Die isländischen Fußballfans während ihres berühmten Wikinger-Jubels

Gründe für den sportlichen Erfolg der Isländer

Nach dem Überraschungserfolg bei der Europameisterschaft in Frankreich im vergangenen Jahr und dem Hype um den mittlerweile weltweit kopierten Wikinger-Jubel machen die Isländer die nächste Sensation perfekt und qualifizieren sich souverän als Gruppenerster für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Russland. Dabei ließen sie große Fußballnationen wie Kroatien, die Ukraine oder Türkei deutlich hinter sich. Nur 330.000 Einwohner zählt das Land und feiert dennoch international auch in anderen Sportarten Erfolge. Die Gründe des Erfolgs scheinen offensichtlich zu sein.

 

Nächste Sensation perfekt

Die isländische Nationalmannschaft hat es tatsächlich schon wieder geschafft, und zwar nicht irgendwie, sondern durchaus souverän. Bedenkt man, dass sich für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland jeweils nur die Gruppenersten der neun Qualifikationsgruppen direkt qualifizieren und in der isländischen Gruppe I so stolze Fußballnationen wie Kroatien oder die Türkei mitspielten, erscheint der Gruppensieg der Isländer noch imposanter.

Die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland ist die nächste Sprosse auf der Erfolgsleiter der isländischen Fußballnationalmannschaft. Lediglich 330.000 Einwohner misst die Insel mit der beeindruckenden Natur im hohen Norden, und dennoch hat die Truppe von Trainer Heimir Hallgrímsson einige tolle Fußballer hervorgebracht. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Nationen gibt es nicht den einen großen Star, ganz im Gegenteil: Das Land ist der Star, sowohl die Fußballer als auch die einzigartigen Fans.

Platz Land Spiele Punkte Torverhältnis
1. Island 10 22 16:7
2. Kroatien 10 20 15:4
3. Ukraine 10 17 13:9
4. Türkei 10 15 14:13
5. Finnland 10 9 9:13
6. Kosovo 10 1 3:24

Tabelle: Abschlusstabelle der Gruppe I der WM-Qualifikation

 

Zu dem weiteren Meilenstein in der isländischen Erfolgsstory hat ebenfalls die Politik beigetragen, denn auch die isländischen Handballer und Basketballer profitieren von der jahrelangen Sportförderung und feiern echte Achtungserfolge. Der Sportwettenexperte von wett24.com geht noch einen Schritt weiter und meint: „Ein Zufall ist das nicht. Der Erfolg der isländischen Nationalmannschaften hat sich über die Jahre abgezeichnet.“

Sportförderung auf der einen, ein sportbegeistertes Volk auf der anderen Seite erwecken aber noch nicht gleich automatisch eine derartige Erfolgsstory. Die Ergebnisse ausschließlich auf Glück zu reduzieren, würde der Entwicklung ebenfalls nicht gerecht werden. Die Gründe sind weit gefächert, zeichnen aber ein sympathisches und verständliches Bild des sportlichen Erfolgs der Isländer.

 

Sechs Gründe für den Erfolg der isländischen Fußballnationalmannschaft

So überraschend der Erfolg der isländischen Fußballnationalmannschaft, aber auch der Basketballer und Handballer in den letzten Jahren auch gewesen zu sein scheint, so gibt es doch einige Gründe, warum mit einer derartigen Erfolgskurve gerechnet werden konnte:

  • Das Scouting

Ein wesentlicher Vorteil, den eine Insel wie Island besitzt, ist, dass die Talente, die es zweifelsfrei in jeder Ecke der Erde gibt, nicht so schnell abgeworben werden und zu anderen Akademien oder Verbänden wechseln. Bei nur 330.000 Einwohnern und einer Besiedelung der Hauptstadt Reykjavík von über 60 Prozent der gesamten Einwohner kann eine punktgenaue und zielorientierte Förderung in einem Leistungszentrum an einem Standort sehr effektiv sein. Ebenfalls ist der Faktor Ablenkung auf einer von Wasser umgebenen Insel deutlich geringer als in den Metropolen Europas.

 

  • Die Bevölkerungszahl

Wie die Bevölkerungszahl und -dichte das Scouting erleichtert, so könnte sie andererseits auch negativ ausgelegt werden, weil der Pool an jungen talentierten Spielern natürlich geringer ist. Doch dreht man den Spieß um, gilt ebenso, dass die beschränktere Auswahl der Mannschafts- und Förderungszusammenstellung leichter fällt und die betroffenen Auserwählten umso intensiver und gezielter gefördert werden können.

 

  • Das Wetter

Was das Wetter mit der Erfolgskurve der isländischen Nationalmannschaften zu tun hat? Ganz einfach, es härtet ab. Wer sein Leben lang auf einer Insel trainiert hat, die in der Nähe des nördlichen Polarkreises liegt und auf der die Durchschnittstemperatur im Sommer lediglich 12 Grad Celsius beträgt, der gibt nicht so leicht auf. Diese Mentalität zeigt sich auch in den Spielen der Mannschaften. Die Spieler besitzen eine mentale und psychische Stärke, die im Profisport nicht zu unterschätzen ist.

 

  • Fantastische und außergewöhnliche Fans

Sie waren wahrscheinlich die größten Stars während der Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Die Rede ist von den isländischen Fans. Mit genügend Selbstironie („Hurra, das ganze Dorf ist da“) und ihrem mittlerweile weltberühmten Wikinger-Jubel sangen und jubelten sich die Isländer in die Herzen der Welt. Der Wikinger-Jubel erzeugte regelmäßig Gänsehaut und wurde mittlerweile von zahlreichen Fangruppierungen übernommen. Auch zur Europameisterschaft in Russland wird wieder – buchstäblich – das halbe Land erwartet, um seine Fußball-Helden zu unterstützen. Derartig außergewöhnliche und fantastische Fans geben natürlich auch den Fußballern Auftrieb.

 

  • Unzähmbare Feierbiester mit starkem Zusammengehörigkeitsgefühl

Die Isländer unterstützen ihre Mannschaft nicht nur bedingungslos, sie feiern auch sehr gerne. Ihre öffentlichen Partys finden häufig mit einem Großteil der Bevölkerung statt. Speziell bei sportlichen Großereignissen wie dem Public Viewing versammeln sich die Isländer in Scharen vor den riesigen Leinwänden. Der Erfolg der isländischen Nationalmannschaften, besonders im Fußball, zieht das ganze Land in seinen Bann und stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, was sich wiederum auch auf das Team überträgt. Da ist es nicht verwunderlich, dass die erfolgreiche WM-Qualifikation erneut zig Tausende auf die Straßen Reykjavíks lockte und bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde.

 

  • Gezielte Förderung

Die Freizeitmöglichkeiten sind auf einer Insel wie Island begrenzt. Deswegen ist die große Begeisterung für den Sport nicht besonders verwunderlich. Diese grundsätzliche Begeisterung und die guten Gegebenheiten sind die Grundpfeiler für die intensiven und gezielten Sportförderprogramme der Regierung, welche wiederum optimale Trainingsvoraussetzungen ermöglichen.

Der Erfolg der isländischen Sportler kommt aus den benannten Gründen daher gar nicht so überraschend. Dennoch ist die sportliche Leistung Islands mit Blick auf die verhältnismäßig sehr geringe Einwohnerzahl gar nicht hoch genug anzurechnen. Es bleibt abzuwarten, welche Rolle die Isländer bei der anstehenden WM spielen werden. Zumindest als neutraler Fan bleibt aber zu hoffen, dass Island und seine Fans der Fußballwelt möglichst lange im Turnier erhalten bleiben.

 

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