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Sabine Christiansen im Interview: Zukunft Kinder

Die Moderatorin und Unternehmerin setzt sich seit langem im Namen der Unicef für Kinderrechte ein. Ihre Sabine Christiansen Kinderstiftung kümmert sich um die psychologische Betreuung von Flüchtlingskindern in Deutschland.

 

Frau Christiansen, was hat Sie dazu bewogen, die Sabine Christiansen-Kinderstiftung zu gründen? Sie sind ja immer schon sehr karitativ engagiert

Ich habe durch mein langjähriges Engagement bei Unicef und anderen Stiftungen viel für Kinder in Not überall auf der Welt bewegen können. Doch ist die Not vor der eigenen Haustür mindestens genauso wichtig. Hier kam sie in der Vergangenheit oft versteckter und verschämter daher, nicht sofort und offensichtlich: Kinder, die ohne Frühstück in die Schule kamen. Flüchtlingskinder ohne Eltern, die plötzlich in Deutschland strandeten, Gewalt an Mädchen, die diese aus Angst nicht angezeigten – all das und mehr hat mich dazu bewogen, die Kinderrechte, zu denen wir uns in der UN-Konvention verpflichtet haben, auch mit eigener Kraft umzusetzen.

 

Was waren Ihnen bisher Ihre schönsten Errungenschaften, die Sie mit der Stiftung realisieren konnten?

Wir haben weit vor den heutigen Flüchtlingsströmen bereits eine umfassende Hilfe für die unbegleiteten Minderjährigen begonnen. Wir haben zusammen mit dem Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge Kinder in die Schulen gebracht, wichtige psychologische Programme gefördert, damit sie ihre traumatischen Erlebnisse besser verarbeiten können und vieles, vieles mehr. Angesichts der heutigen Zahlen ankommender Flüchtlinge, von denen jedes 10. ein unbegleitetes Kind ist, stehen wir vor großen Herausforderungen.

 

Können Sie sich viel Zeit für die Stiftungsarbeit nehmen? Sie sind nach wie vor beruflich sehr eingebunden, als Unternehmerin und als Aufsichtsrätin bei Hermes Europe und Freenet.

Ich nehme mir, trotz vieler Aufgaben im Unternehmen, aber auch in den Aufsichtsräten, nach wie vor sehr viel Zeit für die Stiftungsarbeit, kümmere mich in dieser besonders schwierigen, aktuellen Situation in Deutschland  um mehr Gelder, mehr Projekte für die Flüchtlingskinder. Sie sind die Leittragenden, die auf dem Land- und Wasserweg teilweise monatelang unterwegs waren – in eine ungewisse Zukunft. Die Bilder von den Bahnhöfen in Ungarn, aus Calais, den Lagern überall zeugen von der Dringlichkeit, etwas zu unternehmen.

 

Was wünschen Sie sich für Ihre Stiftung in der Zukunft? Haben Sie bestimmte Ziele?

Die Ziele sind mehr gemeinschaftliche Projekte, getragen von vielen und damit auch in der Bevölkerung breiter getragen. Wir sehen derzeit ja – neben den hässlichen und fremdenfeindlichen Aktionen, vor allem sehr viel Hilfsbereitschaft in Hamburg zum Beispiel oder gerade wieder in München. Das ist ein wunderbares Zeichen. Aber es geht um den Erhalt dieser Solidarität und die Integration der Kinder in Schulen und Ausbildung. Wir wollen zudem die Kraft des Sports mehr nutzen, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, die Kinder im Team zu fördern.

 

Meinen Sie, in Deutschland sollte die Popularität von Stiftungen und deren Engagement noch steigen – wie beispielsweise in Amerika?

Der Stiftungsgedanke ist in den USA weit mehr verbreitet als hierzulande, da der Staat für viele gemeinschaftliche Aufgaben nicht in dem Maße aufkommt wie bei uns. Angesichts der Völkerwanderungen, die derzeit auf Europa zukommen, müssen wir den gemeinschaftlichen Gedanken mehr fördern. Unsere Gesellschaft ist so gut, wie das, was wir aus ihr machen – nicht eine Regierung oder Gesetze. Wir benötigen allerdings steuerliche und unbürokratische Hilfe seitens der Politik, um mehr freiwillige Hilfe zu bekommen.

 

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Das Interview wurde zuerst 2015 im Sachwert Magazin (ebenfalls Backhaus Verlag) veröffentlicht

Bild: TV21