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„Du musst dein Unternehmen wie ein Großunternehmen behandeln“

Kris Bursuc war einer der beiden Gründer der Saigara GmbH.  Das Erfolg Magazin hat sich mit ihm darüber unterhalten, wie sich die Firma in Europa zum E-Commerce-Gigant entwickelt hat.

Erfolg Magazin: Unternehmer, die sich heute mit neuen digitalen Geschäftspraktiken auseinandersetzen, stolpern schnell über zwei Begriffe: Dropshipping und Amazon-FBA. Gehen beide Wörter in dieselbe Richtung?

Kris Bursuc: Nein. Bei Amazon-FBA wird die Ware vollständig vorfinanziert und das volle Risiko liegt beim Hersteller. Dropshipping bietet dagegen die Möglichkeit, Waren zu verkaufen, ohne diese vollständig vorfinanzieren zu müssen.

Erfolg Magazin: Wann haben Sie das erste Mal von Amazon-FBA erfahren?

Kris Bursuc: Ich habe durch Zufall das Telefongespräch eines Geschäftsfreundes mitgehört, in dem es um Amazon FBA ging. Ich wollte meinen Ohren nicht trauen. Als engagierter Unternehmer wollte ich nun selbst eine Firma über diesen Vertriebsweg aufbauen. Mit meinem Geschäftspartner Nicola Erne gründete ich die Saigara GmbH, die zu Beginn lediglich Müslibecher über das FBA-System verkaufte. Die Becher ließen wir günstig in China produzieren und anschließend in das Lager von Amazon nach Deutschland transportieren. Da fängt allerdings die Arbeit für uns Händler erst an. Denn wir müssen intelligente Marketingstrategien entwickeln, damit möglichst viele Kunden auf das Produkt aufmerksam werden.

Erfolg Magazin: Welches Ziel haben Sie damit verfolgt, als Sie einen eigenen Onlineshop einrichteten?

Kris Bursuc: Unser Ziel war es, potenzielle Kunden auf Facebook über Werbeanzeigen zu erreichen. Es ist ein klarer Vorteil, dass Facebook die Interessen seiner Nutzer kennt und unsere Anzeigen genau an die richtige Zielgruppe ausspielen kann. Trotzdem müssen wir Händler die Zielgruppen genau analysieren und den Content entsprechend anpassen, damit die Werbung zielgerichtet ausgespielt wird und triggert. Für uns lohnte sich das Konzept. Nach eineinhalb Jahren machten wir etwa 11 Millionen Euro Umsatz.

Erfolg Magazin: Warum haben Sie sich Strukturen in China aufgebaut?

Kris Bursuc: Du musst dein Unternehmen wie ein Großunternehmen behandeln, lange bevor es tatsächlich eines ist. Dazu gehörte nicht nur, unsere Liefer- und Vertriebsprozesse unabhängig zu gestalten, sondern auch das eigene Warenlager, Qualitätssicherung und die Videoproduktion direkt in China. Ich bin Pragmatiker und Realist – darum versuchte ich schon damals parallel zu Amazon eine Shop-Software zu finden, die auch ohne ein Expertenteam einsetzbar wäre. Mit dem Shopify-System fand ich die passende Software.  Der Grund: Wer bisher Amazon als Plattform nutzte, musste vom Hersteller erstmal zu Amazon und von da aus weiter zum Kunden. Wir wollten den Zwischenschritt ausklammern und direkt aus China zum Kunden liefern lassen – Dropshipping eben. Wir fanden einen Manager für unser China-Geschäft, der den Versand direkt aus China an den Endkunden plant.

Erfolg Magazin: Mittlerweile handelt Ihr Unternehmen viele Winner-Produkte. Was sind das?

Kris Bursuc: Das sind Waren, die bei den Kunden sehr gut ankommen und sich schnell und günstig verkaufen lassen. Unser Unternehmen war zu einem der umsatzstärksten Dropshipper Europas geworden und mit seinen Millionenumsätzen und Gewinnen ein beliebter Übernahmekandidat. Im Jahr 2018 wurde die Firma an die Schweizer Balluun AG verkauft. Balluun gilt als Marktführer für Online-Messen und bietet daher ideale Voraussetzungen, um neue Shops und Marktplätze auszubauen.

Erfolg Magazin: Wie gestaltet sich nun die Arbeitsaufteilung?

Kris Bursuc: Mein Ziel war stets, ortsunabhängig arbeiten zu können. Wir hatten damals schon keine Büros mehr und erledigten alles ortsunabhängig. Nicola und ich beraten derzeit die Schweizer weiter zu neuen Produkten, Online-Marketing sowie E-Commerce-Aufbau und -Entwicklung. Mich fasziniert diese Welt des Handels und Marketings. Man muss den Markt täglich beobachten und zeitnah auf neue Trends reagieren. Ich bin neugierig und lernbereit, was mir viele Türen in der Unternehmenswelt geöffnet hat und mich letztendlich finanziell unabhängig gemacht hat. So schön ist die neue Welt des Internets.

 

Bild: privat