»Die Rosenheim Cops« feiern Jubiläum: Produzent Alexander Ollig über den Erfolg der Serie

»Die Rosenheim Cops« feiern Jubiläum: Produzent Alexander Ollig über den Erfolg der Serie

Die ZDF-Krimiserie »Die Rosenheim Cops« hat nach 23 Staffeln längst Kultstatus erreicht. Jetzt feiert das Team mit der 555. Folge Jubiläum. Bis zu fünf Millionen Menschen pro Folge schauen zu, wie sich das Team um Kommissar Stadler um die obligatorische Leiche kümmert, während im Präsidium wirklich Wichtiges passiert – hier laufen die Fäden der menschlichen Geschichten zusammen, die das Herz des Formats, das von Bavaria Fiction produziert wird, bilden. Produzent Alexander Ollig war von Anfang an seit 2003 dabei und leitet die Geschicke der Serie. In unserem Interview verrät er, was den Erfolg des Formats ausmacht und er gewährt einen Blick hinter die Kulissen.

Herr Ollig, die Serie »Die Rosenheim Cops« gibt es nun seit mehr als zwei Jahrzenten, im Oktober erscheint die 555. Folge. Was macht das Format so erfolgreich?

Viele Faktoren. Die schöne Landschaft, tolle Schauspieler, Regie, Drehbücher, aber vor allem sind es die verlässlichen Geschichten, die wir erzählen. Der Zuschauer weiß sehr genau, was er bekommt. Es gibt keine Überraschungen – weder im negativen, noch im positiven Sinne – noch, dass wir für eine Pointe oder einen Gag das Format oder die Charaktere verraten, sondern wir liefern im Endeffekt ein unterhaltendes, fröhliches, erleichterndes Familienprogramm mit einem Krimi-Strang, der nicht auf Spannung oder Gewalt setzt, sondern eher wie ein Quiz bei der Frage nach dem Täter daherkommt. Es ist dieses Wohlgefühl, das wir den Zuschauern versprechen und das wir auch einlösen. Ich glaube, das ist ein großer Bestandteil des Erfolgs.

Das Serienkonzept scheint simpel. Doch im Hintergrund ist es ziemlich komplex mit sehr vielen Beteiligten und entsprechenden Kostenstellen. Welche Herausforderung ergibt das für Sie als Produzent?

Die größte Herausforderung ist die Drehbuchentwicklung, denn wir wollen Drehbücher, die genau das erfüllen, was wir dem Zuschauer versprechen: eine Krimi-Spannung zum Mitraten und einen Nebenstrang, einen Unterhaltungsstrang, der alltagstauglich ist, aber nicht klamaukig. Es sind Alltagsgeschichten, in denen man sich wiederfinden kann, die nicht irgendwie auf den Gag aufgesetzten Humor setzen, sondern wirklich auf eine Dramaturgie, die sich entwickelt.

Wie viele Autoren arbeiten an den Drehbüchern?

Wir arbeiten mit acht, neun Autoren zusammen. Wir brauchen für ein Buch ungefähr vier Monate und fünf bis sieben Drehbuch-Fassungen – manchmal mehr – bis das Drehbuch die Qualität erreicht hat, mit der wir produzieren wollen. Die Autoren sitzen bereits an den Büchern für nächstes Jahr. Wir benötigen diesen Vorlauf, damit die Szenen beim Dreh 100-prozentig sind. Wir wollen eine Qualität, damit fünf Millionen Zuschauer sagen: »Das will ich sehen«.

Streaming-Dienste wie Netflix haben die Sehgewohnheiten der Zuschauer verändert. Wie schätzen Sie die Zukunft des linearen Fernsehens ein und wie können Verantwortliche Schritt halten? 

Ich glaube, dass das lineare Fernsehen parallel zu den Streamingdiensten bleiben wird und gesellschaftspolitisch auch bleiben muss. Wir brauchen eine verlässliche Informations- und Kulturvermittlung, die funktioniert. Das lineare Fernsehen  muss auch Unterhaltung und Sport bieten, damit es mehrheitsfähig bleibt und damit lineares Fernsehen weiterhin funktionieren wird. Man sieht ja auch, dass es parallel funktioniert. Wir haben sehr gute Abrufe in der Mediathek, dort werden wir von rund einer halben Million Zuschauer wahrgenommen. Es gibt auch Abrufe bei YouTube, Sky und anderen Kanälen, wir haben im Netz eine hohe Akzeptanz.

 

»Ich glaube, dass das Bedürfnis nach guter Unterhaltung in allen Generationen und Gesellschaftsschichten bestehen bleibt.«
– Alexander Ollig –

 

Und wie schätzen Sie die Zielgruppenentwicklung in Zukunft ein?

Mit jüngeren Zuschauern könnte es natürlich schwierig werden, weil der Fernseher ausstirbt. Aber es wird dafür mehr über Tablets und Ähnlichem gehen. Ich glaube, dass das Bedürfnis nach guter Unterhaltung in allen Generationen und Gesellschaftsschichten bestehen bleibt.

Sie haben bereits unter anderem mit der Serie »Weißblaue Geschichten« Erfolge gefeiert. Woher kommt die Affinität eines Westfalen fürs Bayerische?

Der bayerische Dialekt und die bayerische Haltung haben etwas Liebevolles, Charmantes und etwas Ironisches, das ist ein Humor, der mir sehr liegt. Im Bayerischen kann man Dinge sagen, die man kaum ins Hochdeutsche übersetzen kann. In Bayern wird gerauft, in Bayern sagt man »Joa mei« – keiner weiß, was das genau heißt, aber irgendwie hat es eine Bedeutung.  Das macht mir sehr viel Spaß und dieser Humor kommt dem Format sehr entgegen.

Was würden Sie als Produzent realisieren, wenn Sie komplett freie Hand hätten?

Ich mache »Die Rosenheim Cops« seit über 20 Jahren mit Leidenschaft. Ich kann mir auch noch andere Dinge vorstellen, aber die »Rosenheim Cops« ist eine Marke, die ich sehr, sehr gerne mache und das Format hat sich weiterentwickelt. In den ersten Folgen gab es zwei bayerische Kommissare, einen Münchner und einen Rosenheimer, die gemeinsam ermittelt haben, es gab keine Rechtsmedizin und es gab keine Spurensicherung. Wir haben das Frauenbild modernisiert, dann eine Rechtsmedizin eingeführt, weil das beim Krimi üblich ist, es gehört mittlerweile zum Standard. Außerdem haben wir die »Spusi« und die KTU und einen Controller eingeführt. Wir haben das Kommissariat vergrößert, damit wir den Studioanteil erhöhen können, um dem Kostendruck der Produktion entgegenzukommen und das Format systematisch modernisiert.

Wir setzen uns einmal im Jahr zusammen und besprechen, was gut oder schlecht war und wo wir modernisieren müssen – auch bei den Figuren. Wir arbeiten als Team seit vielen Jahren vor und hinter der Kamera zusammen und auch die Abstimmung mit dem ZDF funktioniert reibungslos, kollegial und kongenial. Und der Erfolg gibt uns wohl Recht.

MK

Unser Gesprächspartner: Alexander Ollig war von 2003 bis 2008 Redakteur der Serien, ist seit 2009 Produzent bei Bavaria Fiction, Buch- und Theaterautor.

Bild: BAVARIA Pictures GmbH