Dropshipping galt lange als das ultimative Einsteiger-Modell im E-Commerce. Mit wenig Kapital und ohne eigenes Lager schnell ein florierendes Business aufbauen – so zumindest die Theorie. Doch wer wirklich langfristig erfolgreich sein will, muss weiterdenken, weiß Mario Amadori aus eigener Erfahrung, denn er ist selbst diesen Weg gegangen. Mit seinen Coachings zeigt er jetzt anderen, wie aus einfachen Produkten echte Marken werden. In diesem Interview spricht der Branded E-Com-Profi über seinen Werdegang, die größten Fehler im E-Commerce und warum es nötig ist, die eigenen Skills aufs nächste Level zu heben.
Herr Amadori, Dropshipping gilt bereits für viele als ein Geschäftsmodell, das den Weg zum schnellen Reichtum ebnet. Inwiefern deckt sich das mit Ihrer Erfahrung?
Das ist einer der größten Irrtümer über Dropshipping! Viele stellen sich vor, dass sie mit wenig Aufwand schnell reich werden, aber die Realität sieht anders aus. Klassisches Dropshipping funktioniert langfristig nicht, weil es extrem leicht zu kopieren ist. Jeder Anfänger kann mit ein paar Klicks den gleichen Shop mit den gleichen Produkten aufbauen. Dazu kommt, dass die meisten Menschen klassische Dropshipping-Stores mittlerweile sofort erkennen – lange Lieferzeiten, austauschbare Produkte und Standard-Designs sind offensichtliche Warnsignale für Kunden. Deshalb verschwinden die meisten Dropshipping-Stores so schnell, wie sie gekommen sind. Wer wirklich ein nachhaltiges E-Commerce-Business aufbauen will, muss weiterdenken.
Sie setzen auf Branded E-Com. Wie genau funktioniert das Geschäftsmodell eigentlich – und wie sind Sie selbst dazu gekommen?
Branded E-Commerce ist die Weiterentwicklung von klassischem Dropshipping. Anstatt generische Produkte aus China zu verkaufen, geht es darum, eine echte Marke aufzubauen.
Der Ablauf ist in mehreren Phasen gegliedert:
1. Start mit Dropshipping: Man testet Produkte, ohne direkt in Lagerbestand zu investieren.
2. Gewinne reinvestieren: Sobald ein Produkt gut läuft, wird es individuell gebrandet – mit Logo, hochwertiger Verpackung und besseren Materialien.
3. Eigenes Lager und Skalierung: Anstatt auf lange Lieferzeiten aus China zu setzen, wird das Produkt in großen Mengen eingekauft und in einem Lager in Deutschland aufbewahrt, um schneller an die Kunden zu liefern.
Genau diesen Prozess bin ich selbst gegangen. Mein erster großer Erfolg kam mit einem Gelnagel-Set, das ich in der Pandemie verkauft habe. Doch ich wusste, dass es kein langfristiges Produkt war. Danach habe ich einen Edelstahl-Shaker gefunden, das Konzept weiterentwickelt und meine Marke aufgebaut. Heute sind wir eine der größten Trinkflaschen-Marken in Deutschland.
Sie sind seit Jahren in der Branche tätig. Was denken Sie, worauf Ihr Erfolg im E-Commerce beruht?
Mein Erfolg basiert auf drei entscheidenden Faktoren:
- Durchhaltevermögen: Ich habe anfangs viele Fehler gemacht, Geld verloren und falsche Entscheidungen getroffen – aber ich habe nie aufgegeben. Stattdessen habe ich aus meinen Fehlern gelernt und immer wieder optimiert.
- Reinvestition und langfristiges Denken: Viele Dropshipper machen am Anfang ein paar Tausend Euro Gewinn und geben es für Luxusgüter aus. Ich habe meine Gewinne konsequent in bessere Produkte, Branding und Skalierung investiert.
- Erfahrung & Anpassungsfähigkeit: Ich habe viel in Coachings und Weiterbildungen investiert, um nicht nur aus meinen eigenen Fehlern zu lernen, sondern auch von anderen erfolgreichen Unternehmern. Das hat mir geholfen, mich ständig weiterzuentwickeln und mein Business auf das nächste Level zu bringen.
