Mimi Lawrence: »Es reicht nicht aus, einen guten Content zu haben!«

Mimi Lawrence: »Es reicht nicht aus, einen guten Content zu haben!«

Mimi Lawrence hat rund 357.000 Follower auf Instagram (@mimilawrencefitness). Mit Übungen und Tipps, die sie auf ihrem Kanal veröffentlicht, will sie anderen dabei helfen, gesünder und motivierter zu leben und Schmerzen vorzubeugen. Uns hat Mimi im Interview verraten, welche Tipps ihr von ihrem Großvater mitgegeben wurden und warum das Influencer-Dasein oft ganz anders aussieht als es auf Social Media dargestellt wird.

Viele junge Leute haben heutzutage den Traumjob »Influencer«. Was war deine Motivation, diesen Berufsweg einzuschlagen?

Persönlich betrachte ich mich nicht als traditionellen »Influencer« – wenn, dann schon eher als »Sinnfluencer«. Diese Tätigkeit hat sich aus meinem Hauptberuf entwickelt, den ich immer noch täglich ausübe und der mich täglich mindestens acht Stunden beansprucht. Dieser besteht hauptsächlich aus Personaltraining, Physiotherapie, Coachings und der Leitung von Gruppenfitnesskursen. Mein Ziel ist es, die Welt ein kleines Stück besser und gesünder zu machen und dafür ist das Medium Social Media wie geschaffen. Dass mein Kanal binnen 2,5 Jahren so erfolgreich geworden ist, macht mich natürlich super glücklich, habe ich aber wirklich so nicht kommen sehen.

Schon in meiner Jugend und als junger Erwachsener lebte ich für den Sport und die Bewegung. Meine Eltern waren Wasserballspieler und meine Schwester und ich begannen früh mit dem Schwimmsport. Ich war sehr lange im Leistungssport Schwimmen aktiv. Als ich meinem Großvater nach einem Schlaganfall half, wieder auf die Beine zu kommen, wusste ich, dass ich Menschen mit Gesundheitsproblemen helfen möchte, wieder fit und gesund zu werden. Diese Leidenschaft wächst von Jahr zu Jahr. Und es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, wenn Menschen sich endlich wieder gut und schmerzfrei bewegen können, nachdem wir eine Zeitlang gearbeitet haben. Das ist meine Motivation; dafür mache ich das alles.

Außerdem arbeite ich gerne mit jungen Sportlern sowie mit gesunden und fitten Erwachsenen, die erst gar keine Schmerzen bekommen wollen.

Was hättest du zu Beginn deiner Karriere als Influencerin gerne gewusst? Für welche Tipps wärst du sehr dankbar gewesen?

Ich bin der Überzeugung, dass es wichtig ist, jungen Menschen klarzumachen, dass das Influencer-Dasein niemals als einziger Beruf betrachtet werden sollte. Ich habe erst vor kurzem dazu einen Vortrag bei meiner Nichte in der Klasse gehalten. Viele Menschen haben eine völlig falsche Vorstellung davon, was es bedeutet, Influencer zu sein. Um Menschen zu beeinflussen, muss man meiner Meinung nach für eine Sache brennen und bereit sein, dafür zu leben, ein Leben lang zu lernen, zu recherchieren und stets auf dem neuesten Stand zu bleiben. Authentizität ist dabei das Allerwichtigste. Du brauchst Durchhaltevermögen und Disziplin und wenn du es nicht schaffst, liegt es nicht am Algorithmus – dann bist du es. Denn um ein erfolgreicher Influencer zu sein, reicht es nicht aus, einen guten Content zu haben – da steckt viel mehr dahinter.

Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sollte ein Influencer vorweisen können, um erfolgreich zu werden?

Da schließe ich ein bisschen an dem Gesagten zuvor an. Erfolgreiche Influencer müssen authentisch, optimistisch und äußerst diszipliniert sein. Es gibt keinen Raum für eine 4-Tage-Woche. Du musst willig sein, 24 Stunden für diesen Job zu leben.

Inwiefern beeinflussen Influencer die Gesundheitsbranche?

Diese Frage ist von großer Bedeutung. Leider muss ich feststellen, dass viele Influencer die Branche in eine negative Richtung beeinflussen. Ich erhalte zahlreiche Anfragen von Unternehmen, die Produkte bewerben möchten, die, meiner Meinung nach, nicht gut sind – oder, sagen wir mal: eine reine Geldverschwendung. Einige dieser Firmen bieten beträchtliche Geldbeträge, um ihre Produkte zu bewerben und viele Influencer nehmen das Angebot an, ohne sich um die Qualität des Produkts zu kümmern. Ich selbst bin meinen Followern gegenüber ehrlich und sage ihnen, wenn ich der Meinung bin, dass ein Produkt nichts für sie ist, auch wenn ich mit dem Unternehmen zusammenarbeite und die Produkte grundsätzlich gut finde. Authentizität ist auch hier der Schlüssel. Leider bewerben viele Fitness-Influencer Saftkuren, Mahlzeitenersatz-Drinks und Abnehmpillen. Damit blenden sie die Menschen und wir alle wissen, dass verzweifelte oder auch bequeme Menschen alles kaufen, was Abhilfe verspricht.

