mit ihrer „KonMari-Methode“, über die jüngst sogar eine Netflix-Serie gedreht wurde, große Erfolge. Dabei handelt es sich um eine bestimmte Herangehensweise an das Entrümpeln. Anwenden lässt sie sich auf das eigene Zuhause, aber auch auf den Arbeitsplatz. Zwar hat Marie Kondo mit ihrer Aufräummethode das Rad nicht neu erfunden. Doch ihr simpler Grundsatz – wenn dir ein Gegenstand weder Freude bereitet noch nützlich ist, trenne dich von ihm – scheint vielen Menschen das Ausmisten tatsächlich zu erleichtern.
Am Arbeitsplatz sammelt sich zwar in der Regel weniger Gerümpel an als beispielsweise im Keller, auf dem Dachboden oder in der Abstellkammer zu Hause – doch grundsätzlich sollte jeder auch im Büro einmal prüfen, ob unnötiger Krimskrams für Ablenkung sorgt oder Platz für Wichtigeres wegnimmt.
Zugegeben: Ein Schreibtisch, auf dem der Terminkalender inmitten von Notizblöcken, Klebezetteln, Stiften, Flyern und Visitenkarten kaum noch zu sehen ist und Fotos, die Lieblingstasse und die Müslischüssel vom Frühstück sich um den Computerbildschirm gruppieren, kann durchaus die Kreativität anregen. Doch nicht bei jeder Aufgabe im Job geht es um Kreativität: Mitunter ist einfach strukturiertes Abarbeiten gefragt – womöglich gar unter Zeitdruck. In einem solchen Fall kann das „kreative Chaos“ die Produktivität hemmen.
Marie Kondos Ansatz beim Aufräumen ist ziemlich radikal: Alles kommt raus aus Kisten, Schubladen und Schränken – dann wird gesichtet. Was bleiben darf, wird systematisch einsortiert. Im Büro kommen zum Wegheften und Ablegen verschiedene Systeme infrage: Je nachdem, was an Material vorhanden ist, eignen sich dafür zum Beispiel Stehsammler, Hängemappen oder Dokumentenablagen. Grundsätzlich ist es außerdem ratsam, in qualitativ hochwertige Möbelsysteme für Büros zu investieren. Sie sind nicht nur hinsichtlich der Ergonomie auf den Einsatz am Arbeitsplatz zugeschnitten, sondern lassen ihn auch aufgeräumter wirken.
Die Sache mit dem Ausmisten hat allerdings einen Haken: Es ist nur die halbe Miete. Denn in den allermeisten Fällen sieht der Schreibtisch oder das Regal nach kurzer Zeit wieder genauso unübersichtlich aus wie vor der Aufräumaktion. Ordnung schaffen ist ein einmaliger Kraftakt – Ordnung halten ist aber in etwa so schwer, wie regelmäßig joggen zu gehen: Es erfordert Disziplin im Alltag.
Das wichtigste Stichwort in diesem Zusammenhang lautet „Gewohnheit“: Wenn wir uns bestimmte kleine Handgriffe angewöhnen, die die drohende Unordnung im Keim ersticken, werden große Entrümpelungsaktionen gar nicht erst notwendig. Ein hilfreicher Ansatz ist die „One-Minute Rule“, die Einminutenregel, die die amerikanische Autorin Gretchen Rubin auf ihrem englischsprachigen Blog beschreibt: Alles, was weniger als eine Minute dauert, wird sofort erledigt. Und die meisten Handgriffe, auf die es beim Ordnunghalten ankommt – einen Geschäftsbrief abheften, die Kaffeetasse in die Spülmaschine räumen oder eine E-Mail in den richtigen Ordner einsortieren – dauern garantiert weniger als 60 Sekunden.
Wem ein gewisses Maß an kreativem Chaos hilft, beispielsweise beim Brainstorming auf bessere Ideen zu kommen, kann sich dafür einen eigenen Bereich schaffen: etwa einen Tisch, auf dem Papier und Buntstifte, ja vielleicht sogar Knete und Legosteine durcheinanderliegen. Diesen Trick nutzen sogar erfolgreiche Konzerne.
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