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Extrembergsteiger über Mut, Risiko und gelingendes Leben

Rheinhold Messner im Interview mit Verleger Julien Backhaus.

 

Herr Messner, um Sie einordnen zu können: Verstehen Sie sich grundsätzlich als Künstler oder sind Sie ein Irrer, weil Sie so risikoreiche Dinge gemacht haben?

Ich bin der Kunst näher als dem Sport. Und ich bezeichne den Alpinismus als eine kulturelle Lebenserscheinung. Im Grunde ist es die Auseinandersetzung zwischen Menschennatur auf der einen und Bergnatur auf der anderen Seite. Um die Frage nach der Kunst auf die Spitze zu treiben: An einem Berg, der schon oft bestiegen wurde, versuchen wir stets eine Linie zu finden, die noch nicht geklettert wurde. Schließlich geht es uns nicht nur darum, den Gipfel zu erreichen. Diese gelegte Linie ist im Grunde genommen ein Kunstwerk. Man kann sie allerdings weder sehen, noch anfassen, noch verkaufen.

 

Wie kann man sich vor gefährlichen Fehleinschätzungen schützen?

Als traditionelle Bergsteiger setzen wir uns großen Gefahren aus. Jemand ist dumm, wenn er behauptet, das sei nicht gefährlich. Es ist gefährlich. Ein Berg ist allein schon deshalb gefährlich, weil er der Schwerkraft unterliegt. Es können Steine oder Eis herabstürzen. Wenn mir dann die Erfahrung fehlt einzuschätzen, wo diese Einschläge passieren können, kann ich beim Hochklettern sterben. Das ist ja die große Diskussion beim traditionellen Bergsteigen, die derzeit ins Hintertreffen gerät: Darf man das überhaupt tun? Darf man dort hingehen, wo man theoretisch umkommen könnte? Natürlich mit dem Ziel, nicht umzukommen. Nur dann handelt es sich um traditionellen Alpinismus. Wenn man andererseits alle Gefahren komplett ausschließen könnte, wäre es kein traditioneller Alpinismus. Das Bergsteigen wird seit über 30 Jahren immer mehr zu einem Sport. 90 Prozent klettern nur in der Halle. Und der Betreiber der Halle ist verantwortlich, dass Risiken ausgeschlossen werden. Da kann man gar nicht runterfallen – außer jemand verhält sich wirklich illegal. Aber dort in der Halle ist es ein Sport und ich kann an meine Grenzen gehen. Wenn ich allerdings in der Wildnis bin, darf ich keine Fehler machen. Sonst bin ich tot. Also werde ich dort immer unter meiner Leistungsgrenze handeln. Das Können ist des Dürfens Maß. Schon meine Natur verbietet mir, mich in Gefahren zu begeben, die ich nicht mehr kontrollieren kann. Bei den großen Bergen ist es heute so, dass über 90 Prozent der Menschen nur zehn zur Auswahl nehmen: Kilimandscharo, Aconcagua, Mount Everest, einige Achttausender, Mount Mckinley (heute Denali). Diese Berge sind heute so präpariert, um Touristen hochzubringen. Der Tourist sucht eine Infrastruktur, um irgendwo hinzukommen. Er will ein Hotel, auf dem Everest braucht er Lager, Betreuung und jemanden, der ihm die Bettflasche in den Schlafsack schiebt. Im Gegensatz dazu geht der Alpinist dort hin, wo…..

Dies ist nur ein Auszug aus dem aktuellen ERFOLG Printmagazin.

 

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Bild: Paul Kuchel