Heute kann ich mein Wissen weitergeben, weil ich den Weg von Dropshipping zu einer echten Branded E-Commerce-Marke selbst gegangen bin.
Gab es einen Moment in Ihrer Karriere, in der Sie realisiert haben, dass Sie »es geschafft« haben?
Es gab nicht den einen Moment, sondern viele kleine Meilensteine, die mich erkennen ließen, dass ich auf dem richtigen Weg bin.Einer der bedeutendsten war, als ich meinen ersten sechsstellig profitablen Monathatte. In dem Moment wusste ich: Ich habe eine funktionierende Strategie, die nicht nur mir, sondern auch anderen helfen kann. Ein weiterer Schlüsselmoment war, als ich mein Produkt endlich so optimiert hatte, dass es nicht mehr kopierbar war. Ich hatte den Edelstahl-Shaker, der später die Basis meiner Marke wurde, komplett überarbeitet, eigene Spezifikationen eingebaut und eine Marke geschaffen, die echten Wiedererkennungswert hat. Aber »geschafft« habe ich es nie wirklich – ich sehe es eher so, dass es immer ein nächstes Level gibt, das ich erreichen will.
Wer heutzutage den Schritt in die Selbstständigkeit wagen will, findet zahlreiche Coaching-Angebote. Doch wann ist es überhaupt sinnvoll, einen Dropshipping-Coach hinzuzuziehen? Und auf was sollten Einsteiger bei der Auswahl eines Coaches achten?
Ein Coaching kann sehr viel Zeit und Geld sparen, aber nur, wenn es von jemandem kommt, der nachweislich selbst erfolgreich ist.
Ein guter Zeitpunkt für ein Coaching ist, wenn jemand:
– den richtigen Start sucht und nicht Wochen oder Monate mit Fehlern verschwenden will,
– bereits einen Shop hat, aber nicht weiß, warum die Verkäufe ausbleiben,
– den nächsten Schritt gehen will und von Dropshipping zu einer eigenen Marke wechseln möchte.
Doch Achtung: Nicht jeder Coach ist seriös!
Es gibt viele, die nur Geld mit Coachings verdienen, aber selbst keine erfolgreichen Shops haben. Deshalb sollte man immer darauf achten, dass ein Coach echte Ergebnisse vorweisen kann. Ich bin einer der wenigen, die ihre Shop-Umsätze öffentlich auf Instagram und YouTube zeigen.
Ein guter Coach sollte:
– nachweislich selbst erfolgreiche E-Commerce-Marken aufgebaut haben,
– kein reiner »Theorie-Coach« sein, sondern sein Wissen aus der Praxis weitergeben,
– seine echten Umsätze und Erfolge offenlegen.
Ich habe über 530 Kunden betreut und zeige täglich Echtzeit-Einblicke in meinen eigenen Shop – genau das macht den Unterschied!
Mittlerweile sind Sie sowohl im E-Commerce als auch als Dropshipping-, beziehungsweise Branded E-Com-Coach erfolgreich. Der Status quo allein scheint Sie also nicht zufrieden zu stellen. Haben Sie schon die nächsten Ideen in der Schublade?
Ja, es gibt klare Pläne für die nächsten Wachstumsschritte. Meine weiteren Planungen sind:
- Meine Marke IceDrop auf zwei Millionen Euro Monatsumsatz skalieren und parallel einen potenziellen Exit vorbereiten,
- Mein Coaching-Unternehmen für Angestellte, die einen Online-Shop aufbauen wollen, noch größer machen und dabei mit den Kunden gemeinsam Marken entwickeln, anstatt nur Wissen zu vermitteln.
- Neben IceDrop eine weitere E-Commerce-Marke von Null an aufbauen, um erneut zu zeigen, wie man eine echte Brand skaliert.
Das Ziel ist es, nicht nur mein eigenes Business weiterzuentwickeln, sondern auch anderen dabei zu helfen, nachhaltige und skalierbare Marken aufzubauen.
Unser Gesprächspartner:
Mario Amadori ist als Inhaber von Unternehmen wie TheAmadorian, der Amadori Holding und der IceDrop GmbH bekannt. Zudem möchte der Branded E-Com-Coach andere dabei unterstützen, ebenfalls einen florierenden Online-Shop aufzubauen.
Beitragsbild: Adrian Wieschollek
AS (L)