Die Fitnessbranche ist nach der herausfordernden Coronapandemie zurück auf dem Wachstumspfad. Laut Branchenreport Arbeitgeberverband für Fitness- und Gesundheitsanlagen (DSSV) 2024 zählt die Branche in Deutschland über 11,3 Millionen Mitglieder – fast wieder Vor-Corona-Niveau. Und das steigende Interesse der Menschen an Gesundheit und Longevity bietet weiteres Wachstumspotenzial. Für Moritz Mühleck ist dies der geeignete Zeitpunkt, seine Fitnesskette »FIT/One« zu verkaufen. In unserem Interview erklärt er seine Strategie und auch, warum er stattdessen an anderer Stelle expandiert und in welche Richtung sich der Fitnessmarkt entwickelt.
Herr Mühleck, Sie haben kürzlich Ihre Kette »FIT/ONE« verkauft – was war der ausschlaggebende Grund für diesen Schritt, und wie wirkt sich diese Entscheidung auf Ihre weitere Laufbahn als Unternehmer aus?
Der Verkauf von »FIT/ONE« war kein Abschied, sondern ein strategischer Schritt. Nach über zehn Jahren intensiven Aufbaus war es für mich an der Zeit, das Unternehmen in neue Hände zu geben, die es mit frischer Energie weiterentwickeln können. Ich bleibe weiterhin beteiligt – aber in einer anderen Rolle. Das ermöglicht mir, neue Projekte mit derselben Leidenschaft anzugehen, ohne dabei das Erreichte aus den Augen zu verlieren.
Während viele sich nach einem Verkauf zurücklehnen, expandieren Sie an anderer Stelle – was reizt Sie daran, gerade jetzt weiter zu wachsen?
Unternehmertum ist für mich kein Sprint mit Ziel, sondern ein kontinuierlicher, lebendiger Prozess. Ich liebe es, Strukturen zu entwickeln, Teams zu formen und Visionen in konkrete Ergebnisse zu übersetzen. Der Erwerb von acht »clever fit«-Studios ist kein Zufall, sondern ein bewusster, strategischer Schritt. Damit verfügen wir nun über insgesamt 30 Studios der Marke und ich sehe im Fitnessmarkt, insbesondere im Bereich regionaler Standorte, enormes unausgeschöpftes Potenzial.
Was mich besonders reizt, ist die Möglichkeit, bestehende Studios gezielt zu optimieren: durch klare Prozesse, modernes Equipment, ein inspirierendes Trainingserlebnis und vor allem eine starke Service- und Unternehmenskultur. Unser Konzept setzt auf Effizienz, Digitalisierung und emotionale Kundenbindung – mit dem Ziel, jedes Studio zu einem Ort zu machen, an dem Mitglieder gerne trainieren, sich wohlfühlen und langfristig bleiben.
Gerade jetzt zu wachsen bedeutet für mich, Verantwortung zu übernehmen – für Mitarbeitende, Mitglieder und für die Weiterentwicklung der Marke »clever fit« im lokalen Kontext. Es ist der richtige Zeitpunkt, um vorhandene Stärken weiterzuentwickeln und zukunftsfähige Standards im Fitnessbereich zu setzen.
Welche Learnings aus dem ersten Unternehmensaufbau fließen nun in Ihre neue Wachstumsstrategie ein?
Ich habe gelernt, wie wichtig schlanke Prozesse, eine klare Markenidentität und ein authentisches Team sind. Es geht nicht nur um Größe, sondern um Qualität und Nachhaltigkeit. Heute bin ich noch fokussierter, schneller in Entscheidungen und strategisch klarer. Und ich weiß, wie entscheidend es ist, nicht jeden Trend mitzugehen – sondern den richtigen Zeitpunkt zu wählen, um zu investieren.
Der Fitnessmarkt ist hart umkämpft und stark im Wandel – wo geht es hin und wie differenzieren Sie sich heute von der Konkurrenz?
Die Branche entwickelt sich weg vom reinen Gerätepark hin zu ganzheitlichen Lösungen. Menschen suchen heute mehr als nur ein Studio – sie suchen Motivation, Gemeinschaft und Lifestyle. Mein Ansatz ist es, Standorte zu schaffen, die emotional berühren, technologisch vorne sind und gleichzeitig effizient geführt werden. Die Kombination aus Nähe zur Zielgruppe und klarer Positionierung ist unser Vorteil.
Was war bisher die größte unternehmerische Herausforderung auf Ihrem Weg – und wie sind Sie damit umgegangen?
Die Corona-Zeit war sicher eine der größten Herausforderungen. Über Monate hinweg geschlossene Studios, Unsicherheit im Markt, gleichzeitig Verantwortung für hunderte Mitarbeiter – das war eine echte Belastungsprobe. Ich habe in dieser Zeit viel über Krisenführung gelernt: Ruhe bewahren, ehrlich kommunizieren und schnell handeln. Am Ende war es diese Zeit, die mein unternehmerisches Denken nochmal auf ein neues Level gebracht hat.
MK
Unser Gesprächspartner: Moritz Mühleck ist Unternehmer und Gründer. Neben der Fitnesskette »clever fit« gehören der Trampolinpark »Jump One« in Hannover und die Wellnessanlagen »WELL One« in Wien zu seinem Portfolio.
Bild: Moritz Mühleck