Der »Faktor Mensch« sorgt für höheren Umsatz

Der »Faktor Mensch« sorgt für höheren Umsatz

Die Zeiten, in denen das Unternehmen mit den höchsten Gehältern auch die besten Mitarbeiter binden konnte, sind scheinbar vorbei. Unternehmer stehen heute vor der Herausforderung, auch den menschlichen Bedürfnissen ihrer Belegschaft Rechnung zu tragen. Nicht wenige befürchten dabei, dass diese Entwicklung zu Lasten des wirtschaftlichen Erfolgs geht. Strategie-Expertin Stefanie Maasland erklärt in unserem Interview, warum genau das Gegenteil der Fall ist und wie auch kleinere Unternehmen von emotionaler Intelligenz als Umsatztreiber profitieren können.

Frau Maasland, ist es noch zeitgemäß, Mitarbeiter und ihre Arbeitsleistung als Mittel zum Erreichen der Unternehmensziele zu betrachten oder brauchen wir eine neue Sicht auf die Menschen im Unternehmen?

Natürlich ist die Arbeitsleistung der Mitarbeiter primär eine Ressource, die dazu dient, bestimmte unternehmerische Ziele zu erreichen. Den Mitarbeiter jedoch hierarchisch als Mittel zu betrachten, dessen Leistung mit der Bezahlung abgegolten ist, passt schon lange nicht mehr zu erfolgreichen und zukunftsorientierten Unternehmen. Unternehmer, die langfristig denken, achten heute darauf, dass die Menschen, die sie einstellen, vor allem von ihrer Persönlichkeit her passen. Schließlich ist der Mensch ein soziales Wesen, das vor allem im Zusammenwirken mit anderen sein volles Potenzial entfaltet. Gelingt das, steigert dies die allgemeine Zufriedenheit und davon profitiert das Unternehmen enorm: Zufriedene Mitarbeiter sind nicht nur motivierter, sondern auch produktiver und langfristig erfolgreicher.

Also brauchen wir neben den sachlichen Benefits und einer fachlichen Passung vermehrt eine Übereinstimmung von Werten und Wünschen?

Es sind in der Tat vor allem emotionale Kriterien, die die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber beeinflussen. Arbeitnehmer prüfen heute sehr genau, ob der Arbeitgeber zum eigenen Lebensentwurf passt und das nicht nur zu Beginn eines Beschäftigungsverhältnisses. Die eigene Zufriedenheit rangiert dabei weit oben auf der Prioritäten-Liste. Die entscheidenden Faktoren sind dabei allerdings nicht oberflächliche Kriterien wie Gehalt, Urlaubstage oder bestimmte Vergünstigungen – vielmehr geht es um die richtige Philosophie im Umgang miteinander.

Was kann ein Arbeitgeber tun, um persönliche Bedürfnisse der Arbeitnehmer mit den wirtschaftlichen Anforderungen des Unternehmens in Einklang zu bringen?

Erfahrungsgemäß ist es zunächst einmal sehr nützlich, ein Unternehmen nicht als lineare Funktionseinheit mit entsprechenden Abteilungen zu betrachten, sondern als menschliches Ökosystem. Wie in der Natur bestimmen auch im Unternehmen innere und äußere Einflüsse, ob das System reibungslos funktioniert oder nicht. Sind die Einflüsse positiv, kann das Unternehmen florieren. Sind die Einflüsse überwiegend negativ, kann es erheblichen Schaden nehmen. Im Mittelpunkt dieses Ökosystems befindet sich immer der Mensch und mit den richtigen Anreizen lässt sich die Entwicklung des »Faktor Mensch« auf ein Unternehmen optimal steuern.

Sie wollen damit aber nicht sagen, dass Obstkorb und Tischkicker möglicherweise doch für engagierte, motivierte und zufriedene Mitarbeiter sorgen?

Warum nicht, wenn das zum Unternehmen und den Menschen dort passt? Was die eigenen Mitarbeiter wirklich motiviert, findet man am besten durch eine fundierte Analyse heraus, die erkennt, was die Menschen brauchen, um einen guten Job zu machen. Denn wer ganz objektiv in sein Unternehmen hineinhorcht und emotionale Treiber wie Selbstbestimmung, Arbeitssinn, Kompetenzen und Einflussmöglichkeiten fördert, profitiert doppelt: Zum einen werden Zufriedenheits- und Bindungsraten in der Belegschaft steigen. Zum anderen zieht ein solches Klima weitere engagierte Mitarbeiter an, die einen positiven Einfluss auf das Team und den Unternehmenserfolg haben.

Im besten Fall erhebt eine solche Analyse nicht nur ein aktuelles Stimmungsbild, sondern bringt auch Empfehlungen mit, welche Maßnahmen sich für welche Zielgruppe im Unternehmen eigenen, um Stärken weiter zu stärken und die Schwächen zu schwächen.

Das klingt nach einem komplexen und teuren Unterfangen, das sich nur Großkonzerne leisten können.

Zum Glück ist das nicht so. Dank fortschreitender Digitalisierung, Automatisierung und der Möglichkeiten künstlicher Intelligenz haben auch mittelständische Unternehmen ohne, oder mit einer kleinen Personalabteilung, Zugang zu diesem Verfahren. Aus den Ergebnissen resultieren dann konkrete Vorschläge für Schulungen und Trainings, die genau zum Bedarf des Unternehmens passen. Ob Talente, Führungskräfte oder Teams: Die emotionale Intelligenz eines Unternehmens kann so auf allen Ebenen Nutzen bringen.

Worauf sollten Unternehmer achten, wenn sie sich entscheiden, diesen Weg zu gehen?

Ich empfehle darauf zu achten, dass ein solches Analyseverfahren zur Ermittlung der »Unternehmensreife« und davon abgeleitete Maßnahmen möglichst nah an der eigenen unternehmerischen Praxis gebaut sind.

Die richtige Maßnahme zur richtigen Zeit und die einfache Umsetzung der Erkenntnisse sind die Schlüssel zum Erfolg. Nur so behalte ich als Unternehmer die Steuerung in der Hand und kann sicherstellen, dass Ergebnisse, Handlungsempfehlungen und Umsetzung so aufeinander abgestimmt sind, dass sie wirken können. Schließlich ist nichts frustrierender, als wenn die schöne Theorie dem tatsächlichen Arbeitsalltag nicht standhält und neue wertvolle Erkenntnisse gleich wieder verpuffen – so wie es leider in vielen Firmen heute noch gang und gäbe ist.

MK

Unsere Gesprächspartnerin: Stefanie Maasland ist Organisationsentwicklerin und Business Coach bei PREDICTA | ME. Mit ihrer Expertise unterstützt sie Unternehmen dabei, die menschliche Seite des Geschäfts nachhaltig wirtschaftlich nutzbar zu machen.

Bild: Sandra Mulhi