Zudem stört mich der »Dress Code«: Ich habe mich bewusst dazu entschieden, mich nicht halbnackt zu präsentieren, da ich glaube, dass dies nicht hilfreich ist, insbesondere für Menschen, die sich nicht wohl in ihrer Haut fühlen. Solche Darstellungen können negative Gedanken verstärken, was ich vermeiden möchte. Ich möchte von den Menschen als sympathischer Mensch wahrgenommen werden, dem man sich gerne anvertraut. Denn genau so bin ich auch privat. Ich treffe natürlich auch schon viele Menschen auf der Straße, die Laurentius und mich wiedererkennen und uns dann auch ansprechen. Und alle sind immer so überrascht, wie sympathisch und normal wir sind. Da müssen wir immer schmunzeln, denn das ist für uns das schönste Kompliment.

In Bezug auf Fitness-Influencer habe ich gemischte Gefühle. Einige können hilfreich sein, während andere – meiner Meinung nach – potenziell schädlich sind; sowohl für den Körper als auch für die Psyche der Menschen. Zum Beispiel starten nicht wenige – ich habe es erst vor kurzem gesehen – sogenannte »Plank Challenges«. Wenn man dabei zusieht, denkt man: »Oje! Deine Handgelenke! Dein Rücken! Das kann nicht gesund sein, was du da tust!“ Oft haben diejenigen, die diese Challenges ins Leben rufen, wenig Fachwissen über solche Belastungen. Ich erhalte oft Nachrichten von Personen, die nach solchen Herausforderungen Probleme haben.

Zudem präsentieren solche Fitness-Influencer immer einen Lebensstil, den Lieschen Müller und Heinz Schmitz niemals haben werden. Ich meine, sind wir mal ehrlich: Wer von uns kann schon morgens um 8 Uhr erstmal eine Runde laufen gehen, Yoga machen oder ins Gym gehen, dann in Ruhe um 9:30 Uhr sich sein eiweißreiches Frühstück machen und danach Journaling betreiben? Bei den meisten Menschen beginnt der Morgen um spätestens 6 Uhr mit Stress – Stichwort: Kinder und Job. Ich würde mir wünschen, dass es statt reiner Präsentation mehr um fundierte Inhalte geht, die den Menschen wirklich helfen.

Influencer sind für viele Menschen gleichzeitig Vorbilder. Lässt du dich auch selbst durch andere Influencer beeinflussen oder hast du deine persönlichen Idole woanders gefunden? Wie gehst du mit Kritik um?

Mein Ehemann Laurentius hat mir sehr geholfen, mit Kritik in den sozialen Medien umzugehen. Als Film- und Werberegisseur mit über 20 Jahren Erfahrung gab und gibt er mir wertvolle Tipps. Konstruktive Kritik empfinde ich als sehr hilfreich, da ich dadurch wachsen kann. Allerdings musste ich zu Beginn viele Beleidigungen ertragen – merkwürdigerweise immer von Frauen, trotz des Bekenntnisses zum »Female Empowerment«.

Meine persönlichen Vorbilder waren immer mein Großvater, der leider verstorben ist, und mein Ehemann Laurentius. Mein Großvater hinterließ mir viele Weisheiten, die ich stets im Hinterkopf behalte:

  • Niemals aufgeben: Wenn jemand sagt, dass ich es nicht schaffe, beweise ich das Gegenteil.
  • Niemals lügen – Lügen fliegen immer auf.
  • Immer auf Augenhöhe kommunizieren.
  • Schweige, wenn du nichts zu sagen hast! Sprich, wenn du anderer Meinung bist!
  • Anders zu sein. ist großartig: If you follow the masses and cut the (m)asses – that’s what it is.

Mein zweites Vorbild ist mein Ehemann Laurentius – auch, wenn das vielleicht kitschig klingt. Laurentius hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, ruhig zu bleiben und sich von negativem Feedback nicht beeinflussen zu lassen. Dank seiner Unterstützung habe ich den Mut gefunden, eine Community von mittlerweile 357.000 Menschen aufzubauen. Ohne ihn gäbe es Mimi Lawrence nicht.

 

Bild: Laurentius Emmelmann