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Das Gehirn defragmentieren, um Gewitter im Hirn zu vermeiden

Von Manfred Behrendt

Wir können nicht abstreiten, dass wir sehr oft ein Gewitter im Hirn haben. Entscheidungspflichten, Einordnung diverser Meinungen, Einstellungen zu Themen und viele andere Dinge, die uns täglich begleiten. Ich bewundere das Computerprogramm defragmentieren. Unser Hirn ist doch ebenfalls eine Festplatte. Fragmentieren bedeutet, dass sämtliche Eindrücke, die wir bekommen, im Hirn verstreut sind. Unser Hirn füllt sich oft mit, nennen wir es ebenfalls mit Datenmüll. Wir haben den Computer mit dem System defragmentieren „beauftragt“, so dass automatisch gewisse Denkblöcke in unserem Hirn zusammengestellt werden, geordnet werden und zur Wiederfindung abgespeichert werden. Wir müssten doch, genau wie der PC es automatisch kann, Gedankenmüll aussortieren und erkennen, was wichtig erscheint, zusammengepackt wird und uns Ziele und Ergebnisse zeigen kann. Unser Hirn kann und möchte eigentlich auch, Zusammenhänge erkennen und wenig Arbeit haben. Vergessen wir bitte nie, dass das Hirn ein großer Energieverbraucher ist. Es sind nur 2% unserer Körpermasse, aber 20-25 % des Energiebedarfs wird vom Hirn genutzt. Zunächst deckt unser Hirn egoistisch seinen Bedarf; erst dann teilt es den Bedarf an andere Organe auf. Ob wir uns deshalb als höchstentwickelte und denkende Spezies Lebewesen bezeichnen? Säugetiere nutzen dagegen nur 3-5% Energie für ihr Hirn. Wir besitzen 100 Milliarden Neuronen, die Nahrung in Form von Energie benötigen. Doch, wir können schon stolz darauf sein. Wenn uns also Gott oder wir uns durch Evolution Hirn und Intelligenzgene angeeignet haben, müssen wir uns doch die Frage stellen, warum wir diese nicht vernünftig nutzen oder wir müssten Gott Fragen stellen. Wir beschäftigen uns mit über 60.000 Gedanken am Tag. Davon sind mindestens 70% negativ. Hilft hier auch dieses Defragmentieren des Hirns? Nehmen wir jedoch zunächst dies ernst, was uns der französische Schriftsteller Francis Picabia (1879-1953) nannte:

„Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.“

Es hilft und wir bleiben nie einseitig in unserer Gedankenwelt und könnten bzw. sollten auch Glaubenssätze hinterfragen. Was meine ich überhaupt mit der Defragmentierung? Zu Goethes Zeiten nennen wir ca. 80.000 Wörter als Wortschatz. Heute sind es so ungefähr 400.000. Damit wir uns vernünftig unterhalten können, benötigen wir doch bestimmt nicht mehr Wörter wie Goethe damals. Hier meine ich nicht den wissenschaftlichen Fortschritt und Neuerfindungen, sondern den Umgang miteinander in Vernunft. Verstand oder Intelligenz bedeutet nicht, dass wir vieles kennen oder definieren können, sondern handeln können und müssen zum Wohle der Menschheit. Genau dieses fragmentieren und defragmentieren kann der PC automatisch und wir könnten etwas erlernen, weil wir bzw. einige Wissenschaftler es programmiert haben. Überflüssiges raus damit, Pakete zusammenpacken in Schubladen und nur bei Bedarf aktivieren, aber vorrangig sollten wir die Schublade im Hirn die Vernunft und des Verstandes zum Wohl primär beachten. Suchen wir uns also die Nähe zu Gedanken und Argumenten von, ich sage Philosophen und werten diese aus bzw. scheuen wir uns nicht, diese neu zu formulieren. Es ist kein Diebstahl an Gedankengut, sondern hilfreich für dieses „seltsame Heute“. Scheuen wir uns nicht, auch aus dem Bösen zu lernen. Wir besitzen das Potenzial dazu und müssen damit umgehen können. Wir stellen uns vor die Gremien der Welt und nennen nur, dass wir dieses oder jenes verurteilen, verhängen irgendwelche Strafzölle oder unterbrechen den Handel gegen die, die wir Regime nennen und treffen das Volk. Gleichzeitig rüsten wir auf und fühlen uns stark, wenn wir in der Lage sind, die Welt fünfmal vernichten können und der Feind eventuell nur ein oder zweimal. Lassen sich diese Gedanken auch defragmentieren? Der französische Philosoph und Nobelpreisträger für Literatur Henri Bergson (1859-1941) gab uns nachdenklich mit auf den Weg:

„Wer scharf denkt, wird Pessimist, wer tief denkt, wird Optimist.“

Unsere heutige Zeit gibt doch Anlass, dass es stimmt. Lasst uns also vieles aus dem Hirn bewusst defragmentieren und nutzen wie der Computer es kann und wir daran arbeiten, gewisse Speicherlücken der Vernunft zu überlassen. Das Gehirn ist und bleibt hungrig. Wir besitzen das Potenzial, damit die Verfechter einer Apokalypse keinen Aufwind bekommen.

 

 

Viele weitere Ideen und Gedanken zu diesen Themen in den Büchern von Manfred Behrendt.

 

 

 

 